Fußball

Das Wunder von St. Pölten fordert den Sportchef

Auch die spanischen U21-Stars lockten keine Zuschauer in St. Pölten an. Nur 1500 Zuschauer unterstützten Österreichs Hoffnungen im ersten Play-off-Spiel, da hörte man die lauten Anfeuerungsrufe von Werner Gregoritsch überall im Stadion.  Wie er seine Spieler zum 1:1-Wunder von St. Pölten trieb, dabei ganze Arbeit leistete. Er präsentierte vor den Augen von ÖFB-Boss Leo Windtner, Ligapräsident Hans Rinner und Altachs Sportchef Georg Zellhofer eine taktisch gut eingestellte, giftige Truppe, die alle Erwartungen, die nach dem deprimierenden 1:4 gegen Deutschland auch nicht sehr hoch waren, eindeutig übertraf. Sich nicht von einem Elfertor zum 0:1-Pausenrückstand in der Nachspielzeit der ersten Hälfte entmutigen ließ, mehr riskierte und damit die Chance auf die Qualifikation  rettete. Wie der unermüdliche Salzburger  Dauerläufer Konrad Laimer nach einer Flanke des überragenden Kapitäns Dominik Wydra (so gut hatte er in seiner Rapid-Zeit nie gespielt) Spaniens Verteidiger  Castro bedrängte, dass dem ein Eigentor passierte, zeigte den Riesenaufwand, den die Mannschaft, gestützt auf ein solides Abwehrzentrum mit Schoissengeyer und Lienhart,  betrieb.  Gregoritsch  holte gleich nach dem Schlusspfiff in nähe der Mittellinie alle  zum Kreis zusammen, schwor sie auf das Rückspiel am Dienstag in Albacete ein: „Das haben uns nur wenige zugetraut, ich bin stolz auf diese Mannschaft, besonders in der zweiten Hälfte.“ Bezeichnete er die Aufstiegschancen vor dem ersten Spiel mit 20 Prozent, sieht er sie jetzt sogar bei 30 oder 40. Den Spaniern ging das  aggressive Kollektiv in weiß-schwarz merkbar auf die Nerven, sie wirkten nachher merkbar frustriert.  Österreich würde mit jedem Unentschieden ab  2:2 oder einem Sieg Dienstag erstmals in die Endrunde der U21-Em einziehen. Das wäre ein Meilenstein.

Das Wunder von St.Pölten brachte auch den Sportchef in Zugzwang. Zur Pause ärgerte sich Willi Ruttensteiner noch sehr  über den Elferpfiff  des französischen Referees Benoit Bastian , der für ihn eine Fehlentscheidung bedeutete. Am Ende wusste er, was jetzt auf ihn wartet: Überzeugungsarbeit. Es gehört zu seinen Aufgaben, jetzt Prioritäten zu setzen, eindeutig festzulegen: Das zweite Play-off-Match hat gegenüber dem Freundschaftsspiel des Teams gegen die Slowakei am Dienstag eindeutig Vorrang. Daher müsste auch Marcel Koller akzeptieren, dass Alessandro Schöpf, Louis Schaub, Valentino Lazaro und  Michael Gregoritsch Sonntag im Charterflieger nach Alicante sitzen statt ihm zur Verfügung zu stehen. Da geht es um übergeordnete Interessen. Auch Marcel Sabitzer könnte vom Alter her dabei sein, aber der  hat zum Unterschied von den anderen in dieser Qualifikation nie gespielt. Wird interessant,ob sich Ruttensteiner durchsetzen kann. Es mag ungerecht sein,  einen nach dem aufopferungsvollen Einsatz in St. Pölten auf die Bank zu setzen, egal ob Dovedan, Xaver Schlager oder  Mwene etc.,aber das muss egal sein. Es geht um die Sache!

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