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Die Entscheidung von Rangnick spricht für ihn und seine Cleverness

Donnerstag um 10 Uhr Vormittag vermeldeten die Ö 3-Nachrichten als Topmeldung, dass Ralf Rangnick das Angebot von Bayern München nicht annimmt und auch nach der Europameisterschaft Österreichs Teamchef bleibt. Nur eine Minute zuvor machte dies der ÖFB via Aussendung offiziell, lieferte dazu Kommentare von Rangnick, ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer und Sportchef Peter Schöttel. Für viele bedeutete Rangnicks Nein zu Bayern eine Sensation, weil er sein Trainerteam mitnehmen hätte können, die „Bild“-Zeitung verkaufte es als Peinlichkeit für den deutschen Renommierklub. Weil nach Xabi Alonso, Deutschlands Teamchef Julian Nagelsmann, Unai Emery, der spanische Trainer von Aston Villa, jetzt schon der vierte Trainer den Job in München nicht wollte. Mit der Schuldzuweisung an Bayerns Chefetage, sprich Sportvorstand Max Eberl, lenkte „Bild“ wohl auch von voreiligen Ankündigungen in den letzten Tagen ab, dass mit Rangnick Montag Bayern zugesagt hat, jetzt alles sehr schnell gehen werde.

Rangnick verließ Mittwochabend nach der Siegerehrung für Sturm Graz das Wörthersee Stadion, fuhr mit ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und seinem Pressesprecher Thomas Trukesitz zurück nach Wien. Laut „Bild“ informierte Rangnick Mittwochabend Bayerns Chefetage telefonisch von seiner Entscheidung. Aus dem Auto wird er dies nicht getan haben. Das könnte schon davor passiert sein. Denn das sportliche Niveau des Cupfinales kann Rangnick unmöglich beeinflusst haben, den Teamchefjob nicht aufzugeben. Die Entscheidung spricht für ihn und seinen Charakter, seine Cleverness.  Er wusste, nicht zwei Jobs gleichzeitig machen zu können. Das wäre bei einem Ja zu Bayern aber der Fall gewesen. Denn niemand konnte glauben, dass sich Rangnick während der Europameisterschaft nicht mit Bayern-Planungen beschäftigen hätte müssen. Darum meinte er, die Absage sei keine Entscheidung gegen eine Bayer, sondern eine für seine Mannschaft, mit der er sich identifiziert. Mit ihr bei der Europameisterschaft erfolgreich zu sein, sprich die Gruppenphase gegen Frankreich, Polen und Holland zu überstehen, kann nur gelingen, wenn man sich voll darauf konzentriert. Nicht anders. Außerdem passiert beim ÖFB nichts, was Rangnick nicht will. Bei Bayern wäre das auf längere Zeit nicht geschehen, speziell, wenn Siegesserien ausbleiben. Rangnick war Stabilität auf und außerhalb des Rasens offenbar lieber, als mit 65 nochmals die ganz große Trainer-Herausforderung anzunehmen.

Mitterdorfer stellte fest, man habe auch eine längere Zusammenarbeit mit Rangnick, also über die WM 2026 hinaus, ins Auge gefasst. Er könnte also in Österreich quasi in Pension gehen. Konkrete Gespräche darüber gab es bisher aber noch nicht. Rangnicks Popularität in Österreich stieg in den Stunden nach seiner Entscheidung sprunghaft an. Das war logisch. Aber anderseits ist Österreich auch bekannt dafür, dass sich Stimmungslagen rasch ändern können. Auch durch Misserfolge im Juni bei der Europameisterschaft.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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