Trotz des Schlagers zwischen Europameister England und Italien zum Start der EM-Qualifikation kam die Topmeldung am Donnerstagabend aus München. Von Meister Bayern. Mit der Trennung von Trainer Julian Nagelsmann nach 84 Spielen oder 21 Monaten. Eine Bombe vor dem Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund am 1. April und den Hammerpartien gegen Manchester City im Viertelfinale der Champions League. Die 1:2-Niederlage in Leverkusen am letzten Sonntag wurde dem jüngsten Bayern-Meistermacher aller Zeiten offenbar zum Verhängnis. Nach der Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic tobte: „Das ist nicht das, was Bayern bedeutet!“ Vorstandschef Oliver Kahn hatten schon während der Spiels auf der Tribüne gewütet.
Zunächst meldete Dienstagabend der italienische Transfer-Insider Fabrizio Romano Gerüchte über die Trennung Bayerns von Nagelsmann mit sofortiger Wirkung. Kurz nach 22 Uhr zog „Bild“ mit der Exklusivmeldung „Bayern feuert Nagelsmann“ nach. Offenbar sahen Kahn und Salihamidzic Nagelsmann als Hauptschuldigen für die schwache Bilanz in der Bundesliga, in der Bayern in diesem Jahr zehn Punkte auf Borussia Dortmund verlor und vor dem direkten Duell in München nur Zweiter ist. Trotzdem kam die Trennung überraschend. Wegen der Treueschwüre der Chefetage für den 35 jährigen Nagelsmann wegen der perfekten Champions League-Bilanz in dieser Saison: Acht Spiele, acht Siege, zuletzt zweimal Paris St. Germain bezwungen. Anderseits gab es schon seit letzter Saison, dem 0:5 im Pokal gegen Borussia Mönchengladbach und Adi Hütter, dem k.o. im Viertelfinale der Champions League gegen Villarreal, Zweifel, ob Nagelsmann der richtige Trainer für Bayern ist. Jetzt sahen Kahn und Salihamidzic offenbar die Gefahr einer Saison ohne Titel. Daher brach Panik aus.
Nagelsmanns wurde mit 28 Jahren bereits Cheftrainer bei Hoffenheim, war das drei Jahre lang bis 2019. Dann wechselt er zu RB Leipzig. Verpflichtet wurde er vom damaligen Sportchef Ralf Rangnick, der jetzt Österreichs Teamchef ist. 2021 kaufte Bayern um 20 Millionen Euro Nagelsmann aus dem Vertrag bei Leipzig heraus. Er folgte auf Hansi Flick. Was sich Rangnick und Österreichs Teamkapitän Marcel Sabitzer Donnerstagabend in Linz wohl dachten, als sie von Nagelsmanns Ende erfuhren? Sabitzer war Nagelsmanns Kapitän in Leipzig, ließ sich von ihm nach München locken, kam aber dort bei ihm nicht wie erhofft zum Zug. Daher „flüchtete“ Sabitzer vor zwei Monaten zu Manchester United. Wer auf Nagelsmann folgen wird? Am Markt wäre ein ehemaliger Dortmund-Trainer, nämlich Thomas Tuchel. Mit Chelsea 2021 Champions League-Sieger, im Herbst 2022 überraschend entlassen. So wie jetzt Nagelsmann, der Donnerstag im Tiroler Zillertal Skifahren war, ehe er am Abend von seiner Entlassung erfuhr. Tuchel wird Montag erstmals das Bayern-Training leiten. Einige nannten auch Oliver Glasner als möglichen Bayern-Kandidaten. Aber der Oberösterreicher erklärte bereits Stunden vor der „Nagelsmann-Bombe“, er werde Eintracht Frankfurt nicht verlassen.
Foto: UEFA.