Rapids Wahlkomitee mit seinem Vorsitzenden Erich Haider brach Freitag sein Schweigen über die Hearings über die Konzepte der vier Präsidiumskandidaten zur Neuwahl am 26. November. Dabei ging es um die sportliche Entwicklung, wirtschaftliche Vorstellungen, Stärken und Kompetenzen, die Weiterentwicklung der Organisation und die gesellschaftliche Positionierung des Klubs. Dazu galt es, ergänzende Fragen des Komitees zu beantworten, zu denen auch einige der 300 von Rapid-Mitglieder übermittelte gehörten. Zumindest in gebündelter Form. Da sich eine Liste zurückzog, die andere kein nachvollziehbares oder plausibles wirtschaftliches Konzept präsentierte, blieben zwei übrig. Die vom Unternehmer Stefan Singer, der zum zurückgetretenen Präsidium gehörte und die vom ehemaligen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz (Bild oben), auf der auch der grün-weiße Fußballgott Steffen Hofmann steht. Allein schon wegen seiner Person gilt die Wrabetz-Liste als Favorit, zumal Singer eher für die bisherige Linie des Klubs und nicht für Erneuerung steht.
Die endgültige Entscheidung über den Wahlvorschlag an die Hauptversammlung fällt in drei Wochen am 4. November. Bis dahin könnte es zu einer Einigung auf eine gemeinsame Liste kommen, wonach des derzeit aber nicht aussieht. Obwohl auf beiden Listen Plätze frei gehalten wurden. Auf der von Wrabetz vier, auf der von Singer drei. Zum Wrabetz-Team gehören außer Hofmann noch Anwalt Christian Podoschek, Unternehmer Michael Tojner, der mit seiner Varta-Gruppe einer der großen Rapid-Sponsoren ist, sowie die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Nurten Yilmaz, die seit Jahren zum Ethikrat von Rapid gehört. Mit Singer im Team sind Christoph Neumayer, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, die Unternehmer Manfred Hofmann und Stefan Kjaer, die zur Mitgliederinitiative „Rapid 2020“ gehörten, die ehemalige Spielerin Nadine Prohaska sowie Ex-Rapidler Michael Hatz, der zur Mannschaft gehörte, die 1996 Meister wurde und ins Finale des Europacups der Cupsieger kam. Etwas überraschend, dass Wrabetz und nicht Hofmann als Listenführer aufscheint. Wrabetz wäre auch bereit, sich einer Kampfabstimmung unter den Rapid-Mitgliedern zu stellen.
Sportlich warten auf Rapid nach der schlimmen Derby-Pleite vier Tage, an denen nichts passieren darf. Samstag beim Schlusslicht Ried, Dienstag im Achtelfinale des Uniqa-Cups bei WSG Tirol im Gernot Langes-Stadion in Wattens. Das weiß auch Trainer Ferdinand Feldhofer. Gegen Ried blieb Rapid in den letzten vier Spielen ungeschlagen, feierte diese Saison mit Glück den einzigen Heimsieg. Die Innviertler haben anderseits ihre letzten fünf Heimspiele gegen Grün-Weiß nicht verloren, schöpfte zum Unterschied von Raid in der letzten Runde durch das 2:1 in Wolfsberg Selbstvertrauen. „Rapid ist vom Kader her deutlich über uns zu stellen“, weiß Trainer Christian Heinle, „aber wir können jeden Gegner ärgern“. Mit Grün-Weiß kommen zwei Ex-Rieder, Marco Grüll und Ante Bajic, der als Joker Rapids Tor im Derby erzielte, zuvor wegen Corona und einer Zahnoperation pausieren hatte müssen. Möglich, dass er erstmals seit August wieder in der Startelf steht. Nach der desaströsen ersten Hälfte im Derby müsste es auch Umstellungen im Mittelfeld geben, vor allem im zentralen.
Denn Legionär Nicolas Kühn, der im Derby stark abging, ist wegen einer Bänderverletzung im Sprunggelenk „mehr als fraglich“, wie Trainer Ferdinand Feldhofer erklärte. Rapid fährt von Ried nicht nach Wien zurück, sondern weiter in Richtung Tirol, um sich bestmöglich auf den Cup vorzubereiten. Ein Beweis, dass die Lage sehr angespannt ist, zumal Rapid vor dem Start in die Rückrunde nicht unter den ersten sechs aufscheint.