Fußball

Das Spiel der Spiele wird brutal: Nur nicht die EURO-Rolle für Alaba!

Schon das 1:1 gegen Irland Anfang Juni galt für Österreichs Team als Spiel der Spiele in der WM-Qualifikation, weil verlieren praktisch verboten war. Aber Samstag in Cardiff stimmt das noch viel mehr. Sowohl für EURO-Semifinalist Wales als auch für Rot-Weiß-Rot: Bei je vier Punkten Rückstand auf Serbien und Irland würde ein Unentschieden nichts bringen. Da man mit einem Heimsieg Serbiens über Moldawien ebenso rechnen muss wie mit drei Punkten für Irland gegen Georgien in Tiflis, würde das fünf Zähler Rückstand für beide vor den letzten drei Partien bedeuten. Eigentlich nicht aufzuholen. Das weiß auch Marcel Koller. Der Teamchef braucht den dritten Sieg im siebenten Spiel der Qualifikation, sonst ist seine Uhr wohl nach sechs Jahren abgelaufen. Als Realist weiß der Schweizer das.

Österreich bräuchte eine Neuauflage des 26. März 2005. Als in der Qualifikation für die WM 2006 im größeren Millenium-Stadium ein 2:0 gegen die Waliser gelang. Vor allem dank Keeper Helge Payer, damals unbezwingbar, daher  zum „Price of Wales“ geadelt. Der jetzige Tormanntrainer Rapids postete daher letzten Mittwoch an die Teamspieler: „Ihr habt das Potenzial zum Sieg in Euren Herzen.“ Zur Sicherheit bedachte er die „red dragons“, wie die Waliser Spieler daheim genannt werden, mit dem „Price of Wales“-Fluch. Ob sich die roten Drachen davon bremsen lassen werden?

Mut und Selbstvertrauen der Teamspieler wären schon wichtiger.  Alle guten Vorsätze in die Tat umsetzen. Wie mit britischer Härte agieren, aber auch den Ball flach halten, so zeigen, spielerisch besser zu sein, cleverer agieren als beim 2:2 in Wien, als ein Tor nach einem Outeinwurf von Gareth Bale kassiert wurde. Mit dem Topstar wird es wohl am öftesten Linksverteidiger Martin Hinteregger zu tun bekommen. „Wir müssen ihn doppeln“,weiß der Kärntner nach der  Erfahrung seiner 25 Länderspiele, „da schafft einer nicht. Das wird nicht leicht, das wird brutal.“ Viel wird auch auf den Mann vor ihm ankommen, auf Marko Arnautovic, den zweifachen Torschützen beim 2:2 in Wien. Seine Genieblitze fürchten die Waliser am meisten- aber auch solide Defensivarbeit wird nötig sein. Sonst sieht hinter ihm Linksverteidiger Hinteregger schlecht aus.

Genauso wichtig, dass Aleksandar Dragovic das hektische Ende der Transferzeit um ihn wirklich so gut wegsteckt wie er Freitag Vormittag vor dem Flug nach Cardiff versicherte. Donnerstag schien sich nach dem Scheitern des Olympiakos-Deals noch eine andere Möglichkeit in der Champions League aufzutun. Beim russischen Meister Spartak Moskau, wo sich der italienische Trainer Massimo Carrera klar für ihn aussprach. Aber der allmächtige Präsident Leonid Fedun bestand auf einem sportmedizinischen Check in Moskau, das ging nicht. Daher das Happy End in der Premier League bei Christian Fuchs in Leicester, seinem fünften Klub nach Austria, FC Basel, Dynamo Kiew und Leverkusen.  Daran will Dragovic aber erst ab Mittwoch denken. Sieht er in Cardiff Gelb, schon  drei Tage früher. Denn dann wäre er Dienstag gegen Georgien gespielt.

Für einige Teamspieler bedeutete die Qualifikation wahrscheinlich die letzte Chance, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren. Sicher für Marc Janko, vom Alter her möglicherweise auch für Sebastian Prödl, Kapitän Julian Baumgartlinger, Arnautovic und Martin Harnik. Die wären 2022  schon über 30. Eine Motivation mehr, alles zu mobilisieren. Bleibt die Frage, wie Koller in der Aufstellung auf die Ausfälle von Zlatko Junuzovic und Guido Burgstaller reagiert. Hoffentlich hat er wegen Junuzovic nicht die gleichen Ideen wie ein Jahr zuvor bei der EURO in Frankreich. Nämlich David Alaba die Offensivrolle hinter der einzigen Spitze zu geben. Das ging weder beim 0:0 gegen Portugal gut, da tauschte Koller Alaba sogar aus. Und schon gar nicht beim bitteren k.o., beim 1:2 gegen Island. Die  beim Spiel der Spiele um das WM-Ticket ein drittes Mal zu probieren, wäre keine gute Idee des Teamchefs.

Kollers Sponsor, tipp 3, glaubt nicht mehr wirklich an das Happy-End in Sachen WM-Ticket für 2018 in Russland:  Wenn einer tippt, dass sich Österreich qualifiziert, bekommt er für 10 Euro 40 zurück, falls es gelingt. Beim Scheitern nur 15 für 10.  Bei der Wette um den Gruppensieger gilt Österreich (Quote 6,00) als größter Außenseiter, dann kommen Wales (3,50), Irland (2,70) und Serbien (2,30). Die Quoten für das Spiel der Spiele in Cardiff: 2,10 für Sieg Wales, 3,20 für Unentschieden, 3,30 für Österreichs zweiten Auswärtssieg in dieser Qualifikation nach dem 2:1 zum Start gegen Georgien in Tiflis. Präsident Leo Windtner klammert seine Hoffnungen daran, dass Österreichs Team heuer noch unbesiegt ist. Überzeugend spielt es aber weder beim 2:0 gegen Moldawien, noch beim 1:1 gegen Finnland und 1:1 in Dublin. Ein Argument, dass es in Cardiff besser gehen müßte: Zu Saisonbeginn sind die Spieler sicher frischer als am Saisonende, am 11. Juni beim Unentschieden gegen Irland. Das gilt aber auch für die Waliser, die damals in Belgrad gegen Serbien ein 1:1 erkämpften.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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