Fußball

Das US-Modell mit Obergrenze für Spielerbudget kann in Österreich nicht funktionieren

Spaniens La Liga ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, in England gibt es Pläne,mit der Premier League erst wieder Anfang Juni zu beginnen und die ausstehenden neun Runden in sechs Wochen zu absolvieren. Dienstag trifft sich das Präsidium der deutschen Liga zu Beratungen, wie die Saison noch zu Ende gespielt werden kann. Aktuell wäre die nächste Runde für 4. April angesetzt. Unmöglich, dass es dabei bleiben kann. Auch in Österreich wird man wohl früher als geplant, also eher vor als nach Ostern, die Situation wieder bewerten müssen. Christian Jauk ,der Präsident von Sturm Graz (Bild oben links mit Sportchef Günter Kreissl) forderte letzten Samstag in einer Videobotschaft ein Umdenken für die Zeit nach Corona, plädierte für eine Obergrenze des Spielerbudgets wie im amerikanischen Profisport. Aber dieses Modell ist auf Österreich nur schwer umlegbar. Zu glauben, dass es dabei zu einer Solidarität in der Bundesliga kommen könnte, grenzt an Blauäugigkeit.

Ähnliche Überlegungen wie Jauk nannte einen Tag später im deutschen TV-Sender „Sport 1“ der nicht unumstrittene Präsident des Zweitligisten Hannover 96, Martin Kind. In den drei großen US-Profiligen für Fußball, Basketball und Eishockey ist diese Gehaltsobergrenze gekoppelt an den Gesamtumsatz der Liga, wird jede Saison neu angepasst. Ausgehandelt zwischen den Klubbesitzern und der Spielergewerkschaft. Da gibt es Mindestgehälter und Obergrenzen für Topverdiener, auch eine Untergrenze  für das Spielerbudget. Mit dem Hintergedanken, dass die Klubbesitzer mit einer krassen Sparwelle nicht mehr Gewinn in die eigene Tasche wirtschaften. Pro Klub darf es drei sogenannte „designated player“ geben, deren Gehalt jenseits der Obergrenzen liegen darf.

Was Jauk mit seinem Vorstoss zur Einführung der Obergrenze für das Spielerbudget bezwecken wollt, ist vorstellbar: Dass die Klubs, sofern sie Gewinne machen, diese künftig nicht mehr gleich wieder ausgeben, in dem sie hohe Spielergehälter bezahlen, sondern künftig Rücklagen für schlechtere Zeiten bilden können. Aber dieses US-Modell ist auf Österreichs Bundesliga nicht zu übertragen. Abgesehen davon, dass es keine Klubbesitzer nach nordamerikanischer Art in Österreich gibt. Meister Red Bull Salzburg, der LASK oder Rapid werden und können nie akzeptieren, die gleiche Obergrenze für ihr Spielerbudget zu haben wie Vereine aus der unteren Tabellenhälfte. Es würde auch in Deutschland Bayern München nie zustimmen, die gleiche Begrenzung beim Spielerbudget zu haben wie Union Berlin, Die Formel mehr Spannung durch Chancengleichheit würde zugleich eine Bestrafung für Vereine bedeuten, die in letzter Zeit besser gearbeitet und gewirtschaftet haben als andere. Und  ist daher auch nicht unbedingt der richtige Weg.

Realistischer als nordamerikanische Lösungen für Österreich scheinen andere Szenarien, die sogar europaweit passieren könnten: In den ersten Transferzeiten nach Corona werden kaum Spieler so wie zuletzt um horrende Verträge aus bestehenden Verträgen herausgekauft, sondern nur engagiert werden, wenn ihr Vertrag ausgelaufen ist. Und der Großteil der Spieler wird wohl zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihr derzeitiges Gehaltsniveau bei neuen Verträgen nicht mehr zu halten ist. Sondern maximal 30 Prozent davon.

 

 

Foto: SK Sturm Graz Media .

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