Fußball

Das Vorspiel zur Nations League: Sportclubs Juveläum

Viel Mut gehört schon dazu, zwei Stunden vor dem ersten Heimspiel von Österreichs Team in der Nations League gegen Nordirland im Wiener Prater ein internationales Freundschaftsspiel in der gleichen Stadt anzusetzen. Der Wiener Sportclub, derzeit Fünfter in der Regionalliga Ost, riskiert es Freitag trotzdem, empfängt in Dornbach den Dritten der deutschen Bundesliga, Borussia Mönchengladbach. Der letzten Samstag durch das 3:0 über Bayern in München in aller Munde war. Aber das Gastspiel in Hernals war schon Wochen zuvor dank Sponsor „Ottakringer“ fixiert. Und  viele prophezeien dem Sportclub dabei  4000 Zuschauer. Weil es sich nicht um ein normales Spiel handelt, sondern um das „Juveläum“. Der Begriff fiel Heinz Palme, seit einem Jahr Geschäftsführer des Traditionsklubs ein. Mit dem „Juveläum“ erinnert sich der Sportclub an seine größte Stunde vor 60 Jahren. An den 7:0 (3:0)-Triumph im Europacup der Meister gegen Juventus am 1. Oktober 1958 vor 34.000 Zuschauern im Praterstadion. Dort, wo Österreich gegen Nordirland um drei Punkte kämpft. Egal, wie das endet: Solche Schlagzeilen wie damals das 7:0 des Sportclubs wird das nicht liefern können.

An die erinnern sich die Helden von damals noch immer gerne. Wie der damalige Rechtsaußen Max Horak (Bild oben mit Palme), der drei Tore vorbereitete,  oder der linke Verteidiger Erich Hasenkopf (Bild unten). Horak und Hasenkopf sind als Ehrengäste beim „Juveläum“ vor Ort. Sie werden einen Sportklub sehen, der wie 1958 in roten Dressen , schwarzen Hosen und Stutzen antritt, Auf den Puma-Dressen stehen die Spieldaten vom 7:0. Die Geschichten von damals hört man immer gern. Trainer Hans Pesser hatte die Spielbesprechung in das Lusthaus, ein Restaurant unweit des Stadions, verlegt. Pepi Hamerl, der vor einem Jahr verstorbene vierfache Torschütze, kam direkt von seinem Arbeitsplatz zum Spiel ins Stadion, fuhr vom Praterstern mit der Liliputbahn. Nach dem 1:3 von Turin gab man dem Sportclub nicht viel Chancen. Aber der Meister von 1958 und 1959 belehrte alle Zweifler eines besseren. Dank seines legendären Angriffs mit Horak, Adi Knoll, Erich Hof, der für das 6:0 und 7:0 gesorgt hatte, Hamerl und Karl Skerlan. Die großen Stars von Juventus wie Giampiero Boniperti, der Argentinier Omar Sivori oder der walisische Stürmer John Charles wussten nicht wie ihnen geschah: „Die stolperten über ihre eigenen Füße“, wundert sich Horak noch 60 Jahre später.

 

Die Sportclub-Realität zum Juveläum: Nach schweren Zeiten versucht man, den Verein zu stabilisieren. Mit dem Multi-Unternehmen „Vienna Gruppe“ als strategischen Partner, der den früheren ÖFB-Pressechef und „Außenminister“ Palme mitbrachte. Das Programm, das Haus Sportclub in Ordnung zu bringen, zeigt erste Erfolge. Die Pläne zur Sanierung des Sportclub-Platzes mit zwei neuen Tribünen wurden etwas geändert und vervollständigt. Etwa um ein Restaurant. Das Ansuchen liegt bereits im Gemeinderat. In einem Jahr soll Baubeginn sein. Vorher macht es keinen Sinn, sich über einen möglichen Aufstieg in die zweite Liga den Kopf zu zerbrechen.. Weltstars wie 1958 wird man 2018 beim Juveläum nicht sehen. Aber der französische Stürmer Alasanne Plea, mit 23 Millionen der teuerste Einkauf der Gladbacher Vereinsgeschichte, ist sicher sehenswert. Sein Tor hatte das Debakel der Bayern eingeleitet. Mit Christoph Kramer hat Gladbachs Trainer Dieter Hecking  auch einen Weltmeister von 2014 dabei. Zwei Stunden später im Happel-Stadion wird keiner in Aktion sein.

 

 

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