Fußball

Der neue Scharner: Wird Benedict ein Querdenker wie Vater Paul?

Zweitligist VSE St. Pölten präsentierte eine 17 jährige Neuerwerbung. Laut Sportchef Jan Schlaudraff ist Mittelfeldspieler Benedict Scharner, der auch in Österreichs Nachwuchsteams zum Einsatz kam, eines der größten, wenn nicht das größte Talent der St. Pöltener Akademie. Mit ihm taucht wieder der Name Scharner in der Profiszene auf. Und damit die Frage: Wird Sohn Benedict ein ähnlicher Querkopf wie sein 42 jähriger Vater Paul, der sich so ziemlich mit allen Trainer in seiner aktiven Karriere angelegt hatte? Die Ausnahme war vielleicht Belgiens jetziger Teamchef Roberto Martinez, unter dem Scharner 2013 mit Wigan sensationell Englands Cupsieger wurde, aber auch aus der Premier League abstieg.

Der erste Scharner-Aufreger passierte bei der Austria, mit der er vor 20 Jahren unter Christoph Daum das Double gewonnen hatte. Als Nachfolger Jogi Löw, der spätere deutsche Weltmeister-Teamchef, Scharner im Oktober 2003 als rechter Mittelfeldspieler einwechseln wollte, streikte Scharner. Er wollte im Zentrum spielen oder gar nicht. Damit war Scharners Austria-Zeit vorbei. Er wechselte über Austria Salzburg nach Norwegen zu Brann Bergen. Dort wurde er Publikumsliebling und Cupsieger, dort wurde Benedict geboren. Im Herbst 2006 erklärte Scharner, inzwischen in England bei Wigan gelandet, telefonisch Österreichs Teamchef Josef Hickersberger seinen Rücktrittt, weil er die Strukturen im ÖFB für unprofessionell hielt. Hickersberger erfüllte ihm den Wunsch nach Rücktritt vom Rücktritt nicht, als er vor der Heim-Euro 2008 wieder für Österreich spielen wollte. Das passierte erst unter Hickersberger-Nachfolger Karel Brückner. Als in Finish der verpassten Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 Didi Constantini im Herbst 2011 als Teamchef beurlaubt wurde, bot sich Scharner als spielender Teamchef an. Vergeblich. Wenige Monate später beendete Scharner zum zweiten Mal und endgültig nach 40 Länderspielen die Teamkarriere. Weil ihm Marcel Koller, der Teamchef aus der Schweiz, keinen Stammplatz garantierte.

Nach Wigan spielte Scharner auch unter dem späteren englischen Teamchef Roy Hodgson bei West Bromwich, beim Hamburger SV, wo der spätere Austria-Trainer Thorsten Fink mit ihm wenig anzufangen wusste, ihm dafür aber keinen Grund nannte. Scharner beendete  2013 seine aktive Karriere, zwischendurch und danach packte er über gewisse „Rituale“ im Fußball aus, mit denen er seine Probleme hatte. Seit Jahresbeginn trainiert Scharner die Jugend von Austria Salzburg, zuletzt hörte man von ihm auch als möglichen künftigen Verbandspräsident in Niederösterreich. Für St. Pöltens Co-Trainer Emanuel Pogatetz bringt das neue Talent Benedict Scharner Erinnerungen an seine aktive Karriere: Er spielte mit dem Vater für Österreich, sie waren Gegner in Englands Premier League. Bei Wigan gegen Middlesbrough. Und so wie Paul Scharner war auch Pogatetz „Team-Revoluzzer“: 2006 wurde er wegen öffentlicher Kritik an Hickersberger aus dem Team ausgeschlossen, aber zur Europameisterschaft 2008 nach einer Entschuldigung zurückgeholt. Als Teamspieler „überlebte“ er Paul Scharner um zwei Jahre bis 2014. Dann verlor er seinen Platz an Martin Hinteregger.

 

Foto: FKN/Weber.

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