Fußball

Der grün-weiße Sinn des Lebens auch in Frankreich

Jetzt weiß auch ganz Frankreich,  dass SK Rapid der Sinn des Lebens  ist. Geschafft hat dies „France Football“, Frankreichs Fußballbibel mit Millionenauflage. Durch eine große Story über   RapidsEdelfan mit diesem Kulttransparent, das er seit 1994 überall aufhängt, wo er ein Rapid-Spiel verfolgt.  Es geht um den 55jährigen Jürgen Hartmann  vom Fanklub Speising, den die „France-Football“-Macher sogar in Wien besuchten.  Seine Welt ist nicht die der Pyrotechnik, Böller, maskierten Fans oder Schimpftiraden- er will nur ganz firedlich Grün-weiß bejubeln und siegen sehen. Der Titel in France Football: „Les Supporters Amoreux de leur Club, Jürgen Hartmann, la vie Ultra Rapid“. Die Übersetzung: Diese Unterstützer, sprich Anhänger,  lieben ihren Klub. Jürgen Hartmann, ein Leben als Rapid-Ultra. In der Unterzeile folgt der Zusatz: „Einen solchen hatten wir noch nie.“

Jetzt ist es auch für die France Football-Lesern kein Geheimnis mehr,  dass Hartmann  seit  1976 seine Tickets daheim in Schuh-Schachteln sammelt. Inzwischen sind es mehr als 2100, obwohl er seit gut zweieinhalb Jahrzehnten Abonnent ist. Denn er sucht nach jedem Match auf der Tribüne nach herumliegenden Tickets. Seit 1989 ist er Rapid-Mitglied, von 1982 bis 2013  versäumte er kein Pflichtspiel. 1188 in Folge. Da fuhr er insgesamt 558.000 Kilometer mit Rapid, kam mit Grün-Weiß in 41 verschiedene Länder. Da schreibt France Football: „Ein Grund, sich tief  vor ihm zu verneigen.“

Die Hartmann-Serie, zu der auch die „Geisterspiele“ gegen Admira und Rosenborg Trondheim zählten, zu denen keine Fans ins Stadion durften, er es aber auf Grund guter Kontakte doch schaffte, wäre noch imposanter, hätte ihn nicht im Oktober 2013  ein doppelseitiger Lungeninfarkt gestoppt. Vier Jahre zuvor sprang er  nach einem Kreislaufkollaps den Sanitätern praktisch von der Bahre, um  nicht das 110-Jahre-Jubiläumsspiel gegen Schalke in Hütteldorf zu versäumen.  Nach dem Lungeninfarkt bestand sogar Lebensgefahr, weil die Embolie bereits das Herz angegriffen hatte. Alle Pläne, das Otto Wagner-Spital zu verlassen, sich mit seinem Bett auf die Südtribüne des Hanappi-Staadions  bringen zu lassen, ließ er dann doch  fallen. Die Vernunft siegte, als ihm die Ärzte klar machten: Lieber ein paar Spiele versäumen als später gar keines mehr zu sehen. Durch 13 Tage im Spital verpasste er drei Spiele – seit damals sah er wieder jedes Rapid-Match. Über 15o sind es bereits, die neue Serie soll noch 25 Jahre, also bis 2042 dauern. Das wäre dann insgesamt 29 Jahre lang, die er kein Match von Rapid ausließ. Dann wäre der pensionierte Postler 81. Dass er Freundin Maria kurz vor dem Zusammenbruch  noch im Hanappi-Stadion kennenlernte, die seit 30 Jahren  Raoid-Abonnentin ist, wissen die Leser von France Football jetzt auch.

Ebenso, dass er nur 400 Meter von der Donau entfernt wohnt, in der Vorgartenstrasse aber eine triste und traurige Atmosphäre herrscht, dort von der Pracht der Wiener Innenstadt gar nichts zu merken ist. Hartmanns Wohnung ist für „France Football“ die einzige Ausnahme, da dort die fröhliche Rapid-Farbe grün dominiert.  Hartmann verschwieg nicht, einmal dem Ö3-Callboy Gernot Kulis auf den Leim gegangen zu sein, als der ihm telefonisch ein von der Polizei verhängtes Stadionverbot mitteilte. Hartmann gestand, in seiner Erregung und Wut Kulis daraufhin arg und vulgär beschimpft zu haben. Die Erleichterung, als der Callboy sich und damit den ganzen Schmäh zu erkennen gab, war kaum zu übertreffen.

 

 

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