Fußball

Die Balkanisierung der UEFA führt zur Gefahr der neuen Super League

Montag Abend war Georg Pangl, der Generalsekretär der Vereinigung Europäischer Ligen aus Österreich, in Amsterdam Gast bei der Generalversammlung der European Club Association (ECA), zu der von den österreichischen Vereinen  Meister Red Bull Salzburg, Austria und Rapid als ordentliche Mitglieder gehören. Gast in der Höhle des Löwen. Denn die neuesten Pläne dieser Klubvereinigung, an denen kein österreichischer Vertreter mitarbeiten durfte, gefährden massiv die nationalen Ligen, werden daher von Pangl bekämpft.

Letzten Freitag schlug die „Bild“-Zeitung Alarm. Berichtete von einem Geheimtreffen zwischen Vertretern der europäischen Fußball-Union UEFA mit der ECA zum wichtigen Thema, die Champions League ab 2024 zu reformieren. In Wahrheit war es ein geplantes Treffen zwischen UEFA und Aufsichtsrat der ECA in der UEFA-Zentrale Nyon am Genfer See, Bei dem Rapids Finanzreferent Raphael Landthaler dabei war, ECA-Boss Andea Agnelli, in dieser Funktion Nachfolger von Bayers Vorstandschef Karlheinz Rummenigge, das große Wort führte. Der smarte Präsident von Juventus, Mitglied der sagenumworbenen Fiat-Dynastie. Agnellis Pläne beinhalteten echten Sprengstoff, aber UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin hielt still. Das gab wieder denjenigen Recht, den inzwischen von einer Balkanisierung der UEFA in Person ihres slowenischen Präsidenten sprechen. Da wird getuschelt, dass er gemeinsame Sache mit Agnelli mache, der ihm einen Ferrari zur Verfügung gestellt habe, wofür es keinen Beweis, etwa in Form von Bildern, gibt. Aber auf jeden Fall auffällig, dass Agnelli ECA-Funktionären den Weg in die UEFA-Gremien öffnete. Das ist inzwischen nicht mehr die Ausnahme, sondern fast die Regel.

Nach Agnellis Visionen soll sich die Champions League von einem Qualifikations-Wettbewerb in eine Art Liga-System wandeln. Ähnlich wie die Nations League für Nationalteams soll der Europacup mit drei Ligen völlig neu organisiert werden, Es gibt Auf-und Abstiege,, am Ende einen Klub-Europameister. Die Europa League und die eben erst beschlossene, heftig umstrittene Europa League 2 sollen unter der Champions League integriert werden. In der Königsklasse, sind vier Gruppen mit je vier Mannschaften geplant. Die ersten vier aus jeder spielen das Achtelfinale aus und in weiteren k.o. Spielen den Champion. Absteigen können in jeder Gruppe nur die zwei oder drei letzten Klubs, die Relegationsspiele gegen die Besten der Liga B bestreiten müssten. Damit würde das Leistungsprinzip auf den Kopf gestellt werden, wenn etwa die Vierten der Top 5-Ligen nicht mehr automatisch in die Königsklasse kommen  Man kann den geplanten neuen Modus auch als Schaffung einer europäischen Super-Liga durch die Hintertür sehen.  Betrieben von Spitzenklubs in Italien, Spanien und Frankreich, abgelehnt von Englands Premier League und der deutschen Bundesliga.  Was Pangl (Bild oben) am meisten alarmiert: Dass die neue Champions League mit ihren Terminen auf die derzeit den nationalen Ligen vorbehaltenen Wochenendtermine drängt.

Daher zeigte Pangl in Amsterdam gegenüber Agnelli und seinen „Komplicen“ so klar Kante wie zuvor in deutschen Medien. Pangl nimmt die Meldungen für seriös, zweifelt nicht daran.  Demnach würde er die Champions League ab 2024 als geschlossenen Zirkel mit praktisch denselben 32 Topklubs sehen, ohne dass Meister andere Länder eine Chance bekommen, sich dafür zu qualifizieren. Auch der aus Österreich: „Das wäre absolut inakzeptabel. Da müssten wir uns juristische Schritte vorbehalten, um den Fußball zu schützen.“ Pangl weiß die Ligen aus England und Deutschland an seiner Seite, auch die aus Spanien, Italien und Frankreich: „So wird der Fußball an die Wand gefahren“, prophezeit er, „dann bleiben die Tabellen in vielen Ligen noch mehr einzementiert als sie es jetzt schon sind.“ Die Devise heißt daher: Stoppt die selbst ernannten Fußball-Erneuerer! ein ehrenhafter Plan. Aber ob er auch in die Tat umzusetzen sein wird?

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