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Das Resultat ist zu gut und gefährlich: Jetzt am Boden zu bleiben, hat absolute Priorität!!

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Auch im Fußball. Das gilt für das 6:1 (2:1) von Österreichs Team gegen die Türkei vor 38.500 Zuschauern im Happel-Stadion, den höchsten Sieg unter Ralf Rangnick und seit fünf Jahren, dem 6:0 in der EM-Qualifikation gegen Lettland in Salzburg, als Franco Foda Teamchef war. Mit Michael Gregoritsch (Bild), dem ersten Dreifachtorschützen im Team seit Rene Aufhauser 2006, der beim 4:1 gegen Trinidad dreimal traf. Gregoritsch und Aufhauser sind Steirer. Aber es stimmt völlig, was Xaver Schlager rund 40 Minuten nach Schlusspfiff in der Mixed-Zone sagte: „Das Resultat ist zu gut und daher gefährlich. Man muss alles richtig einordnen.“ Ähnliches hörte man von Christoph Baumgartner: „Alles wunderbar, ein Supergefühl, unsere Effizienz war herausragend. Das wichtigste wird sein, jetzt am Boden zu bleiben!“ Recht hat er. Die EM-Euphorie darf nicht ins Uferlose wachsen.

Teamchef Ralf Rangnick sprach von einer bärenstarken Team-und Willensleistung. Gerade deshalb, weil es nach dem wiederum schnellen Führung fast eine halbe Stunde alles andere als gut lief. Das 1:0 fiel „erst“ nach 142 Sekunden, dauerte 135 länger als letzten Samstag in Bratislava. So wie dort folgte auf den Treffer von Xaver Schlager nach kurz abgewehrtem Schuss von Baumgartner kein Feuerwerk. Im Gegenteil. Die Türkei war die Mannschaft, die besser den Ball laufen ließ, auch zu torgefährlichen Aktionen kam. Aber der Ausgleich fiel durch keine herausgespielte Chance, sondern aus einem Elfmeter nach VAR-Intervention, weil Kevin Danso eine Flanke an die Hand bekam, als er sie wegköpfte. Kapitän Hakan Calhanoglu verwandelte sehr dynamisch. Als alles nach einem 1:1 zur Pause aussah, traf plötzlich Gregoritsch mit links zum 2:1. Einer der drei Treffer, bei denen der türkische Tormann, Ugurcan Cakir von Trabzonspor, nicht gut aussah.

Dem 1:0 und 2:1 gingen hohe österreichische Balleroberungen in Nähe des türkischen Strafraums voraus. Bei der Führung durch Romano Schmid, vor dem 2:1 durch Nicolas Seiwald. Ralf Rangnick hatte bei seinen fünf Umstellungen in der Startelf gegenüber dem Sieg in der Slowakei, mit Alexander Schlager, Stefan Posch, Max Wöber, Xaver Schlager und Schmid, der Marcel Sabitzer ersetzte, das bessere Händchen als Kollege Vincenzo Montella mit Cakir oder dem Dortmund-Reservisten Salih Özcan. Der verschuldete Österreichs Führung und das 3:1 nur drei Minuten nach der Pause, als er an einem Eckball von Schmid vorbeisprang, wodurch Gregoritsch zum Kopfball kam. Danach lief alles für Österreich. Eine VAR-Intervention hob eine angezeigte Abseitsstellung von Gregoritsch, die keine war, auf, dadurch gab es einen Elfmeter wegen eines Fouls an Kapitön Konrad Laimer, der es sicher besser kann als gegen die Slowakei und Türkei. Gregoritsch verwandelte sicher zum 4:1.  Als die Türkei aus einem Konter das 4:2 erzielte, zählte das nicht. Weil der VAR den italienischen Referee Daniele Chiffi darauf hinwies, dass in der Aktion zuvor Posch im türkischen Strafraum von Cenik Özkacar gefoult wurde. Daher gab s den zweiten Elfmeter für Österreich.

Diesmal ließ Gregoritsch Baumgartner den Vortritt, verzichtete auf den Viererpack. Das ist eine besondere Geschichte: Baumgartner vergab in Österreich U21 vor fünf Jahren zwei Elfmeter. Zunächst in der EM-Endrunde gegen Dänemark, was in Udine zur 1:3-Niederlage beitrug und danach noch gegen Andorra. Seit damals verzichtete er darauf, Elfmeter zu schießen. Dienstagabend empfand er die Konstellation für günstig, seinen Elfmeterfluch zu besiegen. Bat Gregoritsch, schießen zu dürfen. Der erfüllte ihn den Wunsch, schließlich ist Baumgartner sein bester Freund unter den Teamspielern. „Ich hätte das auch für jeden anderen gemacht“, versicherte Gregoritsch glaubhaft. Baumgartner traf zum 5:1. Das 6:1 mit der letzten Aktion des Spiels nach 95 Minuten bewies, dass an diesem Abend  fast alles nach Wunsch lief. Das erzielte der nach 82 Minuten eingewechselte Max Entrup in seinem zweiten Länderspiel per Kopf. Ein denkwürdiger und historischer Treffer, weil es der erste eines Hartberg-Spielers für Österreich war. Hoffentlich hat Österreich seine „Ration“ an glücklichem Spielverlauf im m-Jahr nicht Dienstag verbraucht. Bei den drei Gruppenspielen könnte man eine ähnliche gut gebrauchen.

Gregoritsch gelang bereits sein zweiter Dreierpack in dieser Saison. Nur vier Monate lagen zwischen beiden. Den ersten erzielte er für Freiburg am 30. November letzten Jahres in der Europa League beim 5:o gegen Olympiakos Piräus. Die drei Tore im „altehrwürdigen Happel-Stadion“, wie er es nannte, für Österreich zählen für ihn etwas mehr. Ein denkwürdiger Tag für ihn, ein gebrauchter für seinen Vater Werner. Den ärgerte als U 21-Teamchef in Ried das 2:2 (0:0) gegen Zypern in der EM-Qualifikation. Nach dem zweiten Unentschieden gegen den Außenseiter wird ein Wunder nötig sein wird, um zur Endrunde zu kommen. Auch dabei gab es ein Tor mit der letzten Aktion. Aber das verhinderte nur Österreichs Niederlage: „Wir haben unsere fußballerische Klasse nicht auf den Platz gebracht“ ärgerte sich der Teamchef. Das galt auch für den Rapidler Christoph Lang, der vom Nationalteam kam und bei 0:1 ausgetauscht wurde. Beim Highlight seines Sohnes konnte Gregoritsch wieder lächeln,

Michael erfuhr von Polen als drittem Gruppengegner bei der EM, als er Interview zu seinem Hattrick gab: „Wir haben das Können, sie zu schlagen“, sagte er bestimmt. Die Polen gewannen in Cardiff gegen Wales nach 120 torlosen Minuten das Elfmeterschießen 5:4, Juventus-Tormann Wojciech Szczesny wehrte den fünften Elfmeter der Waliser ab. Via Elfmeterschießen kam auch Georgien erstmals in die Endrunde. Nach einem 0:0 gegen Griechenland in Tiflis ging der Penalty-Thriller mit 4:2 an die Georgier, bei denen Sturm-Legionär Otar Kiteishvili bis zur 104. Minute spielte. Ohne Nachspiel und Elfmeterschießen sicherte sich die Ukraine in Wroclaw das EM-Ticket. Gegen Island 0:1 zur Pause zurück, aber durch Tore von Legionären aus Spanien (Viktor Tsygankov von Girona) und England (Mykhaylo Mudryk von Chelsea) noch 2:1 gewonnen.

Die anderen EM-Gegner Österreichs: Holland verlor in Frankfurt gegen Deutschland nach 1:0-Führung durch Joey Veerman nach vier Minuten 1:2 (1:1). Teamchef Ronald Koeman veränderte die Startelf gegenüber dem 4.0 von Schottland an sieben Positionen. Sein französischer Kollege Didier Deschamps vor dem 3:1 (2:1) gegen Chile in Marseille gleich an acht gegenüber der 0:2-Pleite gegen Deutschland.  Drei „Neue“ erzielten die Tore zum 3:2 (2:1) gegen Chile: Youssuf Fofana von AS Monaco, dem Klub von Adi Hütter, Randal Kolo Mouani, Mittelstürmer von Paris St.Germain und der 37 jährgie Olivier Giroud von Milan,

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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