Letzte Woche eröffnete Österreichs Rekordteamspieler Andi Herzog selbst Spekulationen um seine Zukunft als Israels Teamchef. Stellte in Frage, ob er das im ausstehenden Play-off um ein Ticket für die Europameisterschaft 2021 auf Grund der Verschiebung in den Herbst noch sein wird. Herzog verhehlte dabei nicht, sich reif für den Sprung in die deutsche Bundesliga zu fühlen, wobei sein Ex-Klub Werder Bremen, mit dem er vor 27 Jahren Meister war, einen besonderen Reiz hätte. Schon vor Herzogs medialer Offensive mit dem ein oder anderen etwas überzogenen Satz, gab es einige Telefongespräche zwischen Wolfern in Oberösterreich und Breitenfurt vor den Toren Wiens. In Oberösterreich wartet Israels Sportchef Willi Ruttensteiner die Entwicklung ab, in Breitenfurt ist Herzog bei seiner Frau und den zwei Söhnen.
Die aktuelle Situation am Trainermarkt ist auf Grund von Corona eher ruhig, also für Herzog nicht ideal. Da gibt es nicht so viele Stellen, die nach dieser Saison, wann immer sie zu Ende geht, frei werden könnten. Werder Bremen legte sich schon vor der Corona-Pause dezidiert fest, notfalls mit Trainer Florian Kohfeldt auch in die zweite Liga zu gehen. Also bleibt die naheliegendste Lösung, weiter mit Israel um die EM-Qualifikation zu kämpfen. Einig sind sich Ruttensteiner und Herzog, dass es bald zu einer Entscheidung kommen sollte: „Die Nations League beginnt Anfang September, auch darüber sollte man sich schon Gedanken machen. Tschechien und die Slowakei sind Gegner, mit denen man sich beschäftigen muss.“ Und dazu kommt wie im Play-off wieder Schottland.
Die Situation: Nach Hinweisen der UEFA rechnet Ruttensteiner damit, dass im September und Oktober die Partien im Play-off an die für die Nations League vorgesehenen Termine angestückelt werden. Die Nations League würde für Israel am 4. September im Hampden Park von Glasgow gegen Schottland beginnen, drei Tage später mit dem Heimspiel gegen Slowakei weiter gehen. Das schafft eine besondere Situation: Demnach müsste Israel zweimal in einer Woche in Glasgow spielen und dazwischen nach Tel Aviv und wieder zurück fliegen. Dass Ruttensteiner dies nicht so akzeptieren, nach einer anderen Lösung suchen wird, kann man annehmen.
Ruttensteiners Kompromiss-Vorschlag an Herzog: Auf jeden Fall bis Jahresende Teamchef bleiben. Nah den November-Terminen in der Nations League könnt man die Lage neu besprechen: „Schafft Israel erstmals die Qualifikation zur Europameisterschaft, erübrigen sich alle Diskussionen. Wenn nicht, kann man je nach Abschneiden in der Nations League abklären, ob es Sinn macht, dass er auch in die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar geht!“ Einen Vorteil hat er Play-off-Termin im Herbst für Israel auf jeden Fall: Zwei derzeit verletzte wichtige Spieler, Ex-Salzburg-Torjäger Munas Dabbur und Manor Solomon von Ukraine-Meister Schachtjor Donezk, werden dann wieder zur Verfügung stehen. Ruttensteiner steht davon daheim nicht nur mit Herzog ständig in Kontakt, sondern auch mit der Verbandszentrale in Tel Aviv. Und von dort hörte er, dass Verzicht auf einen Teil des Gehalts auch in Israel ein Thema ist. Auch für Sport-und Teamchef.