Fußball

Die Canadi-Tabelle in Nähe des Kölner Doms

Aleksandar Dragovic spielt in Leverkusen, wohnt aber rund 30 Autominuten entfernt im Zentrum von Köln. In Nähe des Doms. Wenn er  wie an diesem Wochenende  Samstag Abend frei und Zeit hat, sieht er in aller Ruhe die Sky-Konferenz der drei Abendspiele aus Österreichs Bundesliga an. Beim 4:0 seines Ex-Klubs Austria gegen Sturm sah er nur das fulminante Finish mit drei Toren, darunter eines seines Freunds Lukas Rotpuller. Zuvor „guckte“ er noch Leverkusens Konkurrenz im Kampf um die Europacupplätze. Am Abend registrierte er Altachs erste Heimniederlage  bei der Heimpremiere des neuen Traienrs Martin Scherb, der nach dem 1:2 gegen seinen Ex-Klub St. Pölten die schlechte Chancenverwertung  bei zehn Hochkarätern beklagte. Danach konnte sich Dragovic bereits gut vorstellen, dass Austria nächsten Samstag bei einem Heimsieg über den Winterkönig aus Vorarlberg Platz zwei erobern wird. Stefan Maierhofers erstes Tor für Mattersburg zum 2:1 über Wolfsberg, mit dem die Burgenländer die rote Laterne an Ried abgaben, verband er mit ehrlichen, besten Wünschen für seinen ehemaligen Mitspieler Fränky Schiemer bei  dessen schwerer Sportchefmission im Innviertel. Und dann verfolgte er  interessiert das Sky-Nachspiel zu Rapids enttäuschender Nullnummer im Allianz-Stadion gegen Admira.

Von den Unmutsäußerungen der Fans vom Block West gegen die Mannschaft war da nichts zu sehen oder hören. Sondern nur, wie im Studio der Moderator aus der Steiermark, Martin Konrad, Rapids Trainer Damir Canadi die Canadi-Tabelle vorhielt. Nur Platz acht in den bisher acht  Runden unter seiner Regie, dabei nur zwei Partien gewonnen. Und der Rückstand  zur Spitze wuchs in seiner  Zeit, in der er bisher 31 Spieler einsetzte, weiter beträchtlich an. Das rief Erinnerungen an die Redeuelle hervror, die sich Rapids letzter Meistertrainer Peter Pacult in viel erfolgreicheren grün-weißen Zeiten mit Konrad geliefert hatte. Canadi hörte mit  gelassenem  Lächeln bereits alles mit, was ihm Konrad vorhielt, als er  auf das  Interview nach Spielschluss wartete, antwortete dann ganz ruhig: „Wir sind dabei, die Mannschaft zu stabilisieren und entwickeln, verfolgen unsere internen Ziele, wollen etwas aufbauen. Alles andere ist eure Sache.“ Und nach Interviewende hörte er weiter mit, was noch im Studio geredet wurde, schüttelte einmal kurz den Kopf. Ex-Rapid-Kapitän  Michael Konsel meinte, von Rapid sei nach der Pause zu wenig gekommen, die Rapid-Ikone  Andi Herzog sprach zu Recht davon, dass in einer verkorksten Saison wie dieser nichts anderes übrig bleibe, als dies zusammen durchzustehen: „Canadi muss mit der Mannschaft weiterarbeiten und sich auch vor sie stellen. Rapid hätte in den ersten zwei Runden sechs Punkte holen sollen, schaffte aber nur zwei.“

Womit der Rückstand auf Sturm Graz zwar um zwei Punkte reduziert wurde, aber das können und dürfen nicht die Rapid-Ansprüche sein.  Ebenso, nur eine  Chance der Admira zugelassen zu haben, die aber  mit der letzten Aktion sogar  eine bittere 0:1-Niederlage bringen hätte können. Dann wäre noch mehr Feuer am Hütteldorfer Dach gewesen. Der Rückfall in der zweiten Hälfte mag einen speziellen Grund haben: Die Spieler müssen  erst wieder ihren Rhythmus über die volle Distanz finden. In der Vorbereitung tauschte Canadi meist zur Pause fast die komplette Mannschaft aus. Die nächsten zwei Wochen wird´s für Rapid noch schwieriger, die Karre aus dem Dreck zu ziehen: Zunächst in Wolfsberg, wo Rapid auch in erfolgreicheren  Zeiten nicht gewonnen hat, dann gegen Meister Salzburg in Hütteldorf. Da werden die Fans nochmals in Scharen kommen. Die 17.300 von Samstag bei nicht einladenden Bedingungen waren 1000 mehr als in den drei anderen Samstag-Partien zusammen. Aber auch das bedeutet keinen Trost mehr.

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