Das war der erste Schritt von Sturm Graz, im Europacup zu überwintern. Nach dem eigentlich ungefährdeten 1:0 (1:0) gegen Rakow Tschenstochau in Sosnowitz, dem ersten Auswärrtssieg im Europacup seit 12 Jahren, kann man sich nicht vorstellen, dass die Grazer nach sechs Gruppenspielen nicht vor Polens Meister steht. Weil sich Rakow über weite Strecken fast wie eine“tote Mannschaft“ präsentierte. Legia Warschau hinterließ im August bei den Qualifikationsspielen zur Conference League gegen die Wiener Austria sicher einen stärkeren Eindruck. Wirklich gut bei Rakow war nur der bosnische Tormann Vladan Kovacevic, der mit starken Reaktionen seine Mannschaft im Spiel hielt, wodurch bis zur 94. Minute Sturm eigentlich unnötig zittern musste. Weil die Chancen, für klare Verhältnisse zu sorgen, vertan wurden.
Der dänische U 21 Teamspieler William Böving (Bild), im August 2022 um 2,2 Millionen Euro vom FC Kopenhagen geholt, bestätigte sich als „Mister Europacup“ von Österreichs Vizemeister. Er traf schon letzte Saison beim 2:2 gegen Lazio im Olympiastadion von Rom zweimal, erzielte heuer in der Qualifikation zur Champions League bei der 1:3-Heimpleite gegen PSV Eindhoven das Führungstor, brachte Sturm auch beim 1:2 gegen Sporting Lissabon in Führung. Diesmal war es sein erstes Siegetreffer für die Grazer. Wie zwei Wochen zuvor gegen die Portugiesen traf er mit links aus 15 Metern ins lange Eck. Da reichte diesmal: „Weil die Defensive besser funktionierte als zuletzt“, behauptete Böving im ORF-Interview.
Wie gegen Sporting ließ Trainer Christian Ilzer seine Mannschaft im 4-2-3-1 mit Szymon Wlodarczyk als einziger Spitze agieren. Der Pole fiel in seiner Heimat nur mit einem Kopfball auf. Mit dem ersten Sieg holte Sturm Portugals Tabellenführer Sporting ein. Denn die Grün-Weißen aus Lissabon verloren im Stadio Avalade gegen Atalanta Bergamo 1:2 (0:2). Der zweite Sieg der Italiener, die vor einem Jahr Rasmus Höjlund für insgesamt 20 Millionen aus dem Vertrag bei Sturm freikauften und ihn heuer um 75 Millionen an Manchester United abgaben. Atalanta, derzeit Fünfter der Serie A, bestätigte sich damit als Gruppenfavorit, wird am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag, in Graz gastieren. Für eine Überraschung braucht Sturm in drei Wochen sicher mehr als ein Böving-Tor.
Für österreichische Legionäre gab es in der Europa League keinen Sieg. Ex-Teamkeeeper Cican Stankovic erreichte mit AEK Athen daheim ein 1:1 (0:1) gegen Ajax Amsterdam, wurde nur durch einen Elfmeter bezwungen. Philipp Lienhart verlor mit Freiburg daheim gegen West Ham nach einem schweren Fehler von Tormann Noah Atubolu 1:2 (0:1). Junior Adamu spielte bis zur Pause, Michael Gregoritsch gehörte wegen seiner Wadenverletzung nicht zum Kader. Was Österreichs Teamchef Ralf Rangnick nicht gerne hörte.
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