Fußball

Der Traum vom Frauenmärchen

Was vor einem Jahr im Stade de France von Paris misslang, könnte Mittwoch Abend im Sparta-Stadion Het Kasteel von Rotterdam gegen Island perfekt werden: Ein  Traum vom Sommermärchen, genauer gesagt vom Frauenmärchen. Wenn Österreichs Damen nämlich den Aufstieg ins Viertelfinale der Europameisterschaft schaffen und so jubeln können wie am Montag Veranstalter Holland (Bild oben) in Tilburg und Dänemark (Vize-Europameister Norwegen scheiterte mit drei Niederlagen) und Dienstag Titelverteidiger Deutschland und Schweden. Damit würden sie die 2016 erfolglosen Männer noch mehr in den Schatten stellen als sie es bisher mit dem 1:0 gegen die Schweiz und dem 1:1 gegen Frankreich, die Nummer drei der Weltrangliste, taten. Aus dieser Konstellation wäre sogar der Gruppensieg noch möglich. Gelingt das, würde Österreich Sonntag in Tilburg auf Spanien oder Portugal treffen. Als Gruppenzweiter  wäre hingegen England in Deventer der Gegner. Gegen den Dritten der WM 2015 verlor Dominik Thalhammers Mannschaft während der Vorbereitung am 10. April in Milton Keynes 0:3.

Bisher bestätigte sich die Prognose von Sportchef Willi Ruttensteiner, dass die Damen physisch und mental stärker sind als die Herren, weil sie mehr Zeit zur Vorbereitung hatten. Ruttensteiner muss es ja wissen, denn er war und ist bei beiden Ereignissen dabei.  Und darum kann man ihnen auch zutrauen, es bei ihrem ersten Duell gegen die Isländerinnen besser zu machen als die Männer beim 1:2 in Paris. Sicher werden die Damen Mittwoch Abend den TV-Quotenvergleich auf ORF 1 mit den Herren von Meister Salzburg gewinnen, die 135 Minuten Stunden vor dem Anpfiff in Rotterdam  gegen NK Rijeka um ihre erste Qualifikation für die Champions League kämpfen. Auch weil jeder TV-Zuschauer bisher erkennen konnte: Österreichs Frauenteam ist eine eingeschworene Mannschaft, die alles für ihr großes Ziel gibt. Da liebt es jede Frau geradezu, Teil dieses Teamworks zu sein, findet das überragend. Und so könnte dieser EM-Meilenstein dazu beitragen, Ruttensteiners Wunsch, künftig mehr Frauen für den Fußball begeistern zu können, zu erfüllen: „Nur sieben Prozent aller, die in Österreich Fußball spielen  sind weiblich. Da ist sehr viel Luft nach oben.“

Teamchef Thalhammer muss gar nicht betonen, dass alle demütig und bodenständig bleiben, keine abhebt – ohne diesen Tugenden wären die vier Punkte nicht möglich gewesen. Und daher wissen alle, wie schwer die Partie gegen die schon ausgeschiedenen Isländerinnen wird. Die werden trotzdem nicht nachlassen, so körperbetont spielen wie es gewohnt sind.  Nur zur Erinnerung: Gegen Frankreich kassierten sie das 0:1 erst vier Minuten vor Schluss aus einem Elfmeter, auch das 1:2 gegen die Schweiz wertete Thalhammer als unglücklich. Und die Österreicherinnen werden mehr als in den ersten zwei Partien das Gesetz des Handelns in die Hand nehmen müssen, um ungeschlagen die Gruppen zu beenden, was überragend wäre. Auf Unentschieden zu spielen, weil ein Punkt reichen würde, ist zu gefährlich.

Österreich hat seine Mittelfeld-Turbine wieder dabei, Sarah Zadrazil von Turbine Potsdam: „Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben“, betont die in St. Gilgen am Wolfgangsee geborene Zadrazil. Kein Weg wird zu weit sein, um das Ziel aus den Augen zu verlieren. Auch wenn Kapitänin Viktoria Schnaderbeck nicht zur Verfügung stehen sollte, wonach es leider aussieht.

 

 

Foto: weltfussball.de.

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