Fußball

Der Verlierer bei Kollers letztem Kader heißt Gregoritsch

Auch der wahrscheinlich letzte Teamkader in der Ära von Marcel Koller für die letzten zwei Partien in der bereits verspielten WM-Qualifikatiin gegen Serbien am 6. Oktober im Happel-Stadion und drei Tage später in Moldawien sorgt für Diskussionen. Auch um einen der zwei Neulinge. Nicht um  den 29jährigen LASK-Torhüter mit brasilianischen  Wurzeln, Pavao Pervan. Sondern um das 18jährige  Salzburger Offensivjuwel aus der Steiermark, Hannes Wolf. Er ist einer von vier Spielern, die Koller zu seinem Abschied U21-Teamchef Werner Gregoritsch (Bild oben) wegnimmt. Für den Start in die EM-Qualifikation mit den Auswärtsspielen gegen Russland in Moskau und Armenien in Erewan. Ausser Wolf noch drei Innenverteidiger: Kapitän Philipp Lienhart von Freiburg, Max Wöber von Ajax Amsterdam und Kevin Danso von Augsburg, der seit seinen zwei Länderspielen gegen Wales und Georgien bei Augsburg nicht zum Zug kam. Wie auch davor. Leipzigs Mittelfeldspieler Konrad Laimer durfte hingegen bei Gregoritsch bleiben. Der ist trotzdem der Verlierer bei Kollers letztem Kader.

Es stimmt, dass normal die Nationalmannschaft immer Vorrang haben muss. Nur ist diesmal eben eine besondere Konstellation. Das WM-Ticket für 2018 ist bereits vertan, das EM-Ticket der U21  für 2019 nicht unrealistisch. Und es sollte eigentlich im großen Interesse des ÖFB liegen, dies erstmals zu schaffen. Die nächste Qualifikation für das Nationalteam steigt er im Herbst 2018 unter Kollers Nachfolger mit der neuen Nations League. Also kann man derzeit nicht nachvollziehen, dass Kollers erfolgreichem Abschied, der ihm wahrscheinlich neue Angebote bringen würde, Vorrang gegenüber der Qualifikationschance der U 21 eingeräumt wird.  Lösungen im Abwehrzentrum hätte es nämlich trotz der verletzunsgbedingten Ausfälle der England-Legionäre  Sebastian Prödl und Kevin Wimmer auch ohne Lienhart, Wöber und Danso gegeben: Indem etwa Martin Hinteregger wie bei Augsburg  im Abwehrzentrum spielt und dann David Alaba statt ihm Linksvrteidiger.  Oder mit Stefan Ilsanker im Abwehrzentrum, wo ihn bei RB Leipzig Trainer Ralph Hasenhüttl öfters einsetzt.

Eigentlich wäre es die Aufgabe eines verantwortungsbewussten Sportdirektors, in dieser Situation Prioritäten zu setzen, die auch beim Teamchef zu deponieren. Aber Willi Ruttensteiner ist seit der letztenPräsidiumssitzung in Gmunden, in der es auch um seine Zukunft ging,  angeschlagen, verwendet sich offenbar dafür nicht mehr. Auch mit dem neuen Plan einiger Landespräsidenten, ihn auf seinen Posten zu belassen, aber vom Nationalteam abzuziehen, soll  Ruttensteiner wenig anfangen können. Es soll nach deutschem Vorbild, sprich Oliver Bierhoff, ein eigener Nationalteam-Manager installiert werden. Der ganze Plan hat einen Schönheitsfehler: Das Hauptaufgabengebiet des nach dem EM-Debakels von 2004  mit Jürgen Klinsmann  gekommenen  Bierhoff liegt  beim Marketing, nur am Rande bei  sportlichen Belangen.

Auf Zlatko Junuzovic, der seit seinem 30. Geburtstag am Dienstag bei Werder Bremen nach zwei Monaten wieder im Mannschaftstraining steht, vielleicht Samstag im Nordderby gegen den Hamburger SV ein C omeback feiert, verzichtete Koller zum Abschied ebenso wie auf den bei Hertha BSC Berlin jetzt einsatzfähigen Valentino Lazaro. Wie gewohnt dürfen auch im letzten Koller-Kader einige nicht fehlen, die bei ihren Klubs aktuell keine Rolle spielen: Ausser Danso auch Florian Grillitsch und Marc Janko, der bei Sparta Prag in acht Runden nur 37 Minuten spielte.

Wie es im November weiter geht, ob es bei der dritten Auflage des von Koller ingeführten Trainingslagers in der Nähe von Alicante bleibt,  entscheidet das Präsidium erst am Samstag nach dem  Heimspiel gegen Serbien. Offiziell bestätigt wurde das letzte Match im verpatzten Jahr 2017 noch nicht. Aber es gibt einen Vertrag mit Uruguay, in dem die Südamerikaner darauf bestehen, in Wien zu spielen. Koller meinte Donnerstag bei der Kadernominierung, er gehe davon aus, auch im November dabei zu sein. Davon kann man ableiten, dass Kollers cleverer Berater Dino Lamberti der  Aufforderung von ÖFB-Präsident Leo Windtner, über die vorzeitige  Auflösung des bis 31.Dezember laufenden Vertrages zu reden, noch nicht nachkam. Er wartet ab, was sein gutes Recht ist, ob der ÖFB sich auf einen Nachfolger für seinen Klienten Koller schon bis November festlegt oder nicht. Es geht um zwei Monatsgehälter und das Weihnachtsgeld. Macht zusammen eine nette sechsstellige Summe.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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