Fußball

Das offene Visier ist gefragt! Was Foda besser nicht tun sollte

Für einen Teamchef, der von seinen 31 Spielen 20 gewonnen hat, in den letzten acht Partien ungeschlagen blieb, in dessen Ära 54 Tore erzielt und nur 28 kassiert wurden, die EM-Qualifikation und der Aufstieg in die Nations League geschafft wurden, wird Franco Foda ziemlich kritisch gesehen. Wie man manchen Kommentaren nach den ersten zwei Spielen in der WM-Qualifikation entnehmen konnte. Die Vorwürfe gehen in die Richtung, dass Österreich mit diesem Potenzial viel attraktiver spielen müsste, ein Unentschieden in Schottland einer Niederlage gleich kommt usw. Aber so wie man ihn kennt, wird sich der 54 jährige davon nicht beirren lassen. Nicht groß darum kümmern, was in den Fanforen so alles steht. Wobei das kein Fehler sein muss. Er will sich nur für seine eigenen Ideen, die er konsequent durchzieht, kritisieren lassen, nicht für die von anderen. Das hat etwas für sich.

Daher will Foda das Heimspiel gegen Gruppenfavorit Dänemark gar nicht besonders bewerten. Sieht zum Unterschied von seinem sechs Jahre jüngeren dänischen Kollegen Kasper Hjulmland, der in den neun Spielen seiner  Ära auf einen Punktschnitt von 2,11 kam. (der von Foda liegt bei 2,06) nicht von einem möglichen ersten Matchball reden. Als den würde Hjulmland der in der Saison 2014/15 als Trainer von Mainz nach nur 24 Spielen gehen musste, einen dänischen Sieg sehen. Das hat etwas für sich. Bei einer Heimniederlage oder schon einem Unentschieden muss sich Österreich wohl von seiner Hoffnung verabschieden, als Gruppenerster direkt das  WM-Ticket zu schaffen. Sondern darauf setzen, das via Play-off zu erobern. Aber Österreichs Team hat die Qualität, Dänemark daheim zu bezwingen, sollte den Mut haben, mit offenem Visier zu agieren. Das sah auch Österreichs Rekordspieler Andreas Herzog Montag Abend im „Talk aus Hangar sieben“ bei Servus TV so. Sah ein Problem bei Dänemark, dass sich Spielmacher Christian Eriksen bei Inter Mailand und Trainer Antonio Conte nicht wohl fühlt und dies abfärben konnte.  Muss aber nicht sein. Auch Aleksandar Dragovic fühlt sich in Leverkusen überhaupt nicht wohl. Aber trotzdem ließen seine Leistungen in den letzten zwei Partien nicht zu wünschen übrig.

Foda erwartet bei Dänemark die Israel-Besetzung, beschrieb sie als Mannschaft, die sowohl früh attackiert, aber sich auch mitunter zurückzieht, um auf Konterchancen zu warten. Der Schlüssel zum Erfolg wäre es, die dänischen Flügelzange mit Leipzig-Legionär Yussuf Poulsen und Martin Braithwaite von Barcelona in den Griff zu kriegen. Da werde auf Österreichs Außenverteidiger viel Arbeit zu kommen. Auf Stefan Lainer und wen noch? Foda sollte gegenüber dem Sieg gegen Färöer nicht zu viel umstellen. Aber auf keinen Fall Kapitän David Alaba wieder aus dem Zentrum abziehen, auf die linke Seite stellen, um Poulsen in den Griff zu bekommen. Nachher ist es immer leichter, gescheit zu reden, daher sei es schon vorher gesagt: Das wäre die falsche Lösung. Um mit offenem Visier den Dänen zu begegnen braucht Österreich einen Alaba, der mitten im Spiel ist, andere in Szene setzt und nicht an der Flanke darauf warten muss, von anderen in Szene gesetzt zu werden. Sicher ist er als Widerpart für Dänemarks zentralen Mittelfeldspieler Pierre Emile Höjbjerg wertvoller. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Bayern-Zeiten. Höjbjerg war es aber nicht gelungen, trotz Förderung durch Pep Guardiola sich als Stammspieler zu etablieren. Daher ging es 2015 zu Augsburg, dann über Schalke nach England zum FC Southampton und zu Tottenham. Alabas Vorstellungen, wie man Dänemark bekämpfen soll: „Die guten Sequenzen aus dem F3:1 gegen die Färöer mitnehmen, den Ball schnell zirkulieren lassen.“

Die Frage stellt sich ohnehin, ob Österreichs Spiel nicht auch darunter leidet, dass zu oft zu viel geändert wird. Dass Xaver Schlager heute anders als Sonntag wieder zur Startelf gehört, ist nicht zu hinterfragen, sondern okay  Aber ob noch mehr Umstellungen wirklich nötig sind, bleibt einmal dahin gestellt. Stefan Posch und Valentino Lazaro, die Sonntag fehlten, sind so weit fit, dass sie im Kader sein werden. Nicht mehr dabei ist Tormann Daniel Bachmann, der schon Dienstag nach London zurückflog, da Watford schon Freitag Nachmittag in der Championship gegen Sheffield Wednesday um Punkte spielt. Er kam also praktisch nur zum Team, um acht Tage zu trainieren. So kriegt wahrscheinlich Alexander Schlager die Chance, die Tormanndiskussion verstummen zu lassen. Für Foda-Assistent Imre Szabics ist es die Abschiedsvorstellung bei Österreichs Team, ehe er Cheftrainer in Ungarn bei Fehervar wurd.

Ein Spiel in Fodas Ära gegen Dänemark gab es bereits. Das ging am 16. Oktober 2018 in Herning 0:2 (0:1) verloren. Damals hieß Dänemarks Teamchef Age Hareide, das zweite Tor erzielte Braithwaite in der 93. Minute, Auch Tormann Kaspar Schmeichel, Abwehrchef Simon Kjaer,  Höjbjerg, Poulsen und Kasper Dolberg waren im Einsatz. Seit damals wissen Lainer, Dragovic, Gernot Trauner, Andreas Ulmer, Xaver Schlager, Stefan Ilsanker, Alessandro Schöpf, Marcel Sabitzer und Louis Schaub wie es sich anfühlt, gegen Dänemark zu verlieren. Sie sollten sich die Neuauflage davon ersparen. Die Wettquoten auf einen österreichischen Sieg sind höher als auf einen dänischen. Am höchsten aber auf ein Unentschieden. Das wäre wie ein Sieg für Dänemark. Fodas Hinweise, dass die EM-Qualifikation nach einem total verpatzten Start gelang, stimmen nur bedingt: Weil dazu Platz zwei reichte. Für das WM-Ticket ist mehr nötig.

Foto: UEFA.

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