Fußball

Das erste Kopftor macht Schobesberger noch teurer

Samstag im Züricher Derby zwischen dem FC Zürich und Grasshoppers siegte ein Djuricin, Sonntag im Wiener auch. Zuerst Sohn Marco, dann  Vater Goran. Am Letzigrund gewann Marco mit Grasshoppers gegen den FC Zürich 4:0 (1:0), holte einen Elfmeter heraus, den die Nummer neun  selbst souverän zum dritten Treffer verwandelte. Am Triumph hatte auch Österreichs Teamkeeper Heinz Lindner mit einer sensationellen Reaktion bei 0:0 seinen Anteil. Das sahen am Letzigrund 17.787 Zuschauer. Genau 3598 mehr als einen Tag später im Wiener Derby im Happel-Stadion Rapids 1:0, den ersten grün-weißen Derbysieg seit 7. August 2016, dem 4:1 im Prater.

Durch das  erste Kopfballtor von „Pfitschipfeil“ Philipp Schobesberger in seiner Karriere, bei dem er gar nicht auf das Tor köpfeln wollte, sondern nach einer Flanke von Louis Schaub für Giorgi Kvilitaia weiterleiten wollte. Die geplante  Vorlage des nur 1,76 Meter großen Schobesberger entwickelte sich zum Goldtreffer, zum ersten Derbysieg für Goran Djuricin als Rapid-Trainer im dritten Anlauf sowie für Sportchef Fredy Bickel im vierten. Aber er „verlor“ auch mit den drei Punkten. Denn der Preis für die von Rapid  angestrebte Vertragsverlängerung mit Schobesberger stieg mit dem Derbysiegestor sicher. Bickel hätte schon bis Sonntag tief in die Kassa  greifen müssen, um den Oberösterreicher halten zu können, nach Schobersbergers Derbyleistung, mit der er nicht nur wegen des Tors eigentlich der auffälligste Spieler am Platz war, aber sicher noch tiefer. Das sind die Gesetze im Fußball.  Bei Schobesberger nur an sein grün-weißes Herz zu appellieren, wird die Wirkung verfehlen. Da spielt auch eine Rolle, dass er sich während seiner Leidenszeit mit der Knieverletzung nicht immer optimal betreut fühlte. Daher ist er jetzt, was auch sein gutes Recht ist,  Profi durch und durch, nützt aus, nicht nur in Hütteldorf, sondern auch in Salzburg und im Ausland gefragt zu sein, pokert um den bisher besten Vertrag seiner Karriere. Daher ließ er sich nachher  beim „Sky“-Interview auch nichts über seine Zukunft entlocken, keine Präferenzen erkennen. Ganz lächelndes Pokerface.

Mitreissend war das Wiener Derby keinesfalls. Referee Robert Schörgenhofer, der einmal Rot und siebenmal Gelb zeigte, übersah je einen Elfmeter. Zunächst ein Foul von Austrias Kapitän Raphael Holzhauser an Schobesberger, im Finish ein Hands von Rapids Kapitän Stefan Schwab, der einen Freistoss von „Kollegen“ Holzhauser mit dem Ellbogen abwehrte. Der auf die rote Karte von Innenverteidiger Galvao für ein Torraubfoul an Christoph Monschein folgte. Der mit  seinem Kurzeinsatz im Finish die Aufstellung von Trainer Thorsten Fink in Zweifel zog: Mit seinen ersten zwei Aktionen erzeugte er mehr Gefahr als andere violette Offensivspieler in den ganzen 94 Minuten. Also war es vielleicht ein Eigentor von Fink, der weiter auf seinen ersten Heim-Derbysieg warten muss, im Finish den 21jährigen Inder Manprit Sakaria sein Bundesligadebüt feiern ließ, Monschein für den  Cupschlager gegen den Erzrivalen am Mittwoch aufzuheben.

Auch Rapids Aufstellung sorgte für Diskussionen. Der Brasilianer Joelinton, eine Woche zuvor Goldtorschütze gegen St. Pölten, musste zu Gunsten von Kvilitaia auf der Bank bleiben. Half sicher nicht, das für einen Stürmer so wichtige Selbstvertrauen bei Joelinton zu stärken. Djuricin begründete die Umstellung vor allem damit, dass Kvilitaia von allen Rapid-Stürmern die größten Qualitäten im Strafraum habe. Aber dann vergab der Georgier  zwei Chancen, führte somit Djurcins Argument ad absurdum. Auch der Sager des Trainers, dass er Steffen Hofmann am liebsten von Beginn an spielen lassen würde, wirkte nicht sehr glaubhaft. Warum sitzt er ihn dann nur auf der Tribüne? Die Begründung mit den zu vielen Ausländern zieht nicht. Zumal Bickel und Djurcin die Verpflichtung von drei neuen Ausländern zu verantworten haben. Die letzte, der Norweger Veton Berisha, sorgte nach seiner Einwechslung im Derby für den Ballverlust zu Austrias Konter, der zum Torraub von Galvao führte.

Rapid machte durch den Derbysieg zwei Punkte auf Meister Red Bull Salzburg gut, der in der Südstadt bei der Admira mit dem 1:1 (1:1) nocht gut bedient war, wie auch Trainer Marco Rose zugab. Sein Kollege Ernst Baumeister  wunderte sich: „So den Meister zu beherrschen wie wir nach der Pause ist nicht alltäglich. Aber wir brauchen fünf Chancen für ein Tor,  Salzburg nur eine.“ Auf Salzburg fehlen Rapid drei Punkte, auf Tabellenführer Sturm Graz weiter sechs, Austria schon zehn. Aber Rapid muss nächste Runde in Hütteldorf mit der Herausforderung der Admira fertig werden. Drei Tage nach dem Cupschlager gegen Austria. Wenn dort Violett die Revanche gelingt, wäre das sicher der wertvollere Sieg als der in der Bundesliga. Wenn nicht, bleibt es beim trostlosen Oktober: Bisher drei Niederlagen in drei Spielen, nur ein Tor erzielt, aber sieben kassiert. Rapids Torhüter Richard Strebinger spielte hingegen schon dreimal hintereinander „zu null“.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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