Altach, der Tabellenletzte der Bundesliga, präsentierte bisher noch nicht den Nachfolger für den beurlaubten Trainer Damir Canadi. Seit Montag weiß man, wer es nicht wird: Andreas Heraf, der Ried überraschend auf Platz vier geführt hatte und dennoch nach einer Krankheitspause nicht bleiben durfte, wagt das Risiko bei Türkgücü München, dem Abstiegskandidaten in der dritten deutschen Liga. Als siebenter Trainer (!) in diesem Kalenderjahr. Da kann man dem 54 jährigen nur viel Glück wünschen, wenn er am 2. Jänner in München beginnt. An seiner Seite als Assistent: Ex-Rapid-Trainer Goran Djuricin, seit der Beurlaubung bei Grasshoppers Zürich im Mai 2020 ohne Job. Das Duo Heraf-Djuricin gab es schon zu den Zeiten, als Heraf Nachwuchsteamchef war, bei Österreichs U 18, U 19 und U 20 bei der WM 2011 in Kolumbien.
Türkgücü München gehört praktisch dem türkischen Immobilieninvestor Hasan Kivran, der mit Trainer nicht sehr lange Geduld hat. Für Ex-St. Pölten-Trainer Alexander Schmidt war es im Februar nach 23 Spielen vorbei. Die Interimslösung Alexander Pummer blieb 13 Tage, ehe für 71 der Türke Serdar Dayat übernahm. Dann kam wieder Pummer, beendete die vergangene Saison. Die neue begann mit Petr Ruman, der im September vom ehemaligen Sturm Graz-Trainer Peter Hyballa abgelöst wurde. Für den bedeutete die fünfte Niederlage im achten Spiel Mitte November die Endstation. Drei Spiele lange coachte Assistent Alper Kayabunar die Mannschaft, ehe jetzt Heraf kam. Von ihm erwartet keiner ein Offensivspektakel, sondern genau das, was trotz Erfolgen einige in Ried nicht mehr sehen wollten: Ergebnisorientierten Zweckfußball.
Wie lange Heraf und Djuricin unterschrieben, wurde nicht bekannt gegeben. Anzunehmen, dass sich der Vertrag automatisch verlängert, wenn der Klassenerhalt gelingt. Türkgücü liegt nach 20 von 38 Runden unter 20 Mannschaft auf Rang 16 nur zwei Punkte vor dem ersten von vier Abstiegsrängen. Letzte Saison spielten bei Türkgücü auch zwei Österreicher: Mittelfeldspieler Philipp Ehrhardt, derzeit bei Hartberg (den gleichen Weg ging auch der deutsche Stürmer Noel Niemann) sowie Stefan Stangl, ehemals Verteidiger bei Rapid und Red Bull Salzburg. Er ist jetzt bei Wehen Wiesbaden. Herafs Einstand wird am 15. Jänner das Auswärtsspiel beim Hallescher FC sein. Dort stürmt der ehemalige Rapid-Legionär Terrence Boyd. Die Heimspiele bestreitet Türkgücü im alten, riesigen Olympiastadion.
Foto: Türkgücü München.