Fußball

Der Ex-König von Mallorca: Spielt Austria mit dem Feuer?

Die Wiener Austria will Sonntag in Klagenfurt im violetten Duell wieder unter die ersten sechs kommen, die Kärntner überholen. Keine entscheidenden Fortschritte brachten bisher Gespräche mit einem nötigen Geldgeber. Ein Thema  bleibt unter anderem der deutsche Manager und Investor Utz Claassen. Der 58 jährige Vorstandschef des Medizintechnikunternehmens Syntellix, das seine Zentrale in Singapur hat, wäre nach dem missglückten Deal mit Insignia das nächste schwer einschätzbare Risiko, auf das sich die Austria in ihrer Finanznot einlassen würde. Denn ihm wird der Hang zum Größenwahn unterstellt. Auch in renommierten, seriösen deutschen Medien.

Claassen (Bild oben) gilt trotz allem als ein Macher. War auch Vorstandsvorsitzender von Deutschlands drittgrößtem Energiekonzern EnBW, scheffelte in jungen Jahren Millionen. Der autoritäre Führungsstil brachte ihn nach oben. Wodurch er mitunter auch ins Visier der Staatsanwälte geriet. Auch im Fußball gilt er nicht als unbeschriebenes Blatt. 1997 war er bei seinem Herzensverein Hannover 96, damals in der Regionalliga, für genau 74 Tage Präsident. Er schaffte es, alle gegen sich aufzubringen, dass er Polizeischutz brauchte, um ins Stadion zu kommen. Mit EnBW sponserte er Karlsruhe, griff auch dort ins Tagesgeschäft ein, forderte für die Verlängerung des Sponsorvertrags die Entlassung des Trainers. Ab 2010 investierte er mit hohen Ziele in den spanischen Klub Real Mallorca.

Claassen kaufte über die Jahre immer mehr Anteile des Klubs. Mit dem Ziel, der Verein auf der schönsten Insel der Welt müsse in der Tabellenspitze der Primera Division mitmischen, ein Touristenmagnet werden. Doch die Pläne gingen nicht auf, 2013 stieg Mallorca ab. Claassen wurde trotzdem ein Jahr später Präsident voller überzogener Pläne. Unter anderem sollte das Stadion komplett renoviert werden, dazu verhängte er völlig verrückte Verbote. Von Frisuren, die nicht mit dem Bild des Klubs übereinstimmen sowie Mützen in Mannschaftsbus und Kabine. Alle mussten nach seiner Pfeife tanzen. Die renommierte „Zeit“ ernannte ihn zum König von Mallorca. Der aber mit seiner Kontrollsucht, seinen Machtansprüchen total scheiterte. Mitunter drohte sogar der Abstieg in die dritte Liga.

Nach einer Kapitalerhöhung suchte und fand Claassen neue Investoren um die ehemalige amerikanischen Basketballikone Steve Nash und Robert Sarver, den Besitzer des Basketballklubs Phoenix Suns. Die übernahmen 80 Prozent des Klubs, Claassen behielt 20. Womit er nur noch der Ex-König von Mallorca ist. Vor einem Jahr stieg Mallorca mit den diskret und seriös arbeitenden Nordamerikanern wieder auf, belegt derzeit Rang 13. Claassen steht in Verhandlungen mit der  Wiener Austria. Die würde mit dem Feuer spielen, sollte sie an bessere Zeiten mit Claassen glauben.

Foto: FC Mallorca.

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