Fußball

Das Derby als Orgie an Ballfehlern: Wenig Klasse bei Austria und Rapid

War es nur Zufall oder steckt doch mehr miteinander? Drei Tage, nach dem Rapid, Sturm Graz und LASK den Aufstieg in die Gruppenphase der Europacupbewerbe schafften, gelang ihnen kein Sieg. Rapid schaffte im Wiener Derby bei der Austria nur ein 1:1 (0:1), Sturm Graz brachte in der Südstadt gegen Admira die Pausenführung nach einem Zaubertor von Manprit Sarkaria nicht über die Distanz, musste sich mit dem 1:1 (0:1) zufrieden geben. Der LASK verlor das erste Oberösterreich-Derby in der Bundesliga seit elf Jahren in Ried trotz klarem Chancenplus 0:1 (0:1), erzielte in sechs Runden nur fünf Tore. Enttäuschend in Wien auch der Besuch: Nur 11.035 Zuschauer, in Ried waren es 7300. Das heißt in der Generali-Arena blieben über 6000 Plätze frei. Sicher, weil die Austria-Chefetage keinen freien Kartenverkauf zuließ. So verhinderte sie zwar mehr Rapid-Fans auf den Tribünen, andererseits verzichtete sie auch auf Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Ob  sich Violett das in ihrer finanziellen Situation so locker leisten kann?

Superstimmung herrschte nur vor dem Anpfiff bei den Austria-Fans. Speziell alx die violdtte Legende Andi Ogris aus dem Spielertunnel kam. Auf der Vidiwall stand willkommen z´Haus, aus den Lautsprechen erklang ein Hit von Peter Gabriel, die „Heroes“. Held Ogris, bis 2019 Trainer der Young Violets, verstärkt künftig die Scouting-Abteilung. Mit Anpfiff gab´s auf der ausverkauften Fantribüne eine violett-weiße Choreographie, die beeindruckender war als nachher die Leistungen bei der Mannschaften. Wenn man will, kann man von einem intensiven Derby sprechen, aber ebenso berechtigt auch von zu wenig Klasse, von einer Orgie an unnötigen Ballfehlern, viele ohne in Bedrängnis zu sein.  Gelungene Ballstafetten und Angriffe hatten Seltenheitswert. Austrias Führung fiel nach 33 Minuten quasi aus dem Nichts: Nach einer abgefälschten Flanke von Eric Martel kam Derbydebütant Lukas Mühl vor Rapids Tormann Paul Gartner frei zum Schuss (Bild oben). Austria hatte durch die Ausfälle von Benedikt Pichler und Alexander Jukic wegen eines Magen-Darm-Virus auch personell wenig Alternativen. So spielte erstmals von Beginn Noah Ohio, ohne beweisen zu können, wirklich ein Rohdiamant zu sein, wie er angekündigt wurde. Marco Djuricin kam zu keinem gefährlichen  Torschuss.

Rapid blieb weit von der Leistung in Luhansk entfernt: „Die Batterien sind schon ziemlich leer“, entschuldigte Trainer Didi Kühbauer nachher seine Spieler. Ercan Kara gelang beispielsweise gar nichts, deshalb kam auch sein Austausch gegen den Japaner Koya Kitagawa. Eine Konstant ist derzeit Marco Grüll: Die Neuerwerbung aus Ried traf im fünften Siel hintereinander. Daher fiel auch Rapids Ausgleich durch einen Derbydebütanten. Nach der ersten gelungenen grün-weißen Flanke im Spiel kurz nach der Pause köpfelte er ins lange Eck, ließ Austrias Verteidiger Georg Teigl schlecht aussehen. Grüll erzielte in den bisherigen 13 Pflichtspielen Rapids immerhin sieben Tore und machte nach Schlusspfiff eine neue Erfahrung: Weil er bei einer Diskussion mit Referee Harald Lechner den Ball wegschoss, kassierte er die gelbe Karte, obwohl das Match schon beendet war. So etwas war ihm zuvor noch nie passiert. Er wusste gar nicht, das so etwas möglich ist.

Mit dem Unentschieden kann weder die Austria noch Rapid gut leben: „Mir ist schlecht, wenn ich die Tabelle anschaue“, gestand Austrias Trainer Manfred Schmid im „Sky“-Interview, der Willen und Einsatz seiner Mannschaft nichts absprechen wollte.  Nur vier Punkte nach sechs Runden ohne Sieg, das gab es in der violetten Klubgeschichte noch nie. Der schlechteste Start aller Zeiten, jetzt zwei Runden hintereinander Letzter. Rapid hinkt in der zweiwöchigen Ligapause als Vierter hinter Ried auch seinen Ansprüchen hinterher: Mit acht Punkten zehn hinter Red Bull Salzburg, drei hinter Sturm, punktegleich mit Wolfsberg und Aufsteiger Austria Klagenfurt. Neuigkeiten gibt´s von Rapids Europa League-Gegner: West Ham, Sonntag von Tottenham als Tabellenführer der Premier League abgelöst, holte von Chelsea den 26 jährigen Innenverteidiger Kurt Zouma. Der Franzose kostete 29 Millionen Euro Ablöse. Dinamo Zagreb verlieh den defensiven Mittelfeldspieler Kristjan Jakic an Eintracht Frankfurt.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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