Vom Vizemeister, Champions League-Achtelfinalisten zum Abstiegskandidaten auf Platz 14: Guido Burgstaller macht mit Schalke derzeit den freien Fall mit. Begleitet von viel Verletzungspech. Zunächst wochenlange Pause wegen Achillessehnenbeschwerden, dann beim 2:3 gegen Manchester City in der Champions League am Sprunggelenk verletzt. Schmerzen hat er noch immer, doch wird sich der „Malocher“ trotzdem Freitag Abend in Bremen gegen Werder Trainer Domenico Tedesco zur Verfügung stellen. Für den ist es ein letztes Spiel auf Bewährung. Der neue Sportvorstand Jochen Schneider stellte Dienstag bereits klar, sofort die Trendwende zu erwarten. Aber der 33jährige Tedesco hat in seiner zweiten Saison auf Schalke die Kontrolle über Teile seines Teams verloren. Auch weil er vom ehemaligen Manager Christian Heidel, der vor zwei Wochen das Handtuch warf, kaum Hilfe bekam.
Heidel vermied Konflikte mit den Stars, ließ Tedesco mit den Problemen allein. Von „Mannschaft“, die eine Gemeinschaft ist, kann bei Schalke keine Rede mehr sein. Sondern nur von Sauhaufen. Was man ja bei den letzten Pleiten gegen Mainz und Fortuna Düsseldorf sah. Bei der 0:4-Peinlichkeit daheim gegen den Aufsteiger liefen die Verlierer am letzten Samstag acht Kilometer weniger als die Sieger. Für einen bodenständigen geerdeten Typen wie den Kärntner Burgstaller können die internen Zustände bei Schalke nur ein Greuel sein. Ohne dass er ein Wort darüber verliert.
Da gibt es die „French Connection“, die Fraktion des französisch sprechenden Spieler wie Nabil Bentaleb, Salif Sane oder Amine Harit. Ihre Markenzeichen: Unpünktlichkeit, Unprofessionalität, Casino-Exzesse, die Vermüllung der Kabine mit benutzten Tape-Verbänden, Flaschen und Bechern, die am Boden herumliegen. Tedescos Versuch, mit Harit einen der Rädelsführer durch Sofort-Verkauf im Winter loszuwerden, scheiterte am Veto von Heidel. Die Spieler, die intern in der erfolgreichen letzten Saison mitunter auf den Tisch hauten, sind weg: Leon Goretzka, Max Meyer oder der erfahrene Brasilianer Naldo.
Dann gibt´s die ausgeprägten Egoisten. Wie der im Sommer um 16,5 Millionen von Bayern München geholte Sebastian Rudy oder der deutsche Teamstürmer Mark Uth, der nur zwei Tore in 18 Bundesligaspielen erzielte. Sie sollten die Königstransfers sein, gehe lieber ihren eigenen Wege, sehen sich sogar als „Opfer“. Bleibt ein halbes Dutzend als trainertreue Truppe. Angeführt von Daniel Caligiuri und Burgstaller. Tedesco scheiterte, Erzieher eines schwer erziehbaren Kaders zu sein. Wollte zu oft an das Gute in seinen Problemprofis glauben und wurde meist bitter enttäuscht. Ab sofort will der Deutsch-Italiener Tedesco nur noch auf seine Mentalitätsspieler wie Caligiuri, Burgstaller oder den jungen Amerikaner Weston McKennie statt auf Stinkstiefel setzen. Das könnte zu spät sein. Uth und Harit gehören nicht zum Kader für das Match in Bremen.
Schalke ist mir 226 Millionen Euro verschuldet. Dazu wird es kommende Saison keine Einnahmen aus der Champions League geben, womit an die 40 Millionen fehlen werden. Also existiert bereits eine Verkaufsliste von elf Spielern, die sich mehr oder weniger als Flops erwiesen. Weder Burgstaller noch der Tiroler Alessandro Schöpf, für den die Saison nach einer Knieoperation bereits beendet ist, stehen drauf. Trotzdem gibt es derzeit wenig Grund, hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken. Bei Burgstaller aber doch einen privaten: Er wird bald zum ersten Mal Vater!