Fußball

Die Krise ist wieder da: Das 1:3 passt genau zu Rapid! Krammers Appell, Aufregung um Video

Letzten Donnerstag kam Rapids Sportchef Fredy Bickel in der Schweiz unverdient zum Handkuss. Weil er auf der Grund seiner Vergangenheit für die erste Saisonpleite seines Ex-Klubs Young Boys Bern herhalten musste.  Da stellte sich der Fussballchef des „Blick“ namens Andreas Böni hin und nannte als Grund für die 0:4-Demonatage daheim im Derby gegen Thun,  die Young Boys hätten noch zuviel  Bickel-Gedenkmentaltität intus. Nämlich leger, künstlerisch, musikalisch, aber zu wenig ernsthaft. Das mit zu wenig ernsthaft kam einem Sonntag bei Rapids erster Saisonpleite, dem 1:3 (0:1) in der Südstadt gegen Admira/Wacker wieder in den Sinn. Schon nach 37 Sekunden, als Kapitän Stefan Schwab mit einem schlimmen Ballverlust Admira die schnelle Führung ermöglichte. Bei Rapid will man nicht sehen, das der Salzburger trotz Riesenengagement und großem Aufwand nach seinem Knöchelbruch nicht in die Spur findet.  Realitätsverweigerung, die man auch in manchen Kommentaren nach der Niederlage bemerkte. Mehr Ballbesitz, eigentlich bessere  Mannschaft, Moral gezeigt etc. Die Wahrheit:  Die Admira hätte mindestens fünf Tore schießen können. Bei ihren Kontermöglichkeiten im Finish, als sich Rapid auflöste.

Eigentlich passte die Begleitumstände der Niederlage genau zu der bei Rapid herrschenden inneren Unruhe. Der Fehler zum schnellen 0:1 (ein ähnlicher unterlief Stephan Auer beim dritten Admira-Tor),  dann in starken 20 Minuten  zum Teil mit Pech (Schwabs Kopfball an die Latte), aber auch wegen zu wenig Entschlossenheit (Louis Schaub) die Chancen zum 1:1 nicht genützt. Nach der Pause der Admira viel zu früh Räume zum Kontern geöffnet, die ausgerechnet der Ex-Rapidler Dominik Starkl zweimal in nur zwei Minuten perfekt nützte.  Danach drehten einige Fans zum zweiten Mal hintereinander durch: Wie beim Derby gegen Austria sorgten sie für eine Spielunterbrechung.  Nach Starkls zweitem Treffer flogen zum zweiten Mal Becher (zum Teil voll) und auch Fahnenstangen aus Plastik auf den Rasen. Da unterbrach Referee Robert Schörgenhofer das Match für einige Minuten ähnlich wie Alexander Harkam das Derby.   Rapids Führungsetage mit Präsident Michael Krammer sollte dieser Fanszene rasch und deutlich kommunizieren, dass es nichts am Rasen geben kann, was solche Aktionen rechtfertigt. Keine Niederlage, keine Fehlentscheidung des Referees, keine Provokationen eines Gegners, gar nichts.  Viel darf man nicht mehr passieren, sonst bleibt der Liga nichts mehr anderes übrig, als den Rapid-Fansektor zum zweiten Mal zu sperren. Voerst blieb es bei 30.000 Euro Geldstrafe für die Vorkommnisse bei Derby. Für Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek eine harte Strafe. Die für die Südstadt-Skanalszenen wird noch härter sein.

Die Beschwichtgungsversuche von Rapids Servicechef Andy Marek am Zaun vor den Fans wirkten rührend, konnten aber den  Skandal nicht verhindern. Es sah zwar nach einer Machtdemonstration des Vorarlbergers Referees Robert Schörgenhofer aus, das Spiel für sieben Minuten zu unterbrechen, weil er die Sicherheit der Spieler gefährdet sah. Weder die Admiraner noch die Rapidler, denen wohl die Aktion der eigenen Fans  galt, sahen das so, bestürmten Schörgenhofer, weiterspielen zu lassen.  Doch der zog sein Ding durch. Darüber kann man diskutieren. Nicht über die rote Karte für Thomas Murg in der Nachspielzeit, als er im Frust über ein Foul von ihm den Ball wegdrosch und damit unabsichtlich Schörgenhofers Assistenten Hadip Tekeli durch einen Treffer an den Schienbeinen „abschoss“. Das brachte ihm nur ein Spiel Sperre. In Deutschland wäre er nicht so billig  davongekommen.

Frust schoben auch Krammer und  Finanzreferent Martin Bruckner, die irgendwie gezeichnet wirkten, als sie nach Schlusspfiff nebeneinander auf der Tribüne miteinander redeten. Hinter ihnen „lauerte“ Martin Lang mit dem ORF-Hörfunkmikrofon bereits auf erste Kommentare. Krammers Appell  war ein Schritt in die richtige Richtung: „Jeder Gegenstand und sei er ach noch so klein, schadet Rapid. Daher appelliere ich an alle Grün-Weißen, dies ohne Ausnahme zu unterlassen.“

Zu dieser Zeit tobte Trainer Goran Djuricin am Rasen, weil er sich  von Admiras bei Österreichs Fußballdamen  erfolgreichen Tormanntrainer Walter Franta provoziert fühlte, sich nicht beruhigen ließ. So leid es tut, schön langsam muss sich Djuricin  hinterfragen lassen. Und mit ihm der Sportvorstand, der ihn bestellte. Djuricin war es rätselhaft, wie Rapid so ein Spiel aus der Hand geben konnte. Anderen  war es rätselhaft, warum Djuricin erst versuchte, mit Wechseln etwas zu ändern, als das Match schon verloren war. Giorgi Kvilitaia erstmals seit Mai nach nur einer Stunde Spielpraxis in der zweiten Mannschaft am Freitag in der Regionalliga Ost zu bringen, war ein Schlag ins Gesicht für alle, die voll die Vorbereitung mitmachten, voll im Saft stehen. Auch wenn Kvilitaia noch an die Latte köpfelte. Dass Djuricin  in den letzten zehn Minuten mit drei Mittelstürmern agierte, zeugte eher von Panik, die sich breit machte. Die nur die Admira nicht in Tore umsetzte.

Ein Schlag ins Gesicht war es auch für Steffen Hofmann. Es ist zwar schon fad, das zur Diskussion zu stellen, aber es führt kein Weg daran vorbei. Zum zweiten Mal hintereinander nicht eingewechselt, obwohl das nach dem Spielverlauf objektiv die naheliegendste Lösung war. Aber Djuricin setzte lieber auf Eren Keles. So ist der Ehrenkapitän nur wie eine Attrappe auf der Bank, die für Djuricin offenbar keine Alternative mehr ist. Man sollte dieses für Hofmann bei seinen Riesenverdiensten um Rapid unwürdige Spiel rasch beenden, ihm die Ersatzbank ersparen, wenn der Trainer nicht mehr mit ihm plant.

Die Krise hat Grün-Weiß rasch wieder eingeholt. Kapitän Schwab gestand vor den „Sky“-Kameras ehrlich, was ihn auszeichnet: „Leider erinnerte vieles an die Spiele der letzten Saison.“ Rapid hat nach erst vier Runden schon sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Sturm Graz, einen Konkurrenten  im Kampf um das Saisonziel, um die Europacupplätze. Sturms Trainer Franco Foda verließ nach Admiras zweitem Tor die Südstadt in Richtung Sky-Studio zu „Talk und Tore“. Die Grazer gastieren nächsten Samstag in Hütteldorf. Rapid hat zwei Heimspiele hintereinander. Auf Sturm Graz folgt der LASK. Da müssen nach der Südstadt-Pleite zwei Siege vor den Duellen gegen Salzburg und Altach her. Sonst wird die Luft für alle noch dünner, als sie es jetzt schon ist. Auch für Bickel und Djuricin. Bickels erster Neueinkauf Bolin Bolingoli war beim Startdebüt auch keine Offenbarung. Sein Gegenspieler, Max Sax, war der beste Admiraner. Bolingoli ist zwar der schnellere Linksverteidiger als Thomas Schrammel, aber zumindest nach Sonntag muss man sagen: Flanken kann Schrammel besser.

Montag kursierte im Netz ein Video vom Disput zwischen Djuricin und Franta. Nicht sehr vorteilhaft für den Trainer. Rapid sah sich zu einer offiziellen Stellungnahme genötigt.  In der Djuricin die Unterstellung, er habe Franta angespuckt, auf das Allerschärfste zurückweist. Er habe nur das Spucken angedeutet, wofür er sich auch entschuldigte. Bickel gab zu, Djuricin hätte sich auf den Disput gar nicht einlassen sollen.

 

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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