Eishockey

Der Aufstand des Aussenseiters: Columbus Jackets

Columbus, die Hauptstadt des US-Bundesstatts Ohio. 787.003 Einwohner, das German Village als eines der schönsten Wohngebiete. „Nicht viel los dort“ blickt Österreichs 61facher Fussballteamspieler Emanuel Pogatetz  auf seine einjährige Zeit  bei Columbus Crew, einem Gründungsmitglied der Major League Soccer, ab September 2014 zurück. Der letzte Meistertitel gelang 2008, zuletzt nicht einmal die Qualifikation für das Play-off. Hingegen  ist jetzt erstmals im Eishockey in Columbus der Bär los. Die 2000 gegründeten Jackets, denen man zu Saisonbeginn nicht viel, meist sogar nur den achte und letzten Platz in der  Metropolitan Division des Ostens zutraute,  proben den großen Aufstand des Aussenseiters. Sind dabei,  Uralt-Rekorde anzugreifen: Das 3:1 gegen die Edmonton Oilers vor 18.136 begeisterten Fans in der Nationwide Arena bedeutete den 16. Sieg  hintereinander mit insgesamt 64:27-Toren. Der  NHL-Rekord steht auf 17  Siege von den Pittsburgh Penguins  aus der Saison 1992/93 mit den Topstars Mario Lemieux und Jaromir Jagr. Der 28jährige russische Torhüter Sergei Bobrovsky hat mit 14 Siegen in Serie gemeinsam mit sechs anderen den zweitlängsten Erfolgslauf eines  Keepers in der Geschichte der NHL. Mehr, nämlich 17 Siege, schaffte nur Gilles Gilbert von den Boston Bruins. In der Saison 1975/76.

Wenn man die  vergangen Saison betrachtet, dann kommt der Höhenflug der Jackets völlig unerwartet. Nur Vorletzter im Osten, mit 252 Toren die zweitmeisten nach Calgary kassiert.  Die Einkäufe im Sommer versprachen auch nicht viel.  Der 27jährige verletzungsanfällige Phildelphia-Stürmer Sam Gagner war noch der bekannteste, den Coach John Tortorella bekam.  Der Amerikaner, der Columbus im Oktober 2015 nach sieben Niederlagen in Serie übernahm, stand zu Saisonbeginn sogar in der Kritik: Weil der streitbare 58jährige, der für einen autoritären Coaching-Stil steht, als Teamchef der USA beim World Cup in Toronto mit dem Ausscheiden nach der Gruppenphase ein Desaster erlebte. Der größte Erfolg Tortorellas liegt schon  13 Jahre zurück: Stanley Cup mit Tampa. Teilerfolge gab´s in der fünfjährigen Ära bei den New York Rangers ab 2008, in Vancouver musste er nach einer Saison gehen. Danach übernahm er Columbus.  Den Klub mit dem ersten aus Europa stammenden General Manager in der NHL: Das ist der Finne Jarmo Kekäläinen.

Zuletzt verlor Columbus am 26. November mit 1:2 bei den Florida Panthers im Penaltyschießen. Die imponierende Siegesserie  umfasst unter anderem ein 4:1 in Detroit gegen die Red Wings und Thomas Vanek, einen 7:1-Triumph über Titelverteidiger Pittsburgh. Kein Team der NHL hat mehr Punkte als die Jackets, die von 36 Partien nur fünf nach regulärer Spielzeit verloren, aber 27 gewannen. Damit führen sie in der Metropolitan Division vor Pittsburgh und den New York Rangers, die mit Michel Grabner im Madison Square Garden eine unerwartete 1:4-Heimpleite gegen den Letzten Buffalo kassierten. „Wir denken jeden Tag über unser Spiel nach, wie wir es verbessern können. Das ist unser Geheimnis“, behauptete Tortorella, „ich schaue, dass wir immer den Kopf unten lassen. Wir sind wie eine Gruppe von erfolgreichen Geschäftsleuten. Wie wir in den letzten drei  Spielen mit der Situation umgingen, hat mir imponiert.“

Ausser auf seinen russischen Goalie Bobrovsky,  2013  mit der Vezina Trophy als Bester der Liga ausgezeichnet, kann sich  Columbus auch auf sein Powerplay verlassen. Das beste der NHL mit einer Erfolgsquote von 28,3 Prozent. In den letzten 13 Partien gelangen elf Tore in numerischer Überlegenheit. Das gibt Selbstvertrauen. In der Nacht auf Freitag kann der Siegeslauf in Washington gegen die Capitals und Topstar Alexander Ovechkin gekrönt werden. Da zeichnet sich ein heisses russischen Duell zwischen ihm, Kuznetsov, Verteidiger Orlov und  Bobrovsky ab. Wenn der 17. Sieg gelingt, könnte in der Nacht auf Sonntag ein neuer NHL-Rekord aufgestellt werden. Da gastieren die Rangers mit Grabner in Columbus.

 

 

 

 

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