Fußball

Das wäre mit Dragovic nicht passiert: Austria nach 2:0, 3:1 und 4:2 im Elferschießen ausgeschieden

8500 Austria-Fans begrüßten Heimkehrer Aleksandar Dragovic vor dem Anpfiff zum Retourspiel in der Qualifikation zur Conference League gegen Ilves Tampere mit Riesenapplaus. Wie wichtig ein Abwehrchef mit seinen Qualitäten für die Austria ist, zeigte danach das Spiel: Die Austria führte gegen die Finnen nach 27 Minuten 2:0, nach 68 Minuten 3:1, im Nachspiel nach 97 4:2, konnte aber dreimal einen Zweitorevorsprung, der nach dem 1:2 im Hinspiel den Aufstieg in die dritte Runde bedeutet hätte, nicht halten. Das wäre mit einem Abwehrchef wie Dragovic, der die Defensive organisieren kann, nie passiert. Daher ging es ins Elfmeterschießen, in dem um 23.17 Uhr das bittere Out feststand. 4:5, weil Dominik Fitz (Bild) den fünften und letzten für Austria nicht verwandelte, sondern an dem eigens für das Elfmeterschießen eingewechselten Torhüter Otso Virtanen scheiterte. Austria-Legende Herbert Prohaska wollte zwar vor den ORF-Kameras nicht von einer Blamage sprechen, peinlich ist es das violette K.o aber schon.

Weil das Ausscheiden nicht einmal unverdient war. Im Finish der regulären Spielzeit wurde ein korrektes Tor der Finnen wegen angeblichen Abseits aberkannt. Den Video Assistant Referee gibt es in der Qualifikation zur Conferncee League nicht.  Von Beginn an zeigten sich die Probleme in der Austria-Defensive, im Spiel gegen den Ball: Fünf eingesetzte Innenverteidiger, zu Beginn Marvin Potzmann, Marvins Martins und Lucas Galvao, im Verlauf der 120 Minuten noch Reinhold Ranftl und  Matteo Meisl (Tin Plavotic wurde erst beim Stand von 4:3 eingewechselt) brachten den einzig wirklich gefährlichen Stürmer der Finnen, Santeri Haatala, nie unter Kontrolle. Der war an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt. konnte nie gebremst werden. Vier Tore darf die Austria daheim gegen eine biedere Mannschaft wie es Finnlands Cupsieger nun einmal ist, nie kassieren. Es passierte doch. Und es hätten mehr sein können. Die „Mischkulanz“-Einschätzung des Sky-Experten Alfred Tatar für Austria bestätigte sich: Nicht wirklich in der Lage, den Gegner unter Druck zu setzen, ihm das Spiel aufzuzwingen, andererseits auch in der Defensive nicht gut organisiert.

Gegen alle Planungen musste Austria schon nach sechs Minuten wechseln. Weil Hakim Guenouche einen Muskelfaserriss erlitt.  Für ihn kam die Bayern-Leihgabe Matteo Perez Vinlöf, der mit der ersten Aktion, in der er auffällig war, die Führung von Maurice Malone vorbereitete. Eine Kombination von Neuerwerbungen. Sechs Minuten später machte Malones Flanke das 2.0 durch einen Kopfball von Andreas Gruber möglich. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, finnische Abwehrfehler machten möglich, dass aus drei guten Austria-Angriffen zwei Tore wurden. Als aber Haarala nicht am Schuss gehindert wurde, Tormann Samuel Sahin-Radlinger schlecht nach vorne abwehrte, hieß es nur noch 2:1. Dann traf der auffällige Abukar Barry, der nicht nur mit der größte Austria-Spieler ist, sondern auch großes Potenzial hat, wieder eine Neuerwerbung. Das 3:1 schien zu reichen, aber in der 89. Minute kam Ilves ins Nachspiel. Obwohl die Austria im eigenen Strafraum klar in der Überzahl war, durfte Haarala flanken, das führe zum 3:2. Im Nachspiel traf mit Nik Prelec die dritte Neuerwerbung, aber das 4:2 hielt nur fünf Minuten.

Im Elfmeterdrama schossen die Finnen zuerst, Austria musste kontern. Das schafften Kapitän Manfred Fischer zum 1:1, Galvao zum 2:2,  Perez Vinlöf zum 3:3 und Meisl zum 4:4, aber nicht Dominik Fitz. Eigentlich passte dies zu seiner diskreten Leistung. „Wir haben nicht aggressiv genug verteidigt, sind lange nicht dort,wo wir sein wollen und müssten“, gestand Trainer Stephan Helm. Viele solcher Partien dürfen nicht passieren, sonst beginnt bei Austria eine Diskussion um seine Person. Die Austria-Bilanz der letzten Jahre im Europacup ist mies, für einen Klub it finanziellen Sorgen doppelt bitter: 2020/21 keinen Europacupplatz erreicht, 2021/22 unter Manfred Schmid in der Qualifikation an Breidelik aus Island gescheitert, 2022/23 in den Play-offs zur Europa League gegen Fenerbahce Istanbul chancenlos (0:2, 1:4), dann in der Gruppenphase gegen Villarral, Lech Posen und Hapoel Beer´Sheva aus Israel kein Match gewonnen, Letzter geworden. Letzte Saison im Play-off zur Conference Leage unter Michael Wimmer gegen Legia Warschau nach 2:1-Auswärtsieg daheim mit 3.5 ausgeschieden.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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