So groß kann der violette Trainereffekt gar nicht sein, dass die Austria Samstag in Graz mit einem Sieg gegen Sturm Rapid noch zum Sprung in die Meisterrunde verhilft. So dürfte sich der am Sonntag im „Kurier“ von Austria-Präsident Frank Hensel geäußerte Wunsch nach zwei Wiener Derbys im Frühjahr nur dann realisieren lassen, wenn Rapid die Qualifikationsrunde gewinnt und als Siebenter im Play-off zunächst daheim den Fünften besiegt und dann gegen den Vierten mit Hin-und Rückspiel um einen Platz für die Europa League kämpft. In der derzeitigen Austria-Verfassung muss man aber zweifeln, ob es zu Platz vier reichen wird.
Eine fast aussichtlose Lage für Rapid. Selbst wenn die Austria in Graz einen Punkt schafft, dann müsste Rapid Hartberg mit fünf Toren Differenz bezwingen, um die bessere Tordifferenz zu haben. „Wir haben in den letzten zweieinhalb Monaten vieles richtig gemacht“, kommentierte Sportchef Fredy Bickel Sonntag in Mattersburg nach dem 1:2 die prekäre grün-weiße Lage, „in diesem Match aber zu vieles weniger gut als die Sieger“. Selbst wenn man das „Lob“ für zweieinhalb Minute so stehen lässt, drängt sich doch ein Widerspruch auf. Möchte man dem durchaus sympathischen Schweizer zurufen: Zweieinhalb gute Monate sind nach 30 schlechten einfach zu wenig! Und von den 30 seit der Eröffnung des Allianz-Stadions fallen 24 in die Ära Bickels.
Man muss sich nur die Aufstellung gegen Mattersburg anschauen, um zu sehen, dass da in Sachen Personal zu viel falsch lief, Rapid daher nicht dort steht, wo der Verein hingehört: Zu Beginn sassen mit Veton Berisha, Andrij Ivan und Aliou Badji drei Legionäre auf der Bank, die eigentlich geholt wurden, um Rapid weiter zu helfen, torgefährlicher zu machen. Badji muss man als „Last Minute“-Kauf Anfang Februar ausnehmen, der hat noch die sogenannte „Schonfrist“ von 100 Tagen. Aber Berisha und Ivan nicht mehr. Wenn sie in einem entscheidenden Match nicht zur Startelf gehören, dann sagt das etwas über die Qualitäten. Auch bei Berisha nur zwei Runden nach dem so wichtigen Führungstor des Norwegers gegen Salzburg. Beide sind ebenso Bickel-Einkäufe wie Mateo Barac, der nicht zum Kader gehörte oder Rückkehr Srdjan Grahovac, der zum Unterschied von Berisha, Ivan und Badji nicht eingetauscht wurde. Andrija Pavlovic,ebenfalls ein Bickel-Kauf, vergab den Matchball, hat bisher zu wenig gebracht. Und Christoph Knasmüllner bestätigte wieder einmal den Ruf des Schönwetterfussballers. Wenn das Spiel im Laufen ist, dann hat er richtig starke Szenen. Wenn aber gefragt ist, einen Rückstand aufzuholen, auch zu fighten, dann taucht er zu oft ab.
Wenn Rapid nächsten Sonntag nicht den Sprung unter die ersten sechs schafft, wovon derzeit auszugehen ist, dann nicht wegen der Niederlage im Mattersburg. Dann liegt es mehr an den Ergebnissen vom Herbst, zum Teil vor Kühbauers Ära, die verhinderten, dass Rapid sein Schicksal in der letzte Runde des Grunddurchgangs selbst in der Hand hat. Einige Beispiele: In Hütteldorf 1:1 gegen Altach, 0:0 gegen Wolfsberg, 0:2 gegen St.Pölten. Allein sieben Punkte, die in diesen drei Partien noch unter Goran Djuricin liegen blieben. Und mit Kühbauer dann 0:3 in Hartberg, 1:3 in Wolfsberg.
Der größte Fehler, den Rapid begehen könnte, wäre zu glauben, dass es ein Selbstläufer wird, die Qualifikationsrunde für sich zu entscheiden, Rang sieben zu belegen. Ein Highlight könnte es aber doch geben: Die Premiere von Zoran „Zoki“ Barisic auf der Trainerbank des neuen Allianz-Stadion, falls er Altach zusagt. Dann allerdings als Gegenspieler seines Freunds Kühbauer.