Fußball

Das grüne Licht der Politik für die Bundesliga kam zu spät

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel  machte nie ein Geheimnis daraus, dass Österreich bei den Lockdown-Maßnahmen gegen Corona drei Wochen Vorsprung auf den großen Nachbarn hat. Trotzdem beginnt die deutsche Bundesliga nach der Corona-Pause bereits in vier Tagen, in Österreich erst zwei Wochen später mit dem Finale des Uniqa-Cups. Das sind Tatsachen, die eine Frage geradezu provozieren: Warum verwandelte sich der  österreichische Vorsprung beim Zusperren in einen Rückstand bei der gesicherten, schrittweisen Öffnung in Richtung Alltag? Diese Worte wählte Gesundheitsminister Rudolf Anschober Dienstag Vormittag bei einer Pressekonferenz mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler,ÖFB-Präsident Leo Windtner, Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer und Austrias Sportvorstand Peter Stöger, als er das grüne Licht der Politik zum Neustart der Bundesliga verkündete: Ab Freitag ist Mannschafstraining erlaubt, wenn sich alle Spieler zuvor dem Corona-Test unterziehen, es gibt auch keine Einwände gegen die Terminpläne der Bundesliga. Anschober und Kogler lobten ausdrücklich die Kultur des Ermöglichens, die in den Verhandlungen zwischen Politik und der Bundesliga entstanden sei. Jetzt kann sich die Politik zurückziehen, wird aber die Entwicklung genau verfolgen.

Das klingt alles wunderbar. Aber entspricht nicht ganz den Tatsachen: Das grüne Licht aus der Politik kam ganz einfach zu spät. Sie zieht sich zurück, hat aber zwei Wochen Zeit durch ihre Angstparolen, die auch nach Ostern  weiter gingen. verschenkt. Denn in Wahrheit gibt es keine entscheidenden Unterschiede zwischen dem ersten Konzept der Liga, das vom Gesundheitsminiterium nicht akzeptiert wurde, und dem bei der Einigung präsentierten. Wer Anschober so hörte, musste den Eindruck bekommen, ihm sei es vor allem darum gegangen, nicht das Ligakonzept anzunehmen, sondern Handlungen zu setzen, um es als gemeinsames mit klarem Kurs verkaufen zu können Das kostete unnötig Zeit. Und darum beginnt die Bundesliga erst Anfang Juni statt Mitte Mai. Weil der Politik offenbar der Mut fehlte, dass Österreichs Bundesliga die erste gewesen wäre, in der wieder der Ball rollt.

Für Anschober spielen die Klubärzte beim Trainingsstart die wichtigste Rolle, Weil sie quasi ein Gesundheitstagebuch führen, vor jedem Training  bei jedem Spieler Fieber messen müssen. Stand alles auch im urspünglichen Konzept der Liga. Ebenso die wissenschaftliche Überwachung des Neustarts, die Dienstag so gelobt wurde, bereits ein Thema war. Was ist also der wesentliche Unterschied? „Wir haben eine eigene Gruppe geschaffen“, behauptete Ebenbauer. Die Liga hatte vorgeschlagen, dass nur ein neu infizierter Spieler in Quarantäne muss. Anschober bestand ursprünglich darauf, dass beide Mannschaft sowie die Schiedsrichter isoliert werden müssen, wenn dies im Zuge des Spielbetriebs passiert. Der gefundene Kompromiss. Es muss zwar weiterhin die ganze Mannschaft in Quarantäne, aber in Wahrheit nur der infizierte Spieler. Die anderen dürfen weiterhin ihrem Beruf nachgehen, also trainieren und auch spielen, sofern die Corona-Tests negativ bleiben. Das bedeutet mehr oder weniger: Sie dürfen zwar nicht einkaufen gehen, aber trainieren und spielen.  Kann man das als klaren Kurs bezeichnen?  Da ging es doch nur darum, irgendein Zeichen zu setzen, um ein Argument für den unnötig provozierten Zeitverlust zu haben.

Ein einwöchiges Quarantäne-Trainingslager wie derzeit in Deutschland vor dem Neustart, ist in Österreich nicht vorgesehen. Klar, dass aus den Bundesligaklubs kein kritisches Wort nach der Einigung zu hören war. Alle sind froh, spät, aber doch Klarheit bekommen zu haben: „Wir werden alles dafür tun, um der großen Vorbildwirkung und Verantwortung gerecht zu werden“, versprach Salzburgs Sportchef Christoph Freund. Zoran Barisic sprach als Rapid-Geschäftsführer in Sachen Sport von klaren Perspektiven, die man jetzt habe, und einem Datum auf das man hinarbeiten könne. Aber nicht davon, dass es kein nachvollziehbares Argument gibt, warum die Politik dafür nicht schon Ende April sorgte. Barisic war auch zufrieden, weil jetzt für alle Klubs die gleichen Voraussetzungen herrschen.  Stöger, der seit letzten Freitag bei den Gesprächen dabei war, versicherte, alles, was in dem Konzept verlangt werde, sei umsetzbar: „Das ist schon täglicher Usus!“ Dann fragt man sich schon, warum die Politik so lange brauchte, um das zu erkennen. Wahrscheinlich haben auch die Recht, die dies nur als Beweis vom fehlenden Stellenwert des Sports in Österreich sehen. In Deutschland ist er höher.

Das wird man sicher auch erkennen, wenn es um den nächsten Schritt geht. Der müsste sein, eine begrenzte Anzahl von Tuschauern wieder in die Stadien zu lassen, die Geisterspiele zu beenden. Die Diskussion darüber begannen Montag Sturm Graz-Präsident Christian Jauk, der zum Aufsichtsrat der Bundesliga gehört, und Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Was sie nicht aussprachen, aber Fakt ist: In den Öffis ist der Abstand der Menschen garantiert nicht so groß als er es in den Stadien wäre, wenn nur jeder vierte Sitz verkauft wird. Noch dazu unter freiem Himmel und nicht in einem geschlossenen Raum. Die Bedenken von Tabellenführer LASK, weiter zu spielen, bestehen auch nicht mehr. Das versichrte Dienstag Vizepräsident Jürgen Werner.

Meist gelesen

Nach oben