Fußball

Romano Schmid oder Marco Grüll: Der Teamchef muss im Oktober andere Spieler holen!

Teamkapitän David Alaba zeigte sich  nach dem bitteren Dienstag Abend zurecht etwas irritiert darüber, dass den Spielern nachher von enttäuschten Fans auf den Tribünen Arbeitsverweigerung und mangelnder Einsatz vorgeworfen wurde. Daran lag es wirklich nicht. Sondern daran, dass zu wenige 100 Prozent ihres Potenzials auf den Rasen brachten. Das gab Christoph Baumgartner im ehrlichsten aller ORF-Interviews nach dem Schlusspfiff zu. In dem er auch sagte, es wäre der falsche Weg, den bulgarischen Referee Georgi Kabakov und seinen holländischen Video Assistent Pol van Boeckel die Schuld für die schmerzhafte 0:1-Niederlage zu geben. Sie übersahen  einen Elfmeter für Österreich kurz vor der Pause, als Schottlands Verteidiger Stephen O´Donnell Baumgartner mit der rechten Hand voll im Gesicht traf, als der zum Kopfball sprang. Dass nach den aktuellsten Regeln der VAR nur eingreifen darf, wenn ein Abwehrspieler beide Hände zu Hilfe nimmt wie Martin Hinteregger beim Elfmeterfoul an Che Adams und nicht nur eine, ist geradezu absurd.

Manche konstruierte Vorwürfe gegen Teamchef Franco Foda wirkten schon nach dem 2:5 von Haifa wie die Anfänge von Menschenhatz. Daher werden wohl viele Kritiker verärgert sein, dass ÖFB-Präsident Leo Windtner die richtige Entscheidung traf, für die letzten zwei Spiele seiner Ära im Oktober gegen die Färöer in Torshavn sowie den überlegenen Tabellenführer Dänemark in Kopenhagen nicht den Teamchef zu wechseln. Trotz der „Foda raus“-Rufe von den Rängen. Damit hätte Windtner seinem Nachfolger auch einen schlechten Dienst erwiesen. Weil eine Trennung von Foda vor den Play offs im März auch eine ziemlich teure Angelegenheit wäre.  Die Play offs gehören zur Qualifikation. So lange läuft Fodas Vertrag auf jeden Fall. Sollte er zuvor beurlaubt werden, könnte er argumentieren, mit ihm als Teamchef hätte Österreich das WM-Ticket geschafft. Damit käme er vor Gericht sicher durch. Bedeutet: Der ÖFB müsste Foda bis zur Wüsten-WM in Katar, also bis Dezember 2022 bezahlen. Dass Windtner diese Entscheidung nicht treffen wollte, ist mehr als legitim.

Natürlich werden schon jetzt speziell für das Spiel auf den Färöer Schreckensszenarien entwickelt. In Erinnerung an 1990, die peinliche 0:1-Blamage in Landskrona, die Österreich zum Gespött der Fußballwelt machte, und an 2009, als es unter Karel Brückner in Torshavn nur ein 1:1 gab. Aber schlechte Stimmung zu machen, hilft auch nicht weiter. Aber sicher muss sich Foda etwas Neues überlegen. Man kann darüber diskutieren, ob es die richtige Entscheidung war, in drei verschiedenen Spielen drei Systeme zu versuchen. Einmal mit zwei Spitzen, zweimal mit einer, zweimal mit Viererabwehr, einmal mit drei Innenverteidigern. Aber mit den Ergebnissen hatte dies viel weniger zu tun als mit dem handelnden Personal. Also braucht es neue Gesichter. Schon im Oktober. Da ist von den Ausfällen nur mit Marcel Sabitzer zu rechnen, wenn er bis dahin fit ist. Darauf kann man hoffen. Bei Bayern München wird er derzeit an das Mannschaftstraining herangeführt, wie es so schön heißt. Auf Stefan Lainer, Xaver Schlager und Sasa Kalajdzic kann erst bei den Play offs im März wieder gesetzt werden.m

Das Team braucht im Oktober neue Impulse. Der Hype um Yusuf Demir ist inzwischen viel zu groß. Die Aufschreie, wenn er den Ball berührte, wirkten Dienstag Abend übertrieben, fast sogar etwas irritierend. Zu glauben, mit dem 18 jährigen hätte alles anders ausgesehen, ist  eine Illusion. Zumindest, was das Spiel gegen die robusten Schotten betrifft. Einem, den man auch auf Grund seiner starken Leistungen in der U 21 unter Werner Gregoritsch einiges zutrauen kann, ist Romano Schmid. Der 21 jährige Steirer hat schon einiges hinter sich: Eine komplette Bundesligasaison mit Wolfsberg, Erfahrungen in der deutschen Bundesliga mit Werder Bremen in der Abstiegssaison, jetzt die Knochenmühle der zweiten Liga. Schmid ist einer, der mit seiner Stärke in Dribblings  eins zu eins-Situationen sucht. Ebenso den Abschluss. So ein Typ fehlte gegen Schottland.

Warum ihn im Oktober nicht probieren? Die Qualifikationsspiele dienen ohnehin nur mehr der Vorbereitung auf die Play offs. Das war seit Samstag klar. Schmid muss sich nur wohl und akzeptiert fühlen. Aber das weiß Foda ohnehin. Denn er war am 30. Juli 2017 noch der Trainer von Sturm Graz, als Schmid unter ihm als erster Spieler, der in diesem Jahrtausend geboren wurde, in der Bundesliga beim 3:2 gegen die Austria im Happel-Stadion ein Tor erzielte. Mit 17 Jahren, sechs Monaten und drei Tagen. Schon damals bezeichnete ihn Foda als Frechdachs, der selbstbewusst und unbekümmert spielt. Ein anderer, auf den ähnliches zutrifft, wäre  Rapids neuer Stürmer Marco Grüll. Immer in Bewegung, gut anspielbar und torgefährlich, auch topfit.  Mit ihnen kann´s nur besser werden als in den drei enttäuschenden September-Spielen.

Foto: FotobyHofer/Diener/Philipp Schalber.

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