Eishockey

Das Wunder von Kagran: Semifinale ist mehr wert als alles, was folgt

Trotz neun Ausfällen, fünf mehr als beim KAC und ohne das gewohnte Trainerduo auf der Bank den siebenten Sieg im Play-off-Viertelfinale gegen den Meister gefeiert und den Titelverteidiger damit in den Urlaub geschickt: Viele sprechen über das 3:2 (1:1,0:1, 2:0) der Vienna Capitals am Dienstag Abend vor 4050 Zuschauern als das Wunder von Kagran, das selbst der Verlierer, KAC-Trainer Perti Matikainen, als verdient bezeichnete. Erstmals ging eine Play-off-Serie in der Ära des Finnen verloren, die Capitals stehen hingegen zum fünften Mal hintereinander im Semifinale. Freuen wird das auch den Villacher im Capitals-Dress, Christof Kromp. Er half mit, dass die Körntner Hierarchie in dieser Saison geändert wurde. Villach erstmals seit sechs Jahren im Semifinale, der KAC ausgeschieden. Villach muss gegen Fehervar sozusagen die Kärntner Eishockeyehre hoch halten.

Sonntag hatten den Capitals  beim 3:5 in Klagenfurt wegen Corona Coach Dave Barr, dazu der dänische Teamstürmer Nicolai Mayer und Backup-Goalie David Kickert. Dienstag Vormittag gab es den nächsten Schock. Positive Corona-Tests bei den Verteidigern Phil Lakos, Dominic Hackl und Lukas Piff, von Stürmer Brady Sutter, dazu von Tormann Bernhard Starkbaum und Verteidiger Matt Prapavessis, dazu Barrs Assistent Christian Dolezal. Zum Glück folgten bei Starkbaum und Prapavessis auf positive Antigen-Proben negative PCR-Tests. Das machte die Sensation möglich. Starkbaum war speziell im Finish der Fels in der Brandung, hielt 92 Prozent der Schüsse auf sein Tor. Die neuen Namen, die ins kalte Wasser geworfen wurden, bestanden die große Bewährungsprobe. Wie die Verteidiger Samuel Mantsch (18 Jahre), Timo Pallierer (20) und Bernhard Posch (21) oder die Stürmer Leon Widhalm (18) und Alex Maxa (23). „Sie wollten nichts extravagantes abliefern, sondern halfen mit simplen Sachen“, konstatierte Kapitän Mario Fischer und war zu Recht stolz auf die Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 24,9 Jahren, die Philipp Ulrich, der Trainer der Capitals Silver in der Alps League, und Peter Schweda coachten.

Der Charakter eines Teams zeigt sich in schwierigen Situationen. Daher dürfte der in Wien etwas besser sein als der in Klagenfurt. Wo als Argument für die Müdigkeit im Finish der grassierende Magen-Darm-Virus herhalten musste und die Erinnerung an viele Ausfälle samt Corona-Cluster in der laufenden Saison. Die Leistung im siebenten Spiel war auf jeden Fall schwach. Der Aufstieg der Capitals ins Semifinale ist unter diesen Umständen sicher mehr wert als alles, was noch folgen könnte. Etwa den hohen Favoriten Red Bull Salzburg in der Semifinalserie, die Donnerstag in Salzburg beginnt, auszuschalten und dann noch den Titel zu holen. Im Grunddurchgang gewannen die Bullen daheim 1:0, 3:2, in Wien 5:3. Die Capitals feierten einen Heimsieg (3:2). Es ist die achte Play-Off-Serie zwischen Salzburg und Wien. Sechsmal hatten die Bullen das bessere Ende für sich.

Diesmal sind besondere Emotionen dabei. Weil Benjamin Nissner, Ali Wukowits und Ty Loney im Sommer von Wien nach Salzburg gewechselt waren. Eine Wiener Vergangenheit haben auch Stürmer Peter Schneider und Verteidiger Dominique Heinrich. Capitals-Rückhalt Starkbaum könnte eine offene Rechnung aus seiner Zeit im Salzburg-Tor begleichen: 2018 hatte ihn der damalige Trainer Greg Poss für das verlorene Finale gegen Bozen verantwortlich gemacht und eliminiert. Ein Jahr später kam aus Wien der Amerikaner JP Lamoureux nach Salzburg. Wird der 36 jährige Starkbaum auch im Vergleich mit dem um ein Jahr älteren Amerikaner der bessere Tormann sein wie im Viertelfinale, als er besser war als der Däne Sebastian Dahm beim KAC?  Eine der offenen Frage. Eine weitere: Was ergeben die Corona-Tests am Donnerstag?  Normal müssten die Capitals besser werden, je länger die Serie geht. Weil sich einige Corona-Fälle freitesten könnten.

Foto: Vienna Capitals/Facebook.

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