Fußball

Der optimale Rahmen für Hasenhüttls Freudentränen

Einer der zwei österreichischen Trainer in der deutschen Bundesliga kann bereits feiern: Einen Tag nach Peter Stögers Gala mit Köln gegen Werder Bremen am Weg in die Europa League gelang Ralph Hasenhüttl mit  RB Leipzig durch den 20. Saisonsieg, die zuvor noch kein Aufsteiger schaffte, sensationell den Sprung in die Champions League. Beim 4:1 (1:0) im Berliner Olympiastadion vor 62.000 Zuschauern, darunter 14.000 aus Leipzig, standen  sechs Ex-Salzburger in der Startformation: Keeper Peter Gulacsi, Rechtsverteidiger Bernardo, Innenverteidiger Dayot Upamecano,  Naby Keita, Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer, der wieder seine Stärken bewies, das Führungstor mit einer perfekten Flanke auf den Kopf von Torjäger Timo Werner vorbereitete und nachher bilanzierte: „Wir sind eine supergeile Truppe, die zusammenhält. Wir haben das riesig verdient.“

Wird auch Red Bull-Boss Didi Mateschitz sehr freuen. Leipzig ist der  erste Aufsteiger nach Kaiserslautern 1998, der direkt die Qualifikation für die Königsklasse schaffte. Womit er  nach 30 Jahren Pause  den Europacup nach Leipzig, damals noch zu DDR-Zeiten,  zurückbrachte. Da gab Sportchef Ralf Rangnick die Devise aus: „Heute machen wir durch. Die ganze Stadt wird in dieser Nacht mit uns feiern.“ Hasenhüttl sah das Olympiastadion in der deutschen Hauptstadt als eine perfekte, sensationelle Kulisse für die Krönung seiner bisherigen Trainerkarriere. Bei den Feiern in der Fankurve wirkte der Steirer ergriffen, verdrückte Freudentränen: „Weil der Fußball in solchen Momenten immer wieder  Platz hat für Leute, die sonst nicht in den Schlagzeilen stehen.“  Gemeint war Davie Selke, Silbermedaillengewinner bei Olympia in Rio de Janeiro, danach bei Hasenhüttl hinter Werner und dem Dänen Yussuf Poulsen nur zweite Wahl. Deshalb liebäugelt Selke mit der Rückkehr zu Werder Bremen. In Berlin  schlug seine große Stunde, als Hertha im Finish  glücklich auf 1:2 herankam. Dann traf er noch zweimal. „Ich habe das keinen mehr vergönnt als ihm“, versicherte Hasenhüttl, der nachher Selke lange umarmte. Der antwortete mit einem liebevollen Klaps auf den Hinterkopf seines Trainers, der seiner Mannschaft drei trainingsfreie Tage gönnte. Bis Mittwoch. erst dann beginnen die Vorbereitungen auf das Spitzenduell gegen Bayern.

Für die Österreicher im Kampf gegen Relegation und Abstieg gab´s wenig zum Feiern. Markus Suttner rettete Ingolstadts 1:1 (0:0) gegen Leverkusen mit einer Rettungsaktion auf der Linie, erlitt im Finish eine Bänderverletzung im Sprunggelenk, die das Saisonende bedeuten könnte.  Für den Vorletzten Ingolstadt sieht´s nicht gut aus, aber der Glaube an die Rettung ist noch da. Leverkusens Sportchef Rudi Völler verließ bereits  nach acht Minuten den Platz auf der Tribüne, sah sich das Match lieber in der Kabine am TV-Gerät an, um ungestört fluchen zu können. Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger kamen diesmal bei Trainer Tayfun Korkut zum Zug, hingegen sassen  Teamspieler aus Deutschland (Karim Bellarabi), Slowenien (Kevin Kampl) und Mexiko (Chicarito) auf der Bank. Der Aufschrei von Dragovic nach Leverkusens Ausgleich verriet seine Erleichterung, er hielt die Abwehr zusammen. Das fehlende Selbstvertrauen zeigte sich aber auch an einem total mißglückten Rückpass. der zu einem Eckball führte. Teamkapitän Julian Baumgartlinger stabilisierte das zentrale Mittelfeld, bereitete Leverkusens beste Torchance vor. Aber es unterliefen ihm auch unerklärliche  Fehlpasses: „Es gibt gemischte Gefühle“, gab Baumgartlinger zu, „wir nehmen den Punkt mit, ohne super glücklich zu sein.“  Gemischte Gefühle hat wohl auch Martin Hinteregger nach Augsburgs 1:1 in Mönchengladbach: 37 Minuten lang  geführt, in der letzten Minute der Nachspielzeit den  Ausgleich kassiert. Daher blieb Augsburg hinter  Leverkusen. Zittern noch zwei Wochen lang prolongiert.

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