In der Nacht auf Dienstag verstarb Alfred Riedl daheim in Pottendorf im Alter von 70 Jahren, Der Krebs hatte zuletzt auch seinen Lebenswillen zerstört. Zwei Wochen vor seinem Tod empfing er daheim noch mit Josef Hickersberger einen seiner besten Freunde und seinen Vorgänger als Teamchef, mit Wolfgang Winheim den Journalisten, der über Jahrzehnte den besten Kontakt zu ihm hatte. In denen auf den gebürtigen Niederösterreicher wie auf keinen anderen in Österreichs Fußballszene der Begriff Weltenbummler zutraf. Insgesamt 29 Stationen in 12 Ländern. Wer kann das außer Riedl sonst noch aufweisen? Als Spieler waren es acht in drei Ländern, als Trainer 21 in neun. Dabei traf auf ihn nicht als einzigen zu, dass er im Ausland anerkannter und populärer war als in der Heimat.
Karriere macht er bereits auf seiner ersten Station als Profi bei der Wiener Austria. Als schußgewaltiger Linksfuß im Angriff, der zweimal Schützenkönig wurde, 1969 und 1970 zur Meistermannschaft von Ernst Ocwirk gehörte, 1971 das Cupfinale gegen Rapid mit „Karawanken-Herrera“ Gerdi Springer auf der Bank mit zwei Toren zum 2:1 für Violett entschied: Ausgleich in der 88. Minute, Siegestor in der Verlängerung nach 104.
Ein Jahr später wechselte er nach Belgien zu St. Truiden. Auch dort wurde er Schützenkönig. Das zahlte sich 1974 beim Wechsel zu Royal Antwerpen aus, wo er mit Landsmann Karl Kodat zu den Stützen zählte. Zwei Jahre sicherte sich mit Standard Lüttich ein Topklub Belgiens Riedls Tore.Dort blieb er veir Jahre.In der letzten Saison war dort einer ein berühmter Landsmann sein Trainer: Ernst Happel. Riedls größte Enttäuschung in seiner Lüttich-Zeit: Er schaffte es nicht in Österreichs Aufgebot für die Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Dort stürmten Hans Krankl, Willy Kreuz, Walter Schachner, Franz Oberacher und Hans Pirkner für Rot-Weiß-Rot.
Von Lüttich ging es 1980 über die Grenze nach Frankreich zum FC Metz. Dort hielt es Riedl aber nur ein Jahr. Dann hieß es zurück nach Österreich. Nach Graz.
Beim GAK wurde er 1981 zum zweiten Mal Cupsieger. Das besonders strenge Regime von Trainer Vaclav Halama war aber nicht Riedls Welt. Daher kehrte er 1982 nach Wien zurück. Nicht zu seiner Austria, sondern zum Sportclub, wo er auch bereits als Co-Trainer tätig war. Die aktive Karriere ging dann 1984/85 beim Vfb Mödling, seiner achten Station, zu Ende.
Die auf der Trainerbank begann bei der Austria. Als Assistent von Ferry Janotka in der Saison 1987/88.
Darauf folgte mit der zweiten Station die erste im Ausland: In Saudiarabien bei Ittihad Jeddah. Da waren Riedl und Didi Constantini Assistenten der Rapid-Legende Walter Skocik, der letzten Sonntag seinen 80. Geburtstag feierte.
Von Saudiarbien zurück nach Wien: 1989/90 durchaus erfolgreicher Trainer beim Sportclub, dann U 23-Teamchef. Als am 15. September 1990 Österreich die historische 0:1-Jahrhundertpleite gegen die Färöer in Landskrona kassierte, Riedls Freund Hickersberger gegen den Willen von ÖFB-Präsident Beppo Mauhart als Teamchef zurücktrat, machte Mauhart in Absprache mit Ligachef Hans Reitinger Riedl zum Teamchef. Sein Assistent wurde Constantini. Aber die Ära dauerte nur neun Spiele: 1:4 in Belgrad gegen Jugoslawien mit Ivica Osim auf der Bank, 0:0 gegen Nordirland in Wien, ebenso gegen Norwegen, dann das fürchterlich 0:6 in Stockholm am 1. Mai 1991 gegen Schweden, als ein Streit der Spieler von Austria und FC Tirol im Zeichen des Titelkampfs das Team lähmte alle am Tag der Arbeit quasi die Arbeit verweigerten, 3:0 gegen die Färöer in Salzburg, 1:2 in Dänemark, 1:1 in Portugal und als Ende am 9.Oktober 1991 das 0:3 gegen Dänemark. Nur ein Sieg und drei Unentschieden, zu wenig. In Riedls letzter Mannschaft spielten der nunmehrige ÖFB-Sportchef Peter Schöttel, Austrias General Manager Peter Stöger, Andi Herzog, Andi Ogris und Peter Pacult. Nicht Torjäger Toni Polster, damals Spanien-Legionär. Auf den verzichtete Riedl nach einem Streit. Erst Ernst Happel holte Polster 1992 zurück
Riedl war der erste Teamchef, der nach dem Ende seiner Ära einen Zweitligisten trainierte. Getan beim FavAC (1991 bis 1993) und danach bei Oberwart. Das war seine letzte Station in Österreich.
1993 heuerte in Marokko bei O.Khouribga an.
Ein Jahr später war er bei Ägyptens Topklub Zamalek Kairo.
Ab 1996 arbeitete er ein Jahr lang im Iran als Sportchef.
Dann ging es wieder zurück nach Europa. Eine Saison lang Teamchef in Liechtenstein.
Dann kam das erste Engagement in Asien: Von 1998 bis 2001 Teamchef in Vietnam.
Darauf folgte ein Jahr in Kuwait, beim Klub Al -Salmiya.
Von dort gibt es wieder zurück nach Vietnam. Für ein Jahr.
Dann begann eine einjährige historische Mission als Teamchef von Palästina. Mit WM-Qualifikation auf neutralem Boden in Katar.
Dann rief wieder Vietnam. Seine Popularität nach dem Sieg im Asia-Cup zeigte sich, als ein Nieerenleiden akut wurde, er eine neue Niere brauchte. Über 100 Vietnamesen meldeten sich als Spender. Einer wurde nach Wien zur Operation im AKH geflogen. Kein Österreicher wird in Vietnam jemals beliebter als Riedl werden.
Ab 2008 trainierte er eine Saison lang den vietnamesischen Klub Hai Phong FC.
2009 rief Laos, dort wurde er Teamchef.
So wie ein Jahr darauf in Indonesien. Wo er zuerst bis 2011 im Amt war, dann von 2013 bis 2015, dann noch 2016. Im Dezember endete dort Riedls Trainerkarriere. Die Popularität war mindestens so groß wie in Vietnam. Im Herbst 2015 trainierte er den indonesischen Klub PKM Makassar.
Welch anderer österreichischen Trainer hat auf seinen Stationen so viel erlebt wie Riedl? Wohl keiner. Noch im Dezember wollte ihn Indonesien nochmals engagieren. Aber da spielte die Gesundheit nicht mehr mit.