Samstag wird in Salzburg entschieden, wer auf Leo Windtner (Bild oben) als Präsident des ÖFB folgen, wer der einzige Kandidat bei der Generalversammlung am 17. Oktober in Velden sein wird. Eine Kampfanstimmung in fünf Wochen schloss Wolfgang Bartosch, der Vorsitzende im Wahlausschuss, aus. Die gibt es nur am Samstag zwischen dem 65 jährigen Gerhard Milletich, dem Präsident des burgenländischen Landesverbands und dem 20 Jahre jüngeren Unternehmer Roland Schmid, der für neue Wege stehen soll. Ohne Erfahrungen sowohl im Spitzen-als auch im Breitenfußball. Sollte es darauf ankommen, hat Milletich Vorteile: Seit 2012 Chef im Burgenland-Verband, insgesamt 27 Jahre bis 2020 für den SV Parndorf zuständig. Darunter drei Jahre in der zweiten Liga. Zudem ist er mit dem Bohmann-Verlag erfolgreich im Geschäftsleben: 120 Angestellte, 30 Millionen Umsatz im Jahr.
Überraschend kamen zuletzt aus dem Burgenland kritische Stimmen gegen Milletich. Von den Amateurvereinen aus dem Seewinkel. Denen ist das noch unter Milletich installierte Nachwuchszentrum in Parndorf ein Dorn im Aug, weil dorthin die meisten Talente aus dem Seewinkel abwandern. Aber kann man einem Initiativen für die Nachwuchsarbeit vorwerfen? Überdies unterstellen einige Milletich, er wolle das von Windtner in Wien-Aspern geplante ÖFB-Zentrum ins Burgenland in die Nähe von Parndorf sozusagen umleiten. Eine ÖFB-Geschäftsstelle in Parndorf kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Milletich ist aber nicht der einzige Landesverbandspräsident, der Windtners Aspern-Projekt als finanziell nicht machbar für den ÖFB sieht.
Von Schmid behaupten einige, die nicht zu seinen Befürwortern zählen, hinter seiner Ambitionen, neuer ÖFB-Präsident zu werden, würden eigene Geschäftsinteressen für seine RS-Group stecken. Wegen eines digitalen Kamera-Systems für Landesverbände und Klubs, das er entwickelt hat. Die Frage, wer Schmids „Einflüsterer“ sein werden, sollte er gewählt werden, hat seine Berechtigung. Sponsor zu sein ist eine Sache, als Funktionär Initiven zu setzen, eine andere. Sind die Schmid-Ratgeber noch die gleichen wie in seinem verlorenen Rapid-Wahlkampf um die Nachfolge von Präsident Michael Krammer, der auch im Gespräch war, Windtners Nachfolger zu werden, mit ihm in Kontakt stand. Dies ist sicher auch in Bezug auf die Teamchefdiskussion, um die der neue Präsident nicht herumkommen wird, interessant. Im Rapid-Wahlkampf hatte Schmid zunächst an der Kompetenz von Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic und von Trainer Didi Kühbauer gezweifelt, dann aber wieder zurückgerudert.
Dass der Wahlausschuss Krammer nicht zum Salzburger Hearing zuließ, stellte vieles, wenn nicht alles in Frage. Auch die Begründung von Bartosch, Krammer hätte keine Chance gehabt, die Mehrheit zu bekommen, gibt schwer zu denken. Weil er dies behauptete, ohne Krammers Vorstellungen zu hören. In der Wirtschaft wäre ähnliches undenkbar. Wie auch die Tatsache, dass sich der neue Präsident seine engsten Mitarbeiter nicht selbst aussuchen kann. Bei Rapid konnte Krammer sein Präsidium sozusagen selbst bestimmen. Im ÖFB geht das nicht. Damit werden Milletich und Schmid leben müssen, egal wer das Rennen macht. Die Prognosen darüber wechseln fast stündlich. Sicher: Ein einstimmiges Ergebnis wird es nicht geben. Auch wenn das am Ende die offizielle Version sein sollte.
Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.