Fußball

Der Befehl an Gorgon: Keine Interviews zu Austria!

20.000 Karten waren bis Mittwoch weg, davon 16.000 durch die Dreierabos. Die Kulisse im Happel-Stadion wird also passen, wenn die Austria, angeführt von Kapitän Raphael Holzhauser (oben links) Donnerstag Abend um einen historischen Sieg kämpft. Noch nie gelang Violett im Europacup ein Heimsieg gegen eine kroatischen Klub. Aber nur drei Punkte gegen Doublegewinner HNK Rijeka helfen der Austria bei ihrem Versuch, erstmals in der Europa League die Gruppenphase zu überstehen. Ein ehemaliger Mitspieler ist dabei ein Hindernis: Alex Gorgon (oben rechts), bis 2016 Austrianer, danach in seiner ersten Saison als Legionör mit Rijeka gleich Meister und Cupsieger.

Vor dem Duell gegen seine Vergangenheit  soll Gorgon  keine Interviews geben. Die Medienabteilung Rijekas legte ihm in Absprache mit seinem Trainer Matjez Kek das nahe, da es zu viele Interviewanfragen aus Kroatien und Österreich gab, Kek daher fürchtete, dass Gorgon dies den Fokus auf das so wichtige Match rauben könnte. Vor zwei Monaten eliminierte Rijeka in der Qualifikation zur Champions League Österreichs Meister Red Bull Salzburg durch zwei Unentschieden. Bei 1:1 in Salzburg und 0:0  in Rijeka entschied das Auswärtstor für die Kroaten, die sich in Wien schon etwas ausrechnen. Trotz Interviewverbot verriet Gorgon, dass auch er bei Salzburg mehr Qualität sieht als im Kader der Austria.

Nach dem Aufstieg gegen Salzburg scheiterte Rijeka im Meister-Play off an  Olympiakos Piäus, verlor in der Europa League bisher daheim  gegen AEK Athen und in Mailand gegen AC Milan durch ein Tor in der 94. Minute 2:3. Die Konstellation verspricht einen spannenden, offenen Schlagabtausch: Beide brauchen Punkte, um Platz zwei hinter Milan zu erobern. In der Meisterschaft läuft´s bei Rijeka nicht so perfekt wie in der vergangenen Traumsaison: Nach zwölf Runden fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer  Dinamo Zagreb, Konnte sich der Titelverteidiger bis letzten Samstag noch im Plansoll fühlen, so änderte dies durch das 0:1 beim Nachzügler Istra. Der Verdacht von Gorgon: Vielleicht habe man den Faktor Glück beim größten Triumph der Vereinsgeschichte bis auf weiteres ausgereizt.

So wie zuletzt beim 2:2 gegen AEK Athen der Isländer Arnor Traustason, so wird auch bei Rijeka eine Rapid-Leihgabe keine Gefahr für die Austria bedeuten: Matej Jelic hat in der Hafenstadt einen schweren Stand, kommt bisher immer nur als Joker für einige Minuten zum Zug. An Mario Gavranovic gibt´s im Angriff Rijekas nichts zu rütteln, an ihm vorbei zu kommen, ist fast unmöglich. Jelic fehlt sogar im offiziellen  Kader der Kroaten für die Europa League. Austrias größtes Problem ist in Rijeka bekannt: Die Innenverteidigung. Da hat Trainer Thorsten Fink durch Ausfälle keine andere Wahl, als Mohammed Khadiri und Tarkan Serbest zu bringen. Ebenso ist ohne Christoph Martschinko Thomas Salomon als Linksverteidiger gesetzt.

Interessant, das bei Austrias bisherigen Duellen gegen kroatische Mannschaft auch ohne Heimsieg am Ende immer ein Erfolg stand: 1978 gab es am Weg ins Pariser Endspiel des Europacups der Cupsieger  gegen Hajduk Split im Prater ein 1:1 mit einem Tor von Ex-Sprotchef Thomas Parits, aber ein 1:1 schaffte die Austria dann auch auswärts, stieg im Elferschießen auf. Der Held von 1978, Torhüter Hubert Baumgartner, ist gegen Rijeka Austrias Ehrengast. Vor vier Jahren stieg die Austria unter Nenad Bjelica trotz eines 2:3 in der Generali Arena gegen Dinamo Zagreb nach dem 2:0 im Auswärtsspiel in die Champions League auf. Und vor zwei Monaten trotz des 0:1 gegen Osijek in St. Pölten in die Gruppenphase der Europa League – zuvor 2:1 in Kroatien, daher ein Auswärtstor mehr. Aber diesmal muss Austria nach sechs Europacupheimspielen ohne Sieg in Serie drei Punkte holen!

Den Druck hat Salzburg als Gruppenerster zwei Stunden vor der Austria beim türkischen Cuosieger Konyaspor im Spitzenduell nicht: „Wir wollen das Punktekonto erhöhen“, deutete Trainer Marco Rose an, auch mit einem Unentschieden gut leben zu können. Nur in der Europa League lief es bei Konyaspor zuletzt gut, wie der 2:1-Heimsieg gegen Guimaraes nach dem 0:1 bei Olympique Marseille bewies. Aber in der türkischen Süper Lig liegt Konyaspor nach acht Runden mit 15 Punten Rückstand auf Tabellenführer Galatasaray Istanbul, gegen den es am Wochenende eine 0:2-Heimniederlage gab, nur auf Rang 15, gerade noch vor den drei Abstiegsplätzen. Die Erklärung dafür: Konyaspor musste bisher die Heimspiele auf Grund von Ausschreitungen beim letzten Cupendspiel gegen Besiktas ohne Fans bestreiten. Nur in der Europa League dürfen die Anhänger ins 41.000 Zuschauer fassende Konya Büyüksehir-Stadion. Das wird die Stimmung in Ordnung sein. Der Ex-Austrianer Petar Filipovic wird seinem Trainer Mustafa Akcay sicher mit einigen Tipps versorgen können. Konyaspor hat nur afrikanische Stürmer: Aus Nigeria Patrick Eze und Imoh Ezekiel, aus Gabun Malick Evouna, von der Elfenbeinküste Moryke Fofana. Gegen Guimares trafen vor 21.000 fnatischen Zuschauern aber zwei Mittelfeldspieler: Der Schweizer Türke Musa Azaz und der Bosnier Deni Milosevic.

Freitag werden die Salzurger in der Zweimillionenstadt im zentralen Anatolien zu Frühaufstehern: Rückflug bereits um sieben Uhr früh. Der nächste Slot für Salzburgs Charterflieger wäre er elf Stunden später frei gewesen. Und das gefiel Rose gar nicht. Die Quotenmacher von tipp 3 (siehe unten) sehen Salzburgs Chancen auf einen Auswärtssieg  sehr gut: Quote 1,70 gegenüber 3,40 für ein Unentschieden und 3,80 für den zweiten Sieg von Konyaspor. Die Quote für einen 1:0-Heimsieg der Austria gegen Rijeka: 6,50!

 

 

Foto: Instagram.

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