Eishockey

Der 14. Penalty bedeutete den Abstieg, der nie passieren durfte

Seit Montag Abend um 22:42 Uhr ist der bittere Abstieg von Österreichs Eishockeyteam in die Zweitklassigkeit traurige Tatsache. Wie zuvor in Kosice Aufsteiger Großbritannien sich überraschend gegen Frankreich nach einem 0:3 gegen Frankreich mit einem Tor nach 2:03-Minuten in der Overtime durchsetzte und mit 4:3 den Klassenerhalt schaffte, so gelang des am Abend in Bratislava mit Italien dem zweiten Aufsteiger auf Kosten von Österreich. Ebenfalls durch ein 4:3 (1:2, 2:0, 0:1, 0:0, 1:0). Aber erst nach Penaltyschießen, zu dem es gar nicht kommen hätte dürfen. Der Abstieg in Rot-Weiß-Rot hätte nie und nimmer passieren dürfen.  Nach zwei Drittel hieß das Schussverhältnis 22:13 für Österreich, aber die Italiener führten 3:2. Im letzten Drittel gelang Michael Raffl mit einem vierten WM-Tor nur noch der Ausgleich. Das Schussverhältnis nach 60 Minuten beim Stand von 3:3 hieß 35: 21 für die späteren Verlierer. Bei den fünf Minuten Overtime mit vier gegen vier 6:2, aber wieder fiel kein Tor. Begann daher die Penaltylotterie. Die Italien mit dem 14. Penalty 3:2 gewann, daher erstmals seit zwölf Jahren den Klassenerhalt schaffte. Danach lange Gesichter bei Teamchef Roger Bader und seinen Spielern auf der Absteigerbank, Und den gut 4000 österreichischen Fans unter den 9085 Zuschauern.

Im Tor spielte vier Tage nach seiner beim Aufwärmen gegen Schweden erlittenen Muskelverletzung David Kickert. Auf den Tormann ist Österreichs siebente  und unnötigste Niederlage in der Ondrej-Nepela-Halle nicht zurückzuführen. Sondern auf zu viele vergebene Chancen, auf ein schwaches Powerplay (drei blieben ungenützt), auf Nachlässigkeiten in der Defensive, die es den unterlegenen Italienern zu oft erlaubten, frei vor Kickert zum Schuss zu kommen. Daher ging Italien in Führung. Aber das drehte Österreich im ersten Drittel innerhalb von 4:43 Minuten durch Manuel Ganahl und NHL-Legionär Michael Raffl um, führte 2:1. Kontrollierte Match und Gegner im zweiten bis zur 35.Minute. Danach erlaubten solche Nachlässigkeiten den Italienern in Führung zu gehen. Nur italienische Torschüsse im ganzen zweiten Drittel brachten zwei Treffer. Passiert auch nicht oft.

Der vierte WM-Treffer von Michael Raffl bedeutete den Ausgleich. Dem folgten genug Chancen, um nicht ins Nachspiel zu müssen. Die letzte vergab Salzburg-Verteidiger Alexander Pallestrang, die größte in der Overtime Konstantin Komarek. Der sorgte mit dem zweiten Penalty Österreichs für das 1:0, davor vergab Ganahl, danach  Michael Raffl, traf Dominique Heinrich, der mit 24:16-Minuten die meiste Eiszeit aller Spieler hatte, nur die Latte. Nach insgesamt zehn Penaltys stand es 2:2, Alexander Rauchenwald hatte mit dem verwandelten fünften den Abstieg hinausgezögert. Die zweite Serie eröffnete Komarek, scheiterte mit seinem zweiten an Italiens Keeper Andreas Bernard. Kickert hielt den sechsten der Italiener, dann scheiterte mit Peter Schneider der insgesamt fünfte Österreicher bei sieben Penaltys. Italiens eingebürgerter kanadischer Verteidiger Sean McMonagle, der in Norwegen spielt, verwandelte hingegen zum Klassenerhalt. Paradox, dass er das Penaltyschießen mit einem Fehlschuss eröffnet hatte.

Die Mienen der Österreicher in der Mixed Zone sprachen Bände. An Selbstkritik mangelte es nicht. In keinem der sieben WM-Spiele die Topleistung gebracht, man müsse vor der eigenen Haustür kehren. Michael Raffl nannte das Auftreten auf englisch „cocky“. Das bedeutet übersetzt in etwa hochnäsig. Es war das zweite Spiel nach dem 2:4 gegen Norwegen, das die Österreicher quasi verschenkten. Und damit den Klassenerhalt. Für Bader war es die bitterste Niederlage seiner Ära, die er als unverdient bezeichnete: „Der Puck ist an diesem Abend leider nicht für uns gelaufen.“ So gab es nach zwei  positiven Jahren den unerwarteten und unnötigen Rückschlag: „Das kann im Sport passieren, daraus muss man die richtigen Konsequenzen ziehen und wieder aufstehen.“ An seinem Vertrag bis zur Olympiaqualifikation bis 2020 rüttelt keiner. Das wäre auch der falsche Weg.

Verbandspräsident  Gernot Mittendorfer muss hingen seien Marschroute, lieber Kompromisse mit der Liga zu suchen als rasche Reformen, die Bader immer wieder erfolglos ins Gespräch bringt, anzugehen und damit die Vereine zu verärgern, schon überdenken und ändern. Die Kompromisse waren mit ein Grund für den Abstieg. Mit seiner Meinung, eine zu schnelle Reduzierung des Ausländerkontingents für die Vereine senke zu schnell das Niveau der Liga und schade damit auch auch dem Team, dem Vorzeigeprodukt der Eishockeyszene, liegt Mittendorfer nicht richtig. Wohin die Kompromissbereitschaft führt, sah man in Bratislava. Von allem Teamspielern, die von österreichischen Klubs kamen, „darf“ nur Heinrich  auch bei seinem Klub im Powerplay spielen. Er wurde gemeinsam mit Michael Raffl und Rauchenwald zu den drei besten österreichischen Spielern der  WM gewählt.

Freuen konnte sich nach dem erstem Abstieg durch Penaltyschießen keiner darüber. Die Absteiger Frankreich und Österreich sehen sich 2020 in der B-WM wieder. Als Gegner im Kampf um den Aufstieg. Dabei sind auch Südkorea, Slowenien, Ungarn und Rumänien. Nicht gerade prickelnd.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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