Fußball

Die Hoffnung zum Start: Ein Ausrufezeichen durch Sturm Graz!

12.000 Karten für den Schlager zum Bundesligastart am Freitagabend zwischen Sturm Graz und Titelverteidiger Red Bull Salzburg verkauft, nicht weniger für Rapid-Hartberg am Samstag, 9500 für das Kärntner Derby am Sonntag im Wörthersee-Stadion. Auch die Fans sind offenbar auf den Auftakt der Saison gespannt. Viele erhoffen gleich ein Ausrufezeichen durch Sturm: Mit einem Sieg. Um damit ein Signal zu geben, dass es Salzburg durch seinen Umbruch schwerer haben wird als in den letzten Saisonen, den Titel zu holen. Sturm hat seit 2014 kein Match in der ersten Runde verloren, 2016 zum Start Salzburg 3:1 bezwungen. Die letzte Niederlage des Serienmeisters beim Auftakt.

Sturm war bereits letzte Saison die Nummer eins. Aber nur bei den Toren nach Standardsituationen. Keine andere Mannschaft erzielte so viele, nämlich 15. In Graz herrscht Aufbruchstimmung. Alles glaubt an die Fortsetzung des  Aufschwungs unter Sportchef Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer. Die Mannschaft blieb bis auf Innenverteidiger David Nemeth praktisch unverändert. Das macht einen Unterschied zu den Bullen, der ein kleiner Vorteil sein kann.  Ähnliches gilt auch für Rapid. Der Meister hat hingegen mit dem 33 jährigen Matthias Jaissle auch einen neuen Trainer, der mit 33 erstmals Chef in der obersten Spielklasse ist. Wird Salzburg für ihn ein ähnliches Karrieresprungbrett wie für seine Vorgänger Jesse Marsch und Marco Rose?   „Ich kann beweisen, dass es mir gelingt, Spieler besser zu machen, ich habe Ruhe, die Mannschaft und mich zu entwickeln.“ Im August wird es mit der Ruhe vorbei sein, wenn  es in die Play-offs zur Champions League geht: „Wir ackern auf diesen ersten Höhepunkt hin, aber wir haben eine der jüngsten Mannschaften der Red Bull-Geschichte in Salzburg.“ Der Altersschnitt im Kader beträgt nur 22,7 Jahre.

Jaissle macht kein Geheimnis daraus, sich an Ralf Rangnick zu orientieren. Das war sein Jugendtrainer in Stuttgart, sein Trainer  in Hoffenheim, später Sportdirektor bei RB Leipzig, als Jaissle, der auch den Bachelor in Sportbusiness-Management machte, seine Trainerkarriere in der Jugend begann: „Rangnick ließ schon in Hoffenheim die Art Fußball spielen, für die ich jetzt stehe.“ Die ist zugleich auch die Spielphilosophie von Salzburg, die Rangnick dort in seiner Sprotchefära praktisch installiert hat. Jaissle steht auch in Austausch mit Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, den er kennt, seit er in Hoffenheim Jugendtrainer war. Nagelsmann zeigt Jaissle sozusagen vor, dass Alter keine Rolle spielen muss: Jaissle sieht es für sich auch als Vorteil, dass er selbst Spieler war. Alle Sachen, die ihm damals zuwider waren, auf den Kecks gingen, macht er heute anders: Keine Videositzungen, die eine Stunde oder länger dauern, keine aufgezwungene Teambulding-Maßnahmen.

Jaissle sieht Salzburg noch mitten im Umbruch, der Prozess sei noch im Gange. Mit Fragezeichen. Er muss nicht nur die Langzeitverletzten Sekou Koita und Albert Vallci vorgeben, sondern vorerst auch auch Mergim Berisha und Noah Okafor. Die Fragezeichen: Wie schafft der 21 jährige Nachfolger von Cican Stankovic, Nico Mantl, seine erste Saison als Nummer eins im Tor? Wer kristalliert sich auf Dauer als Nachfolger von Andre Ramalho im Abwehrzentrum neben Max Wöber heraus? Schaffte es der 21 jährige Kamil Piatkowski? Wer sind ohne Rekordverkauf Patson Daka, Koita, Berisha und Okafor die zwei Spitzen? Deutschlands U 21-Europameister Karim Adeyemi ist gesetzt. Dann hat Jaissle die Wahl zwischen einem 20 jährigen (Adamu Junior)und einem 19 jährigen (Benjamin Sesko). Die meiste personelle Auswahl gibt es auf der Position des zu Brighton gewechselten Enock Mwepu im rechten Mittelfeld.

Sturm schoss sich letzten Samstag im Cup mit neun Toren für den Start ein, ist auch wegen der Vertargsverlängerung von Otar Kiteishsvili bis 2024 positiv gestimmt, setzt auf die Tollhausatmosphäre im Stadion, die es erstmals seit eineinhalb Jahren geben wird. Ilzer macht sich wenig Illusionen, dass Salzburg infolge des Umbruchs leichter zu bezwingen sein wird: „Dort zeichnen sich schon die nächsten ab, die in den nächsten Jahren für eine zweistellige Millionensumme verkauft werden.“ Da fehlen ihm gleich einige ein. Wie Sesko, Nicolas Seiwald oder die noch wenig beachteten Maurits Kjaergaard und Bryan Okoh. In der letzten Saison gelang es nur Sturm Salzburg zweimal zu bezwingen. Im Oktober 3:1 in Salzburg, im Februar, als der Grazer Rasen ramponiert war, 2:1 in Klagenfurt. Allerdings jeweils nach Europacup-Terminen.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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