Neun Runden wartet Eintracht Frankfurt in der Bundesliga schon auf einen Sieg. So lange wie noch nie in der Trainerära von Adi Hütter. Dienstag führten die Frankfurter bis zur 90. Minute gegen Borussia Mönchengladbach 3:1, kassierten in der Nachspielzeit zwei Tore, ließen damit zwei Punkte liegen. Heller Wahnsinn. Ähnliches passierte schon zuvor fünfmal. Damit ließ Frankfurt bisher in sechs Partien nicht weniger als 13 Punkte liegen: Beim 1. FC Köln 1:1 nach 1:0, detto daheim gegen RB Leipzig. Bei Union Berlin wurde aus einem 3:2 ein 3:3. Gegen Borussia Dortmund hieß es am Ende nach 1:0 wieder nur 1:1, letzten Freitag in Wolfsburg ging das Match nach einem 1:0 sogar 1:2 verloren. Der Wahnsinn gegen Gladbach war sozusagen die „Krönung“. Frankfurt liegt elf Punkte hinter Tabellenführer dem ungeschlagenen Leverkusen. Anders gesagt: Nach eigener Führung wurde ein absoluter Spitzenplatz vergeben.
Gegen Mönchengladbach lag Frankfurt 0:1 zurück, verwandelte dies von der 21. bis zur 31.Minute in eine 3:1-Führung. Als Martin Hinteregger im Strafraum den Ball auf die ausgestreckte rechte Hand von Stefan Lainer nagelt, gab es Elfer und den Ausgleich. Das 2:1 war allerdings irregulär, weil der Ball noch rollte, als ein Freistoß abgespielt wurde und die Aktion zum Tor einleitete. Zur Pause ersetzte Hütters Kollege bei Mönchengladbach, Marco Rose, einen Österreicher (Hannes Wolf) durch einen anderen (Valentino Lazaro). Das änderte wenig. Frankfurt hatte Mönchengladbach praktisch bereits niedergekämpft, als sich nach Gelb-Rot für Innenverteidiger David Abaham ab der 81. Minute noch alles drehte. Hütter brachte Stefan Ilsanker neu ins Abwehrzentrum. Aber in der 90. Minute fiel aus einem unnötigen Elfmeter das 3:2, in der 95. Minute noch das 3:3. Dreifacher Gladbacher Torschütze: Lars Stindl. Hütter verstand die Welt nicht mehr: „Eine gefühlte Niederlage!“ Die letzten zwei Gegentore müsse man sich selbst ankreiden, ansonst wäre es bis auf die ersten zehn Minuten eine tolle Leistung gewesen: „Es macht mir Spaß zu sehen, wie alle kämpfte, eine Einheit bilden und Mentalität zeigen!“e
Für ein Wahnsinns-Finish sorgte Sasa Kalajdzic beim 2:2 (0:2) des VfB Stuttgart im Duell der Überraschungsteams gegen Union Berlin. Die „Eisernen“ führten bis zur 84. Minuten 2:0, wobei Trimmel das erste Tor mit seinem sechsten Assist, einem Freistoß, vorbereitete. Ehe der in der 80. Minute eingewechselte Kalajdzic mit seinem ersten Doppelpack in der Bundesliga Stuttgart noch einen Punkt rettete. Zunächst traf der Zweimeter-Riese per Kopf, nach 90 Minuten mit links. Zuvor nahm er eine Flanke mit der Brust runter. Fast fünf Minuten wurde im Kölner Videokeller überprüft, ob auch die Hand dabei mehr, dann zählte der Treffer. Es waren die ersten Tore von Kalajdzic seit 3. Oktober, nach acht Runden mit Ladehemmung. Damit hält er bei fünf Toren. Einen Punkt holten Kevin Stöger und Karim Onisiwo mit Mainz durch in 0:0 in Berlin gegen Hertha BSC. Im ersten Match nach der Trennung von Trainer Lucien Favre gewann Borussia Dortmund mit dem neuen Chef Edin Terzic bei Werder Bremen und Marco Friedl 2:1 (1:1). Das Siegestor fiel aus einem Elfmeternachschuss von Kapitän Marco Reus.
Mittwoch Abend ist die weiße Weste von Hütters Landsmann Oliver Glasner mit Wolfsburg in Gefahr: Bei Meister Bayern München wäre die erste Saisonniederlage im Österreicher-Duell zwischen Xaver Schlager und David Alaba logisch. Auch wenn es bei Bayern mit Leon Goretzka einen verletzten Mittelfeldspieler mehr gibt. Glasner muss den amerikanischen Innenverteidiger John Brooks ersetzen. Eine Option ist das Ex-Salzburger Marin Pongracic nach einer für ihn schweren Zeit: Zuerst Pfeiffersches Drüsenfieber, dann Corona nach dem Debüt in Kroatiens Team.