Fußball

Der Frost ist nicht allein die Begründung für so viele leere Plätze!

Nur 12.000 Zuschauer bei den vier Partien des Viertelfinales im Uniqa-Cup, davon 7500 bei Rapids 2:1 gegen Ried, nur 500 als Minuskulisse beim 4:1 von Mattersburg über Hartberg. Egal wo, jeder der kam, verdient ein Extralob, wie es Rapids Trainer Goran Djuricin auch Mittwoch Abend in Hütteldorf aussprach. „In Mattersburg war es noch kälter“, behauptete das grün.weiße Präsidiumsmitglied Josef Kamper. Er kann das feststellen: Denn er war auch Dienstag Abend im Pappelstadion. Der Frost als Begründung für die vielen leeren Plätze im Cup. Kann man auch für den schwachen Besuch der Bundesligarunde am vergangenen Wochenende gelten lassen, in der nur 8000 in Graz das Spitzenduell zwischen Winterkönig Sturm und  Meister Red Bull Salzburg sehen wollten. Aber der Frost kann nicht allein als  Begründung für die vielen leeren Plätze in den Stadien herhalten. Etwa bei den Heimspielen des Tabellenführers in Wals-Siezenheim. Kaum jemals eine wirklich würdige Kulisse, wenn Hee-Chan Hwang und Xaver Schlager (Bild oben) auf Torjagd gehen. So wenig wie im Cupviertelfinale gegen Austria Klagenfurt (1500) kamen noch nie in der Red Bull-Ära. In der Bundesliga in diesem Jahr? 4095 beim 2:1 gegen Admira, 4273 zum 4:0 gegen St. Pölten.  Sonntag gegen Rapid müsste es aber doch fünfstellig werden. Dann wird auch der Frost vorbei sein.

Den besten Besuch gab es im Jahr 2018 in der ersten Runde nach der Winterpause dank der 25.600 Zuschauer beim Wiener Derby mit insgesamt 39,182 (Schnitt 7830). Dann folgten 22139 (4427), 34253 (6850) und 31 825 (6350). Alle drei Spiele mit mehr als 10.000 auf den Tribünen fanden im Hütteldorfer Allianz-Stadion statt. Da gibt es eineinhalb Jahre nach der Eröffnung offenbar noch immer den Reiz, das modernste Stadion in Österreich zu besuchen. Aber ansonst? Ähnliche Fragen wie in Österreich stellt man sich in Deutschland. Dort ist es bei einem Schnitt von 43 429 Besuchern allerdings ein Jammern auf viel, viel höherem Niveau. Auch weil nur noch 32 Prozent der Partien ausverkauft sind, 12 der 18 Klubs, also zwei Drittel, einen schlechteren Zuschauerschnitt haben als vergangene Saison, Nur nicht Meister Bayern, der 75.000 pro Heimspiel hielt, Schalke, Hoffenheim, Borussia Dortmund sowie die Aufsteiger Hannover und VfB Stuttgart, die sich  verbessern konnten. Daher herrscht im Weltmeisterland  Alarmstimmung. Abgesehen von den wachsenden Problemen um gewaltbereite Matchbesucher. Speziell beim stark abstiegsgefährdeten Hamburger SV. Was die letzten Samstag rund um das Nordderby in Bremen in Sachen Pyrotechnik etc. alles inszenierten, übertraf die Skandalszenen  bei Rapid – Austria um einiges. Wobei dies den Eklat von Hütteldorf um nichts besser machte. Die Parallelen zwischen beiden Traditionsklubs: Der sportliche Misserfolg sorgt stets dafür, dass einige Verrückte auf den Plan treten, die man ja gar nicht mehr als Fan bezeichnen darf. Nur ist das schwer kontrollierbar. Sowohl in Hamburg als auch in Wien.

In Deutschland befragte „Bild“  die wahren Fans, warum es immer mehr leere Plätze in den Stadien gibt. Die Begründungen: 46 Prozent führten die Zersplitterung des Spieltages als Grund an, 19 Prozent die mangelnde Identifizierung der Spieler mit dem Verein (als letztes Paradebeispiel dient Pierre Emerick Aubameyang mit der provozierten Freigabe von Dortmund für Arsenal), 17 Prozent zu wenig Spannung im Meisterkampf, 14 Prozent die schlechte Qualität der Spiele, drei Prozent das Fehlen an Stars. Umgelegt auf Österreich heißt das: Dass zwei Drittel der  Bundesligaklubs derzeit einen schlechteren Zuschauerschnitt haben als ein Jahr zuvor,wird stimmen. Trifft sogar auf Publikumkrösus Rapid zu. Die Zersplitterung des Spieltages fällt weg,in Deutschland ist die Aufregung wegen fünf Montagspielen derzeit maßlos übertrieben und sehr groß. In Österreich streikte noch kein Spieler, um den Klub wechseln zu können,. Was zutrifft,ist zu wenig Spannung im Titelkampf und die Qualität der Spiele. Schon nach 24 von 36 Runden kann man prophezeien, dass Salzburg in Badeschlapfen zum sechsten Mal hintereinander den Titel holen wird. Weil Winterkönig Sturm den Start total verpatzte, aus einem Punkt Vorsprung zehn Rückstand in vier Runden wurden. Und weil es auch Rapid nicht gut machte, sieben Punkte weniger als Salzburg holte. Daraus schließen viele, wie richtig man mit der Reform und der neuen Zwölferliga ab Juli liegt. Wenn nach zwei Grunddurchgang oder 18 Runden  der Punktestand halbiert und künstlich mehr Spannung erzeugt wird, dann die ersten sechs um den Titel kämpfen. Im Meister-Play-off liegt die größte Chance, dass die Reform funktioniert, für mehr Zuschauer sorgt. Im unterten Play-off wird´s aber problematisch. Von der neuen zweiten Liga mit 16 Klubs erst gar nicht zu reden.

Eine Ausnahme gibt es derzeit in Österreich bei der Zuschauerflaute: Salzburgs Europa League-Schlager gegen Borussia Dortmund. In nicht einmal einer Woche nach der Auslosung gab es Anfragen für  20.000 der 29.000 zur Verfugung stehenden Karten. Da wird es am 15. März erstmals seit  vier Jahren in Wals-Siezenheim ausverkauft heißen. Die Nachfrage nach VIP-Tickets überstieg das vorhandene Kontingent sogar um das vierfache. Daher wird ein zusätzliches Zelt errichtet. Laut Geschäftsführer Christoph Reiter  regelt Salzburg den Kartenverkauf so, dass  die treuen Zuschauer, die auch in der Bundesliga kommen, Vorrang haben. Ist auch richtig und gut so.

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