Fußball

Die größte Schande seit Cordoba: Kein Limit für Wolfsbergs Feiern!

In Wolfsberg sollen Donnerstag nach dem Schlusspfiff beim historischen 4:0 im Borussia-Park von Mönchengladbach die Kirchenglocken zu einer ungewöhnlich späten Stunde noch geläutet haben. Das ist durchaus legitim. Auch Ligavorstand Christian Ebenbauer muss nach drei Siegen in drei Startspielen von Champions und Europa League, einer Erfolgsbilanz, die es zuvor nie gab, vor allem nach einem noch nie dagewesenen Triumph in dieser Höhe über einen Klub der deutschen Bundesliga, mehr als nur eine Freudenkerze anzünden. Denn keiner anderen  Liga gelangen mehr als drei Siege, auch nicht der deutschen Bundesliga, der englischen Premier League und Spaniens La Liga mit je sieben Klubs in den Bewerben. Keine andere Liga als die österreichische erzielte bewerbübergreifend so viele Tore, nämlich elf. Eine bessere Imagewerbung kann´s für eine kleine Liga nicht geben.

In Deutschland rief „Bild“ am Tag nach dem Debakel die grösste deutsch-österreichische Schande seit Cordoba 1978, als Österreich bei der  WM in Argentinien im letzten Spiel der Zwischenrunde Deutschland mit dem 3:2 und den historischen zwei Toren von Hans Krankl heimschickte, aus, Die höchste Heimpleite der Gladbacher Europa-Historie gegen eine No-Name-Truppe, die erstmals international spielte. Da gab´s für alle Verlierer inklusive Trainer Marco Rose die Note sechs, die soviel wie Totalversager, die das Geld nicht verdient haben, bedeutet, Gladbachs Kapitän, der Schweizer Teamtormann Yann Sommer, hat einen Marktwert von 12 Millionen Euro. Alle Wolfsberger Spieler kommen nur auf 11,65 Millionen, die Gladbacher auf 257 Millionen. Unfassbar. Ebenso, dass die gezählten 77 mitgereisten Wolfsberg-Fans sich lautstark gegen fast 35.000 Gladbacher mit „hier regiert der WAC durchsetzten“. Es waren mehr Zuschauer im Borussia-Park als Wolfsberg Einwohner hat. „Unsere Spieler müssen sich fragen, ob sie bereit für dieses Spiel waren“, meinte Gladbachs Sportchef Max Eberl, der „Vorgesetzte“ von Rose, “ die Antwort heißt klar und deutlich nein“.

Rose zeigte nach einem der bittersten Tage seiner Trainerkarriere, wahrscheinlich noch bitterer als das Scheitern in der Qualifikation zur Champions League mit Red Bull Salzburg gegen Rijeka und Roter Stern Belgrad, bei den Interviews Größe. Als er eine Frage der Haltung bei seinen Spielern ansprach, die nach dem 1:0 vom letzten Samstag im Derby gegen Köln offenbar noch zu sehr in Feierstimmung und zu selbstzufrieden waren. „Ich wusste, dass wir nicht so intensiv spielen können wie Wolfsberg. Daran arbeiten wir derzeit noch“, gestand Rose, was ein Kompliment für die Kärntner bedeutete, „wir haben uns zu wenig und zu langsam bewegt!“ Rose kann man es durchaus abnehmen, wenn er meinte: „Ich wusste, dass sich in den letzten zwei, drei Jahren in Österreich schon etwas bewegt hat, die Vereine in den Auswärtsspielen im Europacup nicht nur die schönen Stadien angucken, sondern sich etwas zutrauen.“

Weil das Wolfsbergs über alle Erwartungen schaffte, gab Gerhard Struber nach seinem bisher größten persönlichen Glücksgefühl als Trainer kein Limit für die Feiern aus. Für Präsident Dietmar Riegler und seinen Lavanttaler Männerbund mit Vize Christian Puff und Obmann Jürgen Schratter war der historische, magische Abend mehr als nur die bisher größte Belohnung für alle Bemühungen der letzten Jahre. Interessant wird sein, wie sich die Helden vom Borussia-Park Sonntag im grauen Alltag, in der Bundesliga bei Hartberg vor höchstens 4000 Zuschauern präsentieren werden. Da machte sich Struber auch ohne Limit beim Feiern keine Sorgen: „Das schöne ist, wir haben Profis, die genau wissen, wo vor einem schweren Spiel wie Hartberg die Grenzen sind.“ Ein Nebengeräusch bei dem unglaublichen Abend: Für Christian Ilzer wird es in Wien vor dem TV-Schirm etwas Balsam auf seine bei Austria derzeit etwas verwundete Trainerseele gewesen sein. Denn ohne seine Arbeit in der letzten Saison bei Wolfsberg hätte es das bisher größte Ausrufezeichen in der Kärntner Fußballgeschichte nicht geben können.

Foto: Wolfsberger AC Media.

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