Fußball

Die komische Rolle von Salzburg und Austria beim Amoklauf um mehr TV-Gelder

Endkampfstimmung beim High Noon in der Wiener Geschäftsstelle der Bundesliga am Dienstag ab 12 Uhr. Die Rotenberggasse im noblen Hietzing als Ort des zweiten Amoklaufs innerhalb von drei Monaten um eine neue Verteilung der TV-Gelder. Federführend sind der LASK, Meister Red Bull Salzburg und die Wiener Austria, mitmachen werden sicher wieder St.Pölten, Wolfsberg, Mattersburg und die Admira. Wenn sich noch ein achter Verein findet, wovon LASK-Präsident Siegmund Gruber ausgeht, sonst hätte er wohl nicht den Antrag auf eine neuerliche Klubtagung gestellt, ist das Chaos der Liga perfekt. Das zeichnete sich schon am Tag davor  ab. Weil sowohl Befürworter der Neuverteilung der TV-Gelder als auch die Gegner Klagen androhen, wenn sie verlieren. Die Liga gibt schon jetzt wegen dieses unnötigen Streits ein entsetzliches Bild ab. Was auch einige Sponsoren sicher registrieren werden. Von verlässlichem Partner keine Spur mehr. Aber das nehmen sieben oder acht Vereine in Kauf. Ihnen geht es darum, sechsstellige Summen mehr als bisher zu kassieren und vor allem auch darum,  Rapid als populärstem Verein mit den meisten Zuschauerzahlen eins auszuwischen und in siebenstelliger Höhe finanziell zu schaden.

Der derzeit noch gültige Verteilerschlüssel wurde bereits im April 2017 beschlossen. Also noch vor dem Abschluss des neuen, lukrativen TV-Vertrags auf Sky. Damals schrieb die Bundesliga in ihrer Aussendung als Titel: „Solidarität trifft auf Leistung.“ Und: „Ab der Saison 2018/19 werden die TV-Einnahmen leistungsorientierter als bisher verteilt, die Kriterien sportlicher Erfolg und Zuschauer im Vergleich zur laufenden Verteilung aufgewertet. Auch AG-Vorstand Markus Kraetschmer (Bild oben) zeigte sich damit sehr einverstanden, wie man auf einer Austria-Aussendung nachlesen konnte: „Wir sagen in unserem Leitmotiv klipp und klar, dass wir mehr Besucher in die Stadien bringen wollen, einen Zuschauerschnitt von über 10.000 anstreben. Deshalb ist es auch richtig, diesen Bereich verstärkt in den Verteilerschlüssel aufzunehmen und die Bemühungen der Klubs zu honorieren“. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Als Kraetschmer dies sagte, war er noch im Aufsichtsrat der Bundesliga, dort erster Vizepräsident. Der Aufsichtsrat, in dem als Salzburg-Vertreter Volker Viechtbauer sass, stimte einstimmig für diesen Verteilerschlüssel, die Klubs beschlossen ihn mit Zweidrittelmehrheit.

Jetzt sind Salzburg und Austria sozusagen „Komplizen“ der von Gruber mit falschen und fadenscheinigen Soliraditäts-Argumenten angezettelten Revolution. Eine komische Rolle, die sie in ihrer Allianz mit dem LASK spielen. Man kann die auch durchaus als übel bezeichnen. Man soll man von Personen halten, die zunächst etwas in einer Arbeitsgruppe mitverhandeln und dann beschließen, dann total die Meinung ändern, ohne eine Saison abzuwarten? Auf Grund von Hochrechnungen alles umzuwerfen, ist alles andere als seriös. Und bei allem Respekt, den sich der  für den Aufschwung in der Ära von Gruber verdient diesmal kann man über die Linzer nur den Kopf schütteln. Es geht ihnen  um mehr Anteile an den Zuschauereinnahmen, obwohl sie im kleinsten Stadien der Liga mit einem Fassungsraum für nur 6000 Zuschauer spielen. Aber für den Spielort Pasching ist der LASK selbst verantwortlich, sonst keiner. Das Linzer Stadion mit 14.000 Zuschauern stünde zur Verfügung, nur findet der LASK keine vernünftige Gesprächsbasis zur Stadt Linz, muss bis 2022 auf sein eigenes, größeres Stadion warten. Will aber schon vorher mehr TV-Gelder.

Das Gruber-Argument, wonach Rapid als Achter nicht 1,8 Millionen mehr TV-Gelder als der Tabellenführer Salzburg kassieren darf, ist auch alles andere als stichhaltig. Denn in Deutschland würde niemand auf die Idee kommen, den Verteilerschlüssel der TV-Gelder neu zu beschließen, wenn Bayern München einmal ins Mittelmaß abrutschen sollte. Dass nicht immer der bessere das meiste Geld bekommt, spürte Salzburg auch letzte Saison in der Europa League. Der Semifinalist bekam deutlich weniger TV-Gelder also der türkische Klub Konyaspor, den Salzburg in der Gruppenpahse distanziert hatte.  Rapid Vorhaltungen zu machen, dass die Stadt Wien den Neubau des Allianz-Stadions finanziell subventionierte, ist einfach lächerlich. Das müsste Gruber auch seinem „Partner“ Kraetschmer vorhalten. Rapid zahlt ebenso den Kredit für den Stadionbau zurück wie die Austria. Die „kleineren“ Vereine die mit Gruber, Salzburg und Austria marschieren, sollten einmal nachdenken, gegen welchen Verein sie bei Heimspielen die meisten Zuschauer haben. Der heißt eindeutig Rapid. Und das müsste eigentlich auch“honoriert“ werden.

Der LASK sicherte sich in den letzten Monaten trotz der offenen Feindschaft zu Rapid auch grün-weißes Know-How. In Person von Harry Gartler als Projektleiter für den Bau des neuen Stadions. Er war das auch in Hütteldorf beim Allianz-Stadion. Dagegen ist nichts einzuwenden. Etwas problematischer wird es schon im Fall des Juristen Niklas Belihart. Falls es stimmt, was ihm ihm nachsagt. Dass er grün-weißes Insiderwissen mit nach Linz nahm, das jetzt gegen Rapid verwendet wird.  Man hört auch, dass Rapids Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek aus welchen Gründen auch immer für den Großteil der anderen Klubs ein rotes Tuch ist. Vielleicht wäre Grün-Weiß gut beraten, bei der  Tagung am Dienstag außer mit Peschek und einen Anwalt auch mit Präsident Michael Krammer in der Ligazentrale vertreten zu sein.

Rapid, Sturm Graz durch seinen Präsidenten Christian Jauk, der zum neuen Aufsichtsrat der Liga gehört, Hartberg mit seiner Präsidentin Brigitte Annerl, die zurecht feststellte, dass Streiten der Liga nicht hilft, Wacker Innsbruck mit seinem Chef Gerhard Stocker, der auch Präsident der Liga ist, und Altach verhinderten im Dezember die Zweidrittelmehrheit für eine Neuverteilung der TV-Gelder und damit den Anschlag auf die Vertragstreue der Liga, die Stocker als höchstes Gut bezeichnete. Wer den Tiroler kennt, kann ausschließen, dass er diese Meinung geändert hat. Obwohl einige verwunderte, dass er im Aufsichtsrat nicht gegen den Antrag auf die neue Klubtagung stimmte, sondern sich der Stimme enthielt. Die Spur führt eher noch weiter in den Westen. Ins Ländle nach Altach, wo es mit dem Fruchtsaftproduzenten Peter Pfanner einen neuen Präsidenten statt Karlheinz Kopf gibt.

Foto: FK Austria Wien Media.

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