Eishockey

Die Eishockey-Mission von Kopenhagen: Erstmals seit 2004 nicht absteigen

Im letzten Moment sagte Mittwoch der für den Sport zuständige Vizekanzler Heinz Christian Strache seinen Besuch beim Eishockeyteam vor der Samstag in Kopenhagen beginnen Weltmeisterschaft ab. Der Ministerrat mit dem Thema Sozialversicherungen hatte doch Priorität. So saßen Verbandschef Gernot Mittendorfer, Teamchef Roger Bader sowie Tormann Bernhard Starkbaum , Verteidiger Dominique Heinrich und WM-Neuling Peter Schneider wenige Stunden vor dem Ablug in die dänsiche Hauptstadt ohne Vizekanzler am Podium bei der letzten Pressekonferenz in Wien im Campus des Sponsors Erste. Aber wer weiß, vielleict kommt er kurzfristing nach Kopenhagen, wenn sich dort ein rot-weiß-roter Erfolg abzeichnet.

Das  wäre etwas Neues. Das bringt die Weltmeisterschaft doch: Erstmals gibt es nach dem Vorbild von Olympia und Skiweltmeisterschaften ein Österreich-Haus im Kleinformat. In einem angemieteten Irish-Pub im Zentrum Kopenhagens nahe der Norreport-Station. Von dort kommt man mit der U-Bahn innerhalb von 15 Minuten in die 12.500 Zuschauer fassende neue Royal Arena, in der Österreich darum kämpft, erstmals seit 2004 unter Thomas Pöck in Prag mit dem jungen Thomas Vanek nicht abzusteigen. Das historische 2:2 gegen den späteren Weltmeister Kanada im zweiten Spiel blieb ebenfalls bis heute in Erinnerung.

Österreichs Botschafterin in Kopenhagen, Maria Rotheiser-Scotti, wird gemeinsam mit Mittendorfer sowie dem Initiator des Projekts, Ferdinand Weiss, dem Chef von fanreisen 24 das Österreich.Haus Samstag Abend nach dem Startspiel gegen die Schweiz eröffnen. Sie wird zwei der sieben Spiele von Österreich besuchen. Ansonst herrscht das gleiche Szenario wie den fünf vorangegangenen Anläufen, nicht wieder abzusteigen: Vorher Zuversicht, die Katzenjammeer Platz machen wird, wenn das Ziel nicht geschafft wird. Und danach werde alle Ankündigungen, dass sich etwas ändern muss, rasch wieder vergessen.

Das ist die Herausforderung für Mittendorfer, einen ausgewiesenen großen Eishockeyfan. Nicht nur, was Österreich betrifft. Sonst wäre er nicht für das Ehrenpully bei der Rückkehr des tschechischen legende Jaromir Jagr aus der NHL nach  Kladno (Bild oben) gefahren. Es muss sich auf jeden Fall etwas ändern in Österreichs Eishockey. Selbst wenn Bader das gelingt, woran 2007 Jim Boni in Moskau, 2009 Lars Bergström in Bern und Zürich, 2011 Bill Gilligan in Kosice und Bratislava, 2013 Manny Viveiros in Helsinki sowie 2015 in Prag Dan Ratushny gescheitert waren, nämlich nicht abzusteigen. Auch dann ist nicht alles in Ordnung, kann sich Österreich nicht als A-Nation fühlen: „Das ist man erst, wenn man drei Jahre hintereinander oben bleibt“, stellte Bader realistisch fest. Mit dem Zusatz, das man dann auch die Nachwuchsarbeit verbessern müsste. Mittendorfer hat es mit Hilfe des Teamsponsors Erste Bank, zu deren Vorständen er gehört, geschafft, dass für die WM-Vorbereitung des Teams so viel Geld wie noch nie zur Verfügung stand. Jetzt müsste es ihm auch gelingen, bestimmter als bisher gegenüber der Liga aufzutreten, den Ausländerwahn zu reduzieren. Die Erste Bank ist  auch Ligasponsor. Das Interesse an der Nationalmannschaft, für Mittendorfer das Premium-Produkt,  ist größer als man in der Liga glauben will: Rund 4000 WM-Tickets wurden an österreichische Fans verkauft. Apropos Liga: In Klagenfurt ging die Verwandlung des KAC in einen Reichel-Familienbetrieb offiziell übere die Bühne. Vizepräsident Helmuth setzte seinen 36jährigen Sohn Johannes als Nachfolger des von ihm letzte Woche eliminierten Dieter Kalt ein. Johannes Reichel übernimmt dessen Agenden und soll auch das Bindeglied zwischen Klub und Gönnerin Heidi Goess-Horten sein. Das wird kein Problem sein: Die Milliardärin ist die Taufpatin von Johannes Reichel.

Die Schweiz, Russland, die Slowakei, Weltmeister Schweden, Frankreich, Weißrussland und Tschechien sind in dieser Reihenfolge Österreichs sieben Gegner innerhalb von zehn Tagen. NHL-Legionär Michael Raffl fliegt  Freitag von Philadelphia heim nach Kärnten, wird erstmals Dienstag gegen die Slowaken spielen, ist von Bader als Center eingeplant. Die Gruppe in Kopenhagen ist sicher die schwere als die mit Kanada, Finnland, USA, Deutschland, Norwegen, Lettland, Dänemark und Südkorea in Herning. Normal steigen die zwei Gruppenletzten ab. Der Slowakei kann dies als Veranstalter der WM 2019 vor Österreichs Haustüre in Bratislava aber nicht passieren. Man darf aber nicht annehmen, dass die Slowaken in der Österreich-Gruppe Letzter werden. Sollte dies gegen alle Papierform aber doch passieren, steigen der Letzte der Herning-Gruppe sowie das schlechtere der beiden Siebentplatzierten ab. „Wir brauchen auf jeden Fall zwei Siege, wenn nicht sogar drei“ weiß Bader. Seit zehn Jahren, seit 2008, stieg  jeder Aufsteiger  sofort wieder ab. Das zeigt, vor welch großer Herausforderung Österreichs von Bader verjüngtes Team steht, um  im Österreich-Haus von Kopenhagen ab Samstag Abend Jubelstimmung aufkommen kann.


 

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