Fußball

Das fünfte Traineropfer: Bei Admira herrscht Flyeralarm

Jetzt hat Österreichs Bundesliga die deutsche in Sachen Trainerwechsel übertroffen: Einen Tag nach dem vierten folgte mit einem Paukenschag bei Admira der fünfte. Damit hat sich die Hälfte der Klubs während  dieser Saison von ihrem Trainer vorzeitig getrennt, was im Weltmeisterland noch nicht passierte. In der Südstadt gab es keine sportliche Not, mit der man wie einen Tag zuvor in Mattersburg den Wechsel plausibel hätte erklären können: Auch ohne UEFA-Lizenz sah die sportliche Bilanz bei Oliver Lederer durchaus zufriedenstellend aus. Letzte Saison führte er mit Ernst Baumeister als offiziellen Chef  die als Abstiegskandidat gestartete Admira sensationell auf Rang vier und in die Europa League-Qualifikation. Die Doppelbelastung tat der Admira zu Saisonbeginn gar nicht gut, aber dennoch gelang noch der Sprung auf Platz sechs, neun Punkte vom Tabellenende entfernt. Das ist wirklich kein Grund, den Trainer freizustellen, egal ob man Lederer mag oder ihm skeptisch gegenüber steht.

Vollzogen hat den Schritt am dritten Tag seiner Ära der iranische Manager-Neuling Amir Shapourzadeh. Eingesetzt vom Sponsor der Admira, Flyeralarm. Eine Online-Druckerei mit Stammhaus in Würzburg und einer Österreich-Niederlassung in Wiener Neudorf. Flyeralarm herrscht jetzt offenbar imwahrsten Sinne des Wortes  in der Südstadt. Nicht Präsident Philipp Thonhauser, Geschäftsführer Christoph Lichtnegger oder Baumeister, seit dieser Saison Sportchef. Und offenbar auch nicht Ex-Präsident Hans Werner Weiss, von dem es bisher hieß, er  dirigiere aus dem Hintergrund noch immer die Admira, ohne ihn gehe in der Südstadt weiter gar nichts.

Flyeralarm  stellt mit Gerhard Bügler auch den Aufsichtsratschef der Admira. Shapourdazeh, der vier Länderspiele für den Iran bestritt, zuletzt Standby-Profi  beim Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers war, begründete die seltsame Entscheidung  mit einem neuen Impuls, den man  nach der Ausgliederung der Profiabteilung  in eine GmbH auch sportlich setzen wollte. Etwas Nachhaltiges solle mit Lederers Nachfolger Damir Buric auf der Trainerbank geschaffen werden. Solche hochtrabenden Worte und Pläne hörte man  in der Südstadt schon einmal aus dem Mund eines Iraners. Majid Pishyar hieß 2005 der  Geschäftsmann, der viel versprach und wenig hielt. Wie auch später in der Schweiz bei Servette Genf.Das hätte fast das Ende der Admira bedeutet. Hoffentlich wiederholt sich das nicht jetzt.

Mit Buric auf Admiras Trainerbank reduziert sich der Anteil der österreichischen Trainer in der obersten Spielklasse auf fünf. Nur die  Hälfte der Vereine setzt auf rot-weiß-rot.  Die bisherige Trainerkarriere von Buric läßt sein Engagement auch nicht gerade als zwingend erscheinen: Von 1988 bis 2000  spielte er in Deutschland bei Waldhof Mannheim, Freiburg und Gladbach. Ein guter Techniker im Mittelfeld, nicht gerade zweikampfstark. Als Trainer arbeitete er ab 2005 sechs Jahre lang in Freiburg als Assistent der Vereinsikone Volker Finke und seines Nachfolgers Robin Dutt. Mit Dutt arbeitete  er dann 37 Spiele lang bei Leverkusen, ab 2013 bei Werder Bremen über 45 Partien. Weder in Leverkusen  noch in Bremen gab es für den eloquenten Butt und Buric eine gute Nachred´, in Sachen Werder kann man sich bei den österreichischen Legionären erkundigen. Als Chef arbeitete er eine Saison lang in seiner Heimat bei Hajduk Split. Nach Platz drei musste er letzten Sommer gehen. Was hat er, was  österreichische Kandidaten nicht hatten? Diese Frage drängt sich geradezu auf.

Ebenso die, wieso Baumeister  noch Mitte Dezember nach Admiras letztem Spiel im Jahr 2016, dem 2:2 in St. Pölten davon redete, überzeugt zu sein, dass Lederer trotz Angebot von Altach auch im Frühjahr Admira-Trainer sein werde. Gestern meinte er, man habe im Dezember mit mehreren Kandidaten verhandelt, sich dann für Buric entschieden. Sehr groß kann die Überzeugung nicht gewesen sein, wenn schon mit möglichen Lederer-Nachfolgern verhandelt wurde. Lederer blieb in der Südstadt statt ins Ländle zu wechseln. Wie er jetzt weiss, war das die falsche Entscheidung. Einen Tag nach seinem 39. Geburtstag musste er gehen. Nicht gerade die feine englische Art, dieses verspätete „Geburtstagsgeschenk“. Jetzt ist Baumeister überzeugt, dass die Art, wie Buric über Fussball denkt, ideal zur jungen Admira-Mannschaft passt.

 

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