Eishockey

Der große Stolz, Teil dieses Teams zu sein!

Die Kabine von Österreichs Eishockeyteam in der Nokia-Arena von Tampere verwandelte sich Montag Abend rasch zur Partyzone. Die Erleichterung war direkt greifbar, allen anzumerken. Das Glück, in der schwächsten Partie der Weltmeisterschaft die Mission Klassenerhalt zu schaffen, verdienten sie sich durch die sechs Spiele davor. Im letzten Drittel ein 1:3 in ein 5:3 gegen Großbritannien zu verwandeln, das konnte nur einem gefestigtes Team gelingen. Drei Jahre zuvor beim unnötigen Abstieg in Bratislava wäre das nicht passiert. Teamchef Roger Bader sprach sogar von Weltklasse, was die Mischung von Neulingen und Routiniers sowie das Menschliche betrifft. Auch Kapitän Thomas Raffl stellte die Teamleistung in den Mittelpunkt. Da wuchs in der langen Vorbereitung etwas zusammen, das sieben Punkte brachte. Jeder war am Ende stolz, ein Teil dieses Teams zu sein. Jukka Jalonen, der Teamchef von Olympiasieger Finnland, lobte Österreich als positive Überraschung der Weltmeisterschaft. Das sagt genug. Österreich hat es verdient, auch 2023 bei der A-Weltmeisterschaft zu spielen.

„Wir haben nie den Glauben an uns verloren, daher konnten wir es schaffen“, lobte Verteidiger Dominique Heinrich. Für den 31 jährigen war es seine vierte A-Weltmeisterschaft, die er mit der besten Plus/Minus-Bilanz der ganzen Mannschaft abschloss. Nämlich plus sechs. Dazu kamen sieben Scorerpunkte durch drei Tore und vier Assists. Damit ist Heinrich die Nummer zwei hinter Peter Schneider (drei Tore, sechs Assists, neun Punkte). Heinrich hatte 111:10 Minuten-Eiszeit, obwohl er gegen Finnland für das letzte Spiel gegen Großbritannien geschont wurde. Am längsten spielte der jüngste: Der 18 jährige Marco Kasper stand genau 123 Minuten am Eis, kam auf eine positive Statistik (plus eins). Viel Eiszeit hatten auch Manuel Ganahl (121:32 Minuten), Lukas Haudum (121:13) und Benjamin Nissner (119:44). Der Wiener in Diensten von Meister Red Bull Salzburg kam in der Zeit auf sechs Scorerpunkte und eine positive Statistik (plus eins), die außer Heinrich, Kasper und Nissner  auch Schneider und Kilian Zünde aufwiesen. Salzburg-Verteidiger Kilian Zündel sogar plus fünf. Er wird seine nächste Weltmeisterschaft als Schweiz-Legionär bestreiten wird. Er wechselt zu Ambri-Piotta, zu Dominic Zwerger, auf den Österreich in Finnland ebenso verzichten musste wie auf Michael Raffl und Marco Rossi sowie nach eineinhalb Spielen auf Benjamin Baumgartner. Auch die WM 2023, die ursprünglich in St. Petersburg geplant war, dürfte an Tampere vergeben werden. Und an die lettische Hauptstadt Riga. Die angedachte Kandidatur der Aufsteiger Slowenien und Ungarn mit Laibach und Budapest ist kein Thema mehr. Während des Österreich-Spiel zog Ungarns Regierung plötzlich ihr schon erteiltes Ja zurück. Sicher aus politischen Gründen, aus Angst, Russland zu verärgern, damit einen Stopp der russischen Gaslieferungen zu riskieren.

Auch das Save-Percentage der Torhüter kann sich sehen lassen: 90,20 Prozent bei Bernhard Starkbaum, bei David Kickert 90,29. Die ICE-League reklamierte ihren Anteil am österreichischen WM-Erfolg. Offiziell durch Präsident Joachim Pildner-Steinburg. Sowohl Geschäftsführer Christian Feichtinger als auch Lyle Seitz, der „Director of hockey operations“ werden ihn dazu gedrängt haben. Weil 21 Spieler von ICE-Klubs zu Österreichs Aufgebot gehörten, beweise dies nach Meinung der Liga-Chefetage das gestiegene Niveau der Liga, wodurch der Abstieg verhindert werden konnte. Fakt ist, dass mit wenigen Ausnahmen die Teamspieler bei ihren Klubs nicht in Powerplay und Penaltykilling forciert werden, dass diese Weltmeisterschaft sich auf einem deutlich höherem Niveau bewegte als die Liga. Viele Spieler leisteten mehr, als ihnen ihre Klubtrainer zutrauten. Unstrittig bleibt, dass in der Saison 2022/23 Klubs aus vier A-Nationen in der ICE League mitmachen: Aus der Slowakei (die Bratislava Capitals kehren zurück), Slowenien, Ungarn und Österreich. Ein Tormann aus der ICE-League schrieb Montagabend in Helsinki Geschichte: Sebastian Dahm vom KAC schlug mit Dänemark Kanada 3:2. Der erste Sieg der Dänen über die Kanadier bei einer Weltmeisterschaft.

 

Foto: IIHF.

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