Fußball

Das Wunder Leicester geht weiter: Nach Guardiolas Waterloo Englands letzte Hoffnung

Das Wunder Leicester lebt und geht weiter. Der Trainertausch von Claudio Ranieri zu seinem Assistenten Craig Shakespeare hauchte Englands Meister wieder Leben ein: Drei Spiele unter  Shakespeare, drei Siege mit zwei Toren Differenz. Das bestärkte viele in der Meinung,  Shakespreare sei hinter Ranieri das wahre Hirn bei Leicesters unerwarteten Höhenflug zum Sensations-Triumph in der Premier League gewesen. Dann müsste er aber auch für die dramatische Talfahrt  bis zur Abstiegsgefahr  zumindest mit verantwortlich sein. Egal: Auf das 3:1  gegen den FC Liverpool und Hull folgte  in Shakespeares Chefära  im Rückspiel des Champion League-Viertelfinales ein 2:0 gegen den FC Sevilla, das 32.000 Zuschauer im King Power-Stadium von Leicester in Ekstase versetzte. Leicester gewann alle seine vier Heimspiele in der Champions League, steht zum ersten Mal in der Klubgeschichte unter den besten acht in Europa. Dies schaffte erstmals auch Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs. Mit Schalke war ihm das nicht gelungen. Jetzt kann´s Freitag bei der Auslosung in Nyon  zu einem Österreicher-Duell kommen: David Alaba mit Bayern gegen den großen Außenseiter  Fuchs mit Leicester.

Unglaublich, dass eine Mannschaft mit nur 29 Prozent Ballbesitz 2:0 gewinnen kann.  Leicester schafft das: „So haben wir auch gefightet, als wir Meister wurden.  Mehr Herz und Einsatz geht nicht mehr“, behauptete  Fuchs nach dem Shakespeare-Drama. Und der neue Trainer  fragte keck und mutig zugleich: „Warum sollten wir diesen Wettbewerb nicht gewinnen?“ Leicester stand meist mit acht Mann im eigenen Strafraum, da fand Sevilla nur selten eine Lücke. Und wenn doch, hielt Dänemarks Teamtorhüter Kaspar Schmeichel im  Leicester-Kasten überragend. Bei einem Lattenschuss von Sergio Escudero hatte er Glück, im Gegenstoss fiel das 2:0 durch Marc Albrighton.

Schmeichel machte mit seinen abgewehrten Elfmetern den Aufstieg gegn den dreifachen Europa League-Gewinner erst möglich: Beim 1:2 in Sevilla einen  von Joaquin Correa gehalten, im King Power-Stadium den von ihm verschuldeten  elf Minuten vor Schluss, als Sevilla durch Rot für den Franzosen Nasri schon dezimiert war. Dessen Landsmann Steven Nzonzi scheiterte trotz  England-Erfahrung  (er spielte früher mit Marko Arnautovic bei Stoke) an Schmeichel. Dessen Vater Peter, der ehemalige Weltklassekeeper, der mit Manchester United 1999 die Champions League gegen Bayern in Barcelona gewonnen hatte, sprang auf der Tribüne in die Höhe, jubelte mit geballter Faust. Aber verblüffend die Elfmeter-Schwäche  in der Königsklasse: Nur 62 Prozent der verhängten Penaltys wurden verwandelt.

Fuchs konnte es nur recht sein: „Das hat uns niemand zugetraut. Eine grosse Nacht für jeden bei Leicester.“  Der „Sky“-Kommentator bemerkte treffend: „Einen besseren Namen als Fuchs kann man nicht haben, wenn man bei den Foxes spielt.“ Mit 30   konnte es  der Niederösterreicher genießen, jetzt gemeinsam mit Real Madrid, Barcelona, Bayern zur Viertelfinal-Elite zu gehören. Kann es noch weiter gehen? Man kann Fuchs nicht widersprechen, wenn er meint: „Wir wissen, wie wir besseren Mannschaften weh tun können.“ Sonst wäre Leicester auch nicht Meister  geworden. Nur bei einer Frage schweigen alle: Was macht Shakespeare so viel besser als Ranieri?

Einen Tag  nach Leicester Triumph erlebte Pep Guardiola mit Manchester City sein Waterloo, die bisher bitterste Niederlage, schied durch das 1:3 (0:2) bei AS Monaco aus. Die zwei Auswärtstore mehr der Franzosen beim 3:5 in Manchester entschieden. Guardiola suchte  sein Heil in der Offensive, verzichtete auf die Routiniers Yaya Toure und Zabaleta, das ging total daneben. Defensiv gab´s im Zentrum mit Stones und Kolarov Riesenlücken, offensiv zu viel Leerlauf. Nach 29 Minuten war Barcelona beim 0:2-Rückstand schon draussen, nach Sanes Anschlusstor in der 71.Minute wieder weiter, aber nur sechs Minuten lang. Dann kam Bakayoko nach einem Freistoss  frei zum Köpfeln. Das Ende für Guardiola, noch früher als in den letzten drei Saisonen mit Bayern. Und jetzt ist Leicester, der  15. in der Premier League, Englands einzige Hoffnung in der Champions League. Unfassbar.

 

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