Dienstag schaffte der WSG Tirol vor gerade knapp 1300 Fans am Innsbrucker Tivoli mit der 4:0-Gala gegen den LASK den Klassenerhalt in der Bundesliga. Einen Tag darauf kam für Wacker Innsbruck, für viele Tiroler Fußballfans auch in der zweiten Liga eher der Herzensklub als der WSG Tirol, wahrscheinlich das Ende mit Schrecken. Nicht einmal überraschend verweigerte der Protestkomitee der Bundesliga in zweiter Instanz aus finanziellen Gründen die Zulassung zur zweiten Liga. Im Winter drängt sich der 33 jährige frühere Regionalliga-Fußballer Kevin Radi (Bild oben) und ein zehn Jahre jüngerer Partner (Bernhard Dornauer) geradezu danach, den Klub zu übernehmen. Das schaffte er, weil er sich irgendwie genug Stimmen sicherte,die ihm auf der Generalversammlung die Mehrheit brachten. Aber was dachte er sich dabei? In Tirol kursiert der Spruch, dass nicht einmal ein Cent zum Vorschein kommen würde, wenn man Radi auf den Kopf stellt.
Allein schon seine Reaktion auf die verweigerte Zulassung beweist die Blauäugigkeit des Präsidenten. „Wir prüfen alle Möglichkeiten und Lösungsansätze, um binnen der nächsten acht Tage gegen das Urteil Einspruch einzulegen“, heißt es in der Aussendung. Und weiters: „Sofern es uns gelingt, Lösungen zu erarbeiten, werden wir selbstverständlich versuchen, diesem dem Schiedsgericht vorzulegen und so die Zulassung für die zweite Spielklasse zu erwirken“ Bis zu Radi scheint e sich nicht herumgesprochen zu haben, dass dem neutralen Schiedsgericht als dritte und letzte Instanz keine neuen Unterlagen vorgelegt werden dürfen. Im Rückblick auf seinen Einstieg im Jänner muss man sich auch fragen, warum er die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen russischen Investor Michail Ponomarew beendete ohne eine Alternative zu Hand zu haben. Ponomarew hat zwar keinen guten Ruf, um es höflich auszudrücken, soll aber, wie man hört, seinen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen sein. Wenn auch nicht immer fristgerecht.
Radi phantasierte etwas von drei Millionen Euro, die der deutsche Unternehmer Thomas Kienle einzahlen sollte. Ein leeres Versprechen. Jetzt will Radi auch richtungsweisende Entscheidungen treffen, damit Wacker Innsbruck eine Zukunft in der Regionalliga West habe. Die kann es nur geben, wenn der Amateurbetrieb gerettet werden kann. Aber den belasten auch nicht unerhebliche Verbindlichkeiten in Höhe von 970.000 Euro. Die Profi-GmbH ist mit 1,9 Millionen verschuldet. Das Crash-Szenario erinnerte sehr an das des FC Tirol vor 20 Jahren nach dem Meistertitel mit zehn Punkten Vorsprung unter dem späteren deutschen Weltmeister-Teamchef Jogi Löw mit „Stani“ Tschertschessow im Tor und Torjäger Radoslaw Gilewicz. Josef Geisler, Tirols Landeshauptmann-Stellverteter fand in der Tiroler Tageszeitung drastische Worte: „Das Glücksritterum hat ein Ende“. Kommenden Dienstag soll es einen „Wacker-Krisengipfel“ zwischen Geisler, Innsbrucks Bürgermeister und Tirols Landesverbandspräsident (Sepp Geisler) geben.
Freitag bestreitet Wacker Innsbruck das erste seiner vier letzten Zweitligaspiele in Pasching gegen die OÖ Juniors. Irgendwie bezeichnend. Weil die LASK-Filiale freiwillig darauf verzichtet, weiter Zweitligist zu sein, nächste Saison mit Amateuren in der Regionalliga Mitte weiter macht. Wacker Innsbruck droht sogar in der zweiten Klasse zu landen, wenn der Konkurs des Amateurbetriebs nicht abgewendet werden kann. Bisher fünf Spieler entschlossen sich wegen der ausgebliebenen Gehaltszahlungen zum Vertragsaustritt. Einer fand schon einen neuen Klub: Der 22 jährige Mittelfeldspieler Raphael Galle wechselt in die Südstadt zur Admira. Dort ist mit Michael Baur ein Spieler aus der Tiroler Meistermannschaft beim Finanzcrash 2002 Co-Trainer.
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