Es ist schon schlimm, dass Donnerstag kein Wiener Klub in der Gruppenphase der Europa oder Conference League vertreten ist. Aber es kann durchaus noch eine „Steigerung“ dieses Szenarios geben: Es sind zwar erst sieben der 22 Runden des Grunddurchgangs gespielt, aber ganz unvorstellbar ist es derzeit nicht, dass die Meisterrunde erstmals ohne Wiener Beteiligung, also ohne Austria und Rapid in Szene gehen wird. Solche Gedanken sind aufgrund der letzten Spiele durchaus gar nicht so abwegig: Austria seit 10. August (2:1 bei Legia Warschau) ohne Sieg, Rapid seit dem 24. August, dem umjubelten 1:0 gegen Fiorentina in Hütteldorf. Rapid schaffte 2019 nicht den Sprung unter die ersten sechs, Austria in den folgenden zwei Jahren. Aber Wiener Derbys in der Qualifikationsgruppe gab es noch nie. Wäre etwas Neues.
Für Grün-Weiß sieht es mit vier Punkten mehr noch ganz so besorgniserregend aus wie für Violett. Aber wenn es so wie zuletzt in den sieglosen drei Heimspielen weiter geht, dann kann durchaus etwa passieren. Trainer Zoran Barisic gibt nur eine „Ergebniskrise“ zu, sieh bei den Leistungen kein Tief, weil es stets gelinge, genug Torchancen herauszuspielen. Nur belohne man sich nicht. Das hat aber sicher mit Qualität zu tun. Es klappt ja nicht nur die Chancenverwertung nicht, auch in der Defensive gibt es stets Aussetzer. Man kann fast schon darauf wetten, dass etwas „passiert“, wenn Martin Moormann im Einsatz ist. Fehler, der zur Niederlage gegen Hartberg führte, gegen Wolfsberg zwar sein erstes Tor in der Bundesliga erzielt, aber bei zwei Treffern der Kärntner nicht schuldlos. Dass ein Leader wie Guido Burgstaller stark abgeht, steht außer Diskussion. Gegen Wolfsberg hatte Rapid weniger Torschüsse und Ballbesitz, die schlechtere Zweikampfquote. Terence Kongolo kassierte als zwölfter Spieler in diesem Jahrtausend bei seinem Bundesliga-Debüt die rote Karte (jeder dieser zwölf war übrigens ein Legionär), wurde wegen Verhinderung einer offensichtlichen Torchance nur für das Spiel gegen Sturm gesperrt.
Die Austria hat zwar mit Andreas Gruber einen Rekordspieler, aber das ist zu wenig. Denn kein anderer als Andreas Gruber erzielte in dieser Saison 80 Prozent der Tore seiner Mannschaft, im konkreten Fall vier von fünf. Auch das erklärt das violette Tief, gegen das Trainer Michael Wimmer nur ein Rezept einfiel: „Wir müssen die Köpfe hochkriegen und Vollgas geben!“ Damit es Sonntag in Altach nicht die nächste Enttäuschung gibt.
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