Der größte Triumph von Österreichs Meister Salzburg im bisher wichtigsten Spiel seiner Red Bull-Geschichte bescherte Puls4 neue Rekordquoten. Bis zu 637.900 Zuschauer sahen die Live-Übertragung vom 2:1 in Dortmund, das war Donnerstag Abend die reichweitenstärkste Sendung am österreichischen TV-Markt mit einem Marktanteil von 20,9 Prozent. Beim Retourspiel wird der Rekord garantiert noch verbessert werden. Und wenn dann der erstmalige Salzburger Aufstieg ins Viertelfinale der Europa League fixiert wird, wozu sogar eine 0:1-Niederlage reichen würde, dann warten auf Borussia Dortmund und seinen Wiener Trainer Peter Stöger sicher noch schlimmere Schlagzeilen als nach der ersten Heimpleite in seinen bisher vier Monaten im Kohlenpott (siehe oben): „Ösis lachen BVB-Ösi aus“, stand in „Bild zu lesen. Weiter von einem BVB-Schmach, von einer Dösi-Pleite gegen die Dosen-Ösis in Anspielung auf Red Bull. Und „Dortmund nur Schwach-Gelb, braucht jetzt ein Euro-Wunder“. Die realistischeren Aufstiegshoffnungen hat Stögers Freund Ralph Hasenhüttl mit RB Leipzig nach dem 2:1-Heimsieg über Zenit St. Petersburg, der dem Spielverlauf und den Chancen nach zu knapp ausfiel. Dortmund darf sich über die verdiente Niederlage nicht beschweren, obwohl Salzburgs zweitem Treffer ein nicht geahndetes Foul von Stefan Lainer voranging, der dann den Torschützen Valon Berisha den Assist lieferte.
Die Kehrseite des Triumphs: Salzburgs Leistungen wird Begehrlichkeiten geweckt haben. Einige spielten so gut und auffällig, dass sie im am internationalen Markt, nicht nur in der deutschen Bundesliga, im Blickpunkt stehen werden. Angefangen von Lainer über Diadie Samassekou, Amadou Haidara, den mitunter herausragenden Xaver Schlager,den Doppeltorschützen Valon Berisha sowie das Stürmerduo mit Munas Dabbur und Hee-Chan Hwang. Und nicht zu vergessen Trainer Marco Rose. Wer von 43 Pflichtspielen mit Salzburg nur eines verliert, in 18 Europacuppartien unbesiegt bliebt, zuvor die Youth League gewann, der muss grosse Qualitäten haben. Das unterstrich auch Salzburgs starker Auftritt in Dortmund, bei dem die Mannschaft auch laufstärker und fitter wirkte. Roses Vertrag bei Salzburg läuft bis 2019. Wenn er versichert, nicht aktiv daran zu arbeite, vorzeitig zu wechseln, dann kann man das für bare Münze nehmen, dem sympathischen Querdenker durchaus glauben. Einige sehen schon etwas voreilig in ihm den möglichen Stöger-Nachfolger in Dortmund. Da sollte man das zweite Spiel abwarten.
Rose meinte zurecht, dann habe vorerst nur ein gutes Ergebnis erzielt, aber noch nichts erreicht. Das Ziel sei schließlich das Viertelfinale und nicht einmal in Dortmund zu gewinnen: „Wenn wir beginnen, daheim den Vorsprung nur verwalten zu wollen, dann wird uns Borussia dafür grausam bestrafen“, prophezeite er. Seit Freitag ist für ihn das Sonntagspiel in Mattersburg das vorrangige Thema. Sportchef Christoph Freund kam übrigens Donnerstag Abend mit dem Lesen der vielen Glückwunsch-SMS auf seinem Handy kaum nach. Eines der ersten kam vom ehemaligen Salzburg-Doublemacher Adi Hütter aus Bern.