Fußball

Der TV-Ärger ist für Wolfsberg ein zusätzlicher Ansporn

13 Punkte liegen in der  Bundesliga zwischen Tabellenführer LASK und dem Siebenten Wolfsberg. In der Europa League sieht das etwas anders aus: Der LASK vor dem letzten Gruppenspiel schon ausgeschieden, Wolfsberg, als totaler Außenseiter gestartet, ist hingegen voll auf Kurs Richtung Aufstieg und k.o.-Phase. Für die Linzer geht es Donnerstag in Bulgarien bei Ludogorets Razgrad nur um die Siegesprämie von 570.000 Euro und wohl auch darum, so weit als möglich Kräfte vor dem Spitzenduell in der Bundesliga bei Meister Salzburg am Sonntag zu sparen. Für Wolfsberg bedeutet das „Finale“ gegen Feyenoord Rotterdam im Klagenfurter Wörthersee-Stadion sicher das Spiel des Jahres, in dem es um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte geht. Zu dem ein Unentschieden auf dem nach den schweren Schnee-und Regenfällen in Kärnten sicher tiefen und schwierigen Terrain reichen wird.

Sicher kann man sagen, wer im de Kuip von Rotterdam Feyenoord 4:2 bezwungen hat, wer in Moskau ZSKA 1:0 geschlagen hat, der muss imstande sein, daheim dem Vierten der holländischen Eredivisie (vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Ajax Amsterdam) einen Punkt abzunehmen. Das mit dem Heimvorteil ist aber so eine Sache: Keine Zuschauer auf den Tribünen, das Spiel gegen Feyenoord ist das dritte, das Wolfsberg in diesem Jahr auf dem Klagenfurter Rasen bestreitet. Was für Wolfsberg spricht: Feyenoord ist gezwungen, etwas zu riskieren. Anderseits gehört es zur Philosophie von Trainer Ferdinand Feldhofer, den Gegner unter  Druck zu setzen.

Als Präsident Dietmar Riegler letztes Jahr Feldhofer  als Trainer präsentierte (Bild oben), weil sich Gerhard Struber für eine Million Euro Ablöse nach England zu Zweitligist Barnsley verabschiedet hatte, zweifelten viele, ob dies die richtige Wahl war. Weil Feldhofer zuvor nur vier Jahre Lafnitz trainier  hatte, gab es Bedenken in Sachen zu wenig Erfahrung. Trotz Meistertitel mit Lafnitz in der Regionalliga und Aufstieg in die zweite Liga trauten einige Feldhofer nicht zu, Wolfsberg erneut auf Platz drei zu führen. Es gelang ihm. Und jetzt steht er knapp davor, Wolfsberg in Höhen zu führen, die der Klub bisher noch nicht kannte. Sein Vertrag endet mit 30. Juni 2021. Ansonst wäre er wohl der dritte Trainer nach Christian Ilzer und Struber in Serie, für den Riegler eine Ablöse kassieren könnte, weil ein prominenterer Klub nach ihm ruft.

Feyenoord  erzielte in den letzten zwei Begegnungen kein Tor. Passiert das auch in Klagenfurt, jubelt sicher ganz Österreich mit Wolfsberg. Feyenoords erfahrener Trainer Dick Advocaat ließ letzten Sonntag beim enttäuschenden 0:0 gegen Heracles Almelo seinen besten Torschützen Steven Bergwijn, mit neun Treffern Zweiter der Torschützenliste auf der Bank. Für Riegler wäre der Aufstieg eine Belohnung für die unermüdlichen 14 Jahre als Präsident, die in der  Regionalliga begannen. Mit seiner Gattin an der Seite, mit Vizepräsident Christian Puff, Obmann Jürgen Schretter und Manager Markus Perchthaler. Der TV-Ärger bedeutet für alle noch einen zusätzlichen Antrieb. Von den sechs Gruppenspielen Wolfsbergs keine Live-Übertragung bei Puls 4, das missfällt in Kärnten. Das Argument des Senders, dass man versuche, mit der Übertragung so viele Menschen wie nur möglich zu erreichen, hat  zweifelsohne etwas für sich. Das ist mit Rapid hundertprozentig eher zu schaffen als mit Wolfsberg. Dennoch empfindet es Riegler als unfair, auch wenn ihn bewusst ist, das Rapid mehr Fans als Wolfsberg hat: „Aber wir können nichts dafür, ein kleiner Klub zu sein!“

Auch Puls 4-Analytiker Johnny Ertl wäre Donnerstag Abend sicher genauso gerne bei seinen steirischen Kumpeln Feldhofer und Christian Gratzei, Wolfsbergs Tormanntrainer, wie zum zweiten Mal in Hütteldorf. Nach Rapid-Arsenal nun eben Rapid-Molde. Ertl  ist überzeugt, danach im Verlauf des langen Abends seinem Freund Feldhofer  Glückwünsche schicken zu können.

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