Fußball

Der Name El Maestro klingt als Trainer ein bisschen unseriös

Für die Austria beginnt Samstag gegen Altach eine weitere Etappe der letzten Hoffnung in Sachen Qualifikation für die Europa, Aufholjagd in Richtung Platz fünf. Neun Punkte Rückstand sind aber bei neun ausstehenden Runden recht heftig, zumal ja noch nicht gesagt ist, dass der fünfte Rang reichen würde. Auf den Vierten Admira Wacker fehlen Violett zehn Punkte. Fast eine „mission inpossible“ für den neuen Trainer Thomas Letsch.  Einem, der sich letzte Saison  auf der violetten Trainerbank als Assistent von Thorsten Fink noch über Platz zwei freuen konnte, geht´s 100 Kilometer von Wien entfernt in der Slowakei,  in der 70.000 Einwohner-Stadt Trnava viel besser: Nestor El Maestro könnte  in seiner ersten Saison als Cheftrainer gleich der jüngste Meistermacher Europas werden. Eine kleine Sensation. Acht Runden vor Schluss liegt Spartak Trnava mit dem Ex-Rapidler Yasin Pehlivan als zentrale Figur im Mittelfeld sowie Marvin Egho, dem ehemaligen Stürmer von Admira und Ried, mit zehn Punkten Vorsprung auf Platz eins.

Wie er das schaffte? Anfangs musste er die Skepsis überwinden. Man wusste wenig mit einem anzufangen, der in Belgrad geboren wurde,in London aufwuchs, danach in Spanien, Deutschland und Wien arbeitet, wo er mit seiner Familie noch lebt. El Maestro sieht sich als keinen Trainertyp, für den eine Idee Vorrang über alles andere hat. So erfolgreich diese Typen auch sein mögen. Stichwort Pep Guardiola. Nein, El Maestro sieht sich mehr als Pragmatiker: „Wir machen die Basics besser als unsere Gegner, darum sind wir stabil und Erster.“

Trnava ist ein Traditionsklub mit glorreicher Vergangenheit, einen starken Basis bei den Fans in einer Stadt die Fußball lebt. Dort nützte der 35jährige die Chance, als Cheftrainer zu starten. Er gibt zu, das Angebot angenommen zu haben, weil er aktuell nichts Besseres kriegte, der ehemalige Co-Trainer von Mirko Slomka zwischen 2006 und 2014 bei Schalke,Hannover 96 und dem Hamburger SV. Bei Schalke war er mit 23Jahren der jüngste Co-Trainer der  Liga. Der jüngere Bruder Nikon galt damals als Wunderkind, wurde als El Maestro tituliert. Die erhoffte Karriere gelang weder in Spanien, noch in Deutschland, Österreich, wo er es beim SC Wr.Neustadt  in der Bundesliga unter Trainer Peter Stöger versucht hatte, Ungarn oder Polen. Jetzt ist Nikon der Assistent seines älteren Bruders Nestor, der als 17jähriger den Künstlernamen „El Maestro“ angenommen hatte. Dazu brauchte es nur eine Unterschrift.

18 Jahre später fürchtet er, dass ihm der Name etwas schaden könnte, sollte es einmal um größere Jobs gehen. Weil es ein bisschen unseriös klingt. Mit dem Wissen von heute würde es el Maestro noch mehr tun. Aber zurückändern auf den ursprünglichen Namen Jevtic ist auch keine Option, schon allein wegen der Kinder.  Die Skepsis wegen des Namens spürt el Maestro eigentlich immer, auch als er im November ein Kandidat auf die Nachfolge des jetzigen Teamchefs Franco Foda bei Sturm Graz war, sich aber Sportchef Günter Kreissl dann für den erfahreneren Heiko Vogel entschied. Auch bei Austria war El Maestro Anfang März statt seines ehemaligen Chefs Fink ein Thema. Doch da war auch die sechsstellige Summe, um die ihn Austria aus dem Vertrag bei Trnava, der bis 2019 läuft, herauskaufen hätte müssen, ein Hindernis. Nachtrauen de Rückkehr nach Wien? El Maestro kann jetzt etwas Historisches erreichen. Dass er eine Mannschaft als Cheftrainer ordentlich führen kann, bewies er trotz des „problematischen“ Namens.

Hochfliegende Pläne mit Trnava? Große Zugänge werden weiter nicht drin sein. Also wird er es vermutlich auch wieder mit Spielern aus Österreich versuchen, die ihr Können schon zeigten, aber zuletzt aus verschiedenen Gründen aus der Spur kamen. Wie das Beispiel Pehlivan, mit dem er gut fuhr. Ein Kandidat beim neuen slowakischen Meister wäre Österreichs ehemaliger Teamstürmer aus Marcel Kollers Zeiten, Patrick Bürger, durch Verletzungspech ordentlich eingebremst.  Seit bei Mattersburg Trainer Gerald Baumgartner erfolgreich das System umstellte, ist der 30jährige dort nur noch selten erste Wahl.

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