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Der Triumph von Leipzig war noch cooler als der in Dortmund: Salzburg lernte ganz schnell

Jeweils 570.000 Euro an Prämie brachte der Startsieg in der Europa League sowohl Red Bull Salzburg als auch Rapid. Jeder Sieg tat Österreichs Fußballszene schon mit Blick auf die Fünfjahreswertung der UEFA sehr, sehr gut. Aber die drei Punkte von Österreichs Meister zählten prestigegemäßig doch etwas mehr. Weil es gegen einen Spitzenklubs aus dem Land des großen Nachbarn ging, weil es sich um das  „Stallduell“ aus dem Hause Red Bull handelte. Und weil der Spielverlauf beim 3:2 in Leipzig doch um einiges dramatischer war als der beim 2:0 in Hütteldorf. Und sich alles doch auch mit mehr Emotionen auf einem etwas höherem Niveau abspielte.

„Schon eine spezielle Sache“, urteilte Trainer Marco Rose, „ganz cool“. Nicht nur, weil der den „Auftrag“ seiner Tochter, zu gewinnen, damit sie sich am Tag danach in der Schule nichts anhören muss, erfüllte. Sondern weil es sich um den  zweiten Salzburger Triumph innerhalb von nur sieben Monaten in Deutschland handelte. Das 2:1 ´bei Borussia Dortmund kam letzten März im Achtelfinale unerwarteter als der Sieg im Gruppenspiel in Leipzig. Der damalige Dortmund-Trainer Peter Stöger wusste Donnerstag daheim in Wien vor dem TV-Schirm, was auf Ralf Rangnick jetzt alles zukommen wird. Vor allem wegen seines „Vorlebens“ in Salzburg. Etwa am Tag danach die „Bild“-Schlagzeile: „Das ging voll in die Dose, Herr Rangnick!“

So herzlich die Umarmung von Rangnick und des von ihm nach Salzburg geholten Rose vor dem Anpfiff auch war: Der Ehrgeiz von Rangnick, dem man auch nachsagt, mitunter cholerisch zu reagieren,  verträgt sich nicht mit Niederlagen, schon gar nicht mit einer gegen Salzburg. Und so griff er auch einige Spieler verbal an: „Die haben nicht verstanden, was für ein Kaliber auf uns zukommt. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass aus Österreich ein Gegner komm , der so perfekt spielt.“ Der zurückschlagen kann. Denn mit dem Happy End, dem Siegestor nach 89 von 94 Minuten durch Joker Fredrik Gulbrandsen, bewies Salzburg, rasch aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Wie in der verpassten Qualifikation zur Champions League gegen Roter Stern Belgrad wurde ein  2:0-Vorsprung verspielt. Aber nach dem Ausgleich zum 2:2 verfielen die Salzburger nicht in Schockstarre, sondern schlugen zurück. Roses Erklärung: „Wir haben uns nach der Länderspielpause gemeinsam vorgenommen, eine andere Körpersprache zu zeigen, wenn wir auf Widerstand stoßen.“ Wurde in die Tat umgesetzt. Ebenso zu Beginn der Plan, mehr Intensität im Kampf um die Pressingräume auf den Rasen zu bringen als Leipzig. So sprach  Rose von einem verdienten Sieg, der alle mächtig stolz machte.

Da halfen den Verlieren auch die im Vorfeld via „Bild“ gezielt gestreuten Gerüchte, wonach der Wechseln von Amadou Haidara nach dem Retourspiel Ende November offiziell verlautbart werde, nicht. Haidara gab mit einem Tor die richtige Antwort und Sportchef Christoph Freund wollte die „Wasserstandsmeldungen“ um Haidara  genervt gar nicht mehr kommentieren. Wenn Leipzig für die 20jährige Mittelfeldperle aus Mali wirklich ein Thema wäre, hätte er nicht den Vertrag in Salzburg knapp vor Transferschluss im August vorzeitig bis 30. Mai 2022 verlängert. Auch ein anderer  aus der Youth League-Siegertruppe von Rose zeigte wie Haidara  groß auf: Hannes Wolf, der beim zweiten Treffer und beim Siegestor seine Beine im Spiel hatte. An dem der erst drei Minuten zuvor eingewechselte Routinier Zlatko Junuzovic eienn artistischen  Anteil hatte. Sensationell, wie er mit einer Bewegung  wie ein Skorpion den Ball mit der Ferse zu Wolf vorlegte. Fast eine Zirkusnummer. Über die sich der Ex-Salzburger Marcel Sabitzer mächtig ärgerte: „Wie wir da verteidigen, das ist traurig.“ Und überhaupt müsse man die fehlende Leidenschaft und Einstellung in den ersten 45 Minuten kritisch ansprechen.

„Jetzt weiß ich wenigstens, dass der Muskel von Zladdi hält“, lächelte Rose nachher beim Puls 4-Interview. Gelöste Stimmung, alle genossen  den coolen Triumph. Rose im Hotel auch bei einem Glas Wein mit seiner  Lebenspartnerin, der Rechtsanwältin und ehemaligen Handballerin Nikola Pietzsch. Aber vorher warnte er noch: „Wir haben nur das erste Spiel gewonnen, sind deshalb weder schön aufgestiegen nach Favorit auf den Gruppensieg.“ Der nächste Gegner Celtic Glasgow schlug daheim  ebenfalls durch ein spätes Tor von Joker Leight Griffiths nach 87 Minuten Rosenborg Trondheim 1:0 (0:0). Danach kamen viele Fans, die den Celtic-Park schon verlassen hatte, wieder ins Stadion zurück. Aber mit der Rückkehr nach Salzburg am Freitag Mittag zahlt für Rose nur noch der Sonntag-Klassiker gegen Rapid.

 

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