Fußball

Der Wiener Sport-Club wird zu schön für die Regionalliga

Bagger am Platz des Wiener Sport-Clubs in Hernals zur überfälligen Renovierung und Revitalisierung der Traditionsanlage. Damit werden Erinnerungen an die Sechzigerjahre und Zeiten auf der Stehplatztribüne bei der Kainzgasse wach, um Erich Hof, Pepi Hamerl, Adi Knoll usw. aus nächster Nähe „zaubern“ zu sehen. Damals gab es keine Diskussion, dass der Sport-Club zu den Spitzenklubs in der obersten Spielklasse gehörte. Diese Zeiten sind an der Alszeile seit Jahrzehnten vorbei. Mehr als die Regionalliga Ost ist derzeit nicht möglich. Das  müsste sich 2021 eigentlich ändern. Wenn das neue Stadion fertig ist. Das wird eindeutig zu „schön“ für die Regionalliga. In diese Richtung dachte auch Wiens Sportstadtrat Peter Hacker, als er Dienstag zur offiziellen Eröffnung der Baustelle meinte: „Das Stadion wird dem Verein ganz andere Möglichkeiten als bisher bieten, seine Zukunft zu gestalten!“

2017 hatte es den ersten  Beschluss im Gemeinderat zur Renovierung gegeben. Wenig später trat die Vienna-Gruppe als Kooperatonspartner des Sport-Clubs auf den Plan, setzte Heinz Palme als Projektleiter ein. Der gebürtige Steirer brachte genügend Erfahrung mit. Aus seiner Zeit im ÖFB von Presseabteilung über Management beim Nationalteams, Bewerbung um die Europameisterschaft, aus  seinen Tätigkeiten rund um die WM 2006 und 2010 in Deutschland und Südafrika, durch die Zeit mit  seiner Agentur, die unter anderem auch den Bandenzauber in der Wiener Stadthalle organisiert und gemanagt hatte bis zu einem Job im WM-Land Katar in Sachen Security. Es dauerte  vom grünen Licht im Gemeinderat bis zum Baubeginn drei Jahre, bis alle Hindernisse aus dem Weg geräumt waren. 2018 gelang es, durch einen neuen Gemeinderatsbeschluss die bewilligen Baukosten von 5,7 und 6,25 Millionen Euro zu erhöhen. Dann begann für Palme und seine rechte Hand Bernd Eger der lange Weg mit Ausschreibungen etc. Schließlich erhielt  die Firma Porr den Zuschlag für den Bau.

Palme nützte Kontakte aus seiner ÖFB-Zeit, um mit dem bekannten Architekten Albert Wimmer ins Gespräch zu kommen. Der baute die EM-Stadien in Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck, Jahre später auch in Lemberg, ist derzeit  damit beschäftigt, die Red Bull-Arena in Leipzig zu erneuern und vergrößern. Nach Wimmers Plänen wird der altehrwürdige Sportklub-Platz ein neues Schmuckkasterl. Heuer stehen die Renovierung der legendären Friedhofstribüne an der Alszeile, auf der die treusten Fans stehen, und der vor der Hernalser Hauptstraße ebenso auf dem Programm wie die Verbreiterung des Spielfelds auf Kosten der Stehplatztribüne in der Kainzgasse. Nächstes  Jahr beginnt die Errichtung der neuen Haupttribüne für mindestens 2000 Zuschauer.. Mit einem Multi-Funktionsgebäude auf 1400 Quadratmetern mit Kabinen und  Medieneinrichtungen nach UEFA-Normen, Büros und VIP-Räumlichkeiten. Eigentlich viel zu groß für einen Klub, der in der Regionalliga spielt, ein Stadion mit einem Fassungsraum für 6000 Besucher. Der Spielbetrieb in der Regionalliga geht während der Bauarbeiten weiter.

Wie sieht aber die Zukunft des Wiener Sport-Clubs aus wenn das Stadion fertig ist? Von der großen Aufbruchstimmung in Richtung zweite Liga oder noch mehr ist wenig zu merken. Eher das Gegenteil. Der Vertrag mit der Vienna-Gruppe läuft Ende Juni aus, wird in der Form nicht verlängert. Palme sieht seine Mission als beendet an, sobald das neue Stadion bezugsfähig sein wird. Eine Aktion, neue Mitglieder für die Fuballsektion des Wiener Sport-Clubs zu gewinnen, für die sich auch ehemalige Spieler wie Peter Pacult, der nunmehrige Spielergewerkschaftschef Gernot Zirngast und Christian Scheuch zur Verfügung gestellt hatten, verlief  mehr oder weniger ergebnislos im Sande. Es deutet einiges daraufhin, das der Sport-Club sozusagen die kleinere Vision von Rapid ist. Auch in Dornbach bestimmen die Fans mit, mitunter sogar in offiziellen Funktionen. Beim Sport-Club halt die von der Friedhofstribüne.

 

 

Foto: Vienna-Gruppe/Wimmer.

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